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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Blechtasse hastig mit Wasser aus dem billabong und folgte ihm.
    Sean stieß Taipan mit der Stiefelspitze grob in die Rippen. »Buckali! ... Hoch mit dir!«, rief er herrisch. »Baapanannia!... Sonnenaufgang! Wir müssen los!«
    Der Eingeborene gab ein unwilliges Grunzen von sich, erhob sich jedoch nicht und öffnete noch nicht einmal die Augen.
    »Na, dann wollen wir dir doch mal zu einer kleinen Morgenwäsche verhelfen«, sagte Francis hämisch und schleuderte ihm das Wasser aus seinem Blechbecher ins Gesicht.
    Nun fuhr Taipan auf, wischte sich fahrig über das triefende Gesicht und blickte zu ihnen auf. »Mungara!«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Klallin!... Murna klallin!«
    »Was quatscht er da?«, fragte Francis.
    »Dass er großen Durst hat«, übersetzte Sean, der sich einigermaßen in der Sprache der Eingeborenen verständlich machen konnte.
    »Kein Wunder, so wie er letzte Nacht den Fusel in sich hineingekippt hat.«
    »Buckali!... Buckali, Taipan!«, forderte Sean den Aborigine erneut auf. »Nainkulun! ... Zeit zum Aufbruch. Und wenn du Durst hast, dann füll dir deinen dreckigen Wanst gefälligst mit dem Wasser aus dem billabongl Die nächste Flasche Rum kriegst du erst heute Abend, so wie wir es ausgemacht haben. Also auf die Beine mit dir!«
    »Cull-la!... Cull-la!«, murmelte Taipan, was so viel bedeutete wie »Schon gut, in Ordnung«, griff zu seinem Speer, der neben ihm lag, und stemmte sich damit hoch. Er trank vom billabong.
    »Gurra?«, fragte er.
    »Ja, gurra !«, bestätigte Sean, der schon im Sattel saß, während Liam noch damit beschäftigt war, ihre Decken auf dem Gepäckpferd festzuzurren, das sie mit ausreichend Proviant und Wasser sowie mit mehreren Flaschen billigen Fusels für den Eingeborenen und anständigem Branntwein für sich selber beladen hatten. »Nach Südwesten! Und streng dich heute gefälligst an, verstanden?... Pingyin darri booroora atwal... Finde endlich die Spur der drei Männer!«
    »Cull-la... Cull-la«, antwortete Taipan mit ausdrucksloser Miene.
    Sie zogen los. Und obwohl Francis, Sean und Liam eigentlich nur Verachtung für ihren eingeborenen Fährtenleser übrig hatten, mussten sie doch widerwillig anerkennen, dass Taipan über eine schier unglaubliche Ausdauer verfügte. Er lief stundenlang mit einer Leichtfüßigkeit vorneweg, die sie immer wieder in Erstaunen versetzte. Und das, obwohl er in der Nacht eine ganze Flasche von dem üblen, scharfen Zeug in sich hineingekippt hatte, das Joshua Parker nur an die Eingeborenen verkaufte. Jeder andere seiner wahrlich nicht anspruchsvollen Kunden hätte ihm mit Prügel oder Schlimmerem gedroht, wenn er ihm diesen fürchterlichen Fusel vorgesetzt hätte, der mit Petroleum, gebranntem Zucker, Tabaksud und einem Schuss Vitriol versetzt und gelängt war.
    Gute anderthalb Stunden nach ihrem Aufbruch blieb der Eingeborene plötzlich stehen.
    »Darri?«, stieß Sean aufgeregt hervor und führte sein Pferd neben ihn. »Ist das ihre Spur?«
    Taipan deutete mit der Speerspitze auf eine Stelle vor sich, wo sich mehrere Eindrücke im steinigen Boden fanden. Doch man musste schon ein scharfes und geübtes Auge wie Taipan haben, um darin eine Spur erkennen zu können. Zumal nach dem heftigen Regen vom Vortag.
    »Barreng!«, sagte Taipan. »Inger wartin.«
    »Das sollen Abdrücke von Pferdehufen sein«, übersetzte Sean seinen Gefährten und fragte, dann wieder an Taipan gewandt: »Kannst du auch sagen, wie viele Pferde es waren?... Minyai?... Wie viele, Taipan?... Booroora?... Drei Pferde?«
    Der Eingeborene nickte. »Katyill, booroora.«
    Diese Antwort brauchte Sean seinen Komplizen nicht zu übersetzen. Ein paar Brocken Aborigine hatten auch sie aufgeschnappt, und dazu gehörte auch das Wort katyill , was »ja« bedeutete.
    »Verdammt, wir haben sie!«, rief Francis triumphierend. »Das müssen sie sein!«
    Ein breites Grinsen trat auf Liams Gesicht. »Und ob sie das sind! Jetzt können wir zur Jagd blasen, was, Sean?« Er klang, als hätte er nie irgendwelche Zweifel gehabt, auf die Spur der drei Männer zu stoßen, die sie auf der Handelsstation so blamabel übertölpelt hatten - und als hätte er Sean nie hämisch vorgeworfen, sie in die Irre zu führen.
    Sean ging auf diese Anbiederung nicht ein, sondern drängte Taipan, den Spuren zu folgen.
    Zur frühen Mittagsstunde machte der Eingeborene erneut Halt, gebot ihnen per Handzeichen, nicht weiterzureiten, sondern zu bleiben, wo sie sich befanden, und ging das

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