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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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Übersetzen der schweren Wagen gute Fortschritte. Die Männer wechselten sich nach jeweils zwei Überquerungen am Führungsseil ab und fanden schnell heraus, wie sie ihre Kräfte am effektivsten einsetzen konnten. Auch blieb der Himmel bis in den Nachmittag hinein klar und sonnig. Als sie jedoch gerade damit begonnen hatten, die ersten Ochsen und Pferde über den Muddy River zu bringen, zogen plötzlich pechschwarze Wolken vom Meer herauf.
    »Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn es trocken geblieben wäre, bis wir die letzte Überfahrt hinter uns gebracht haben«, seufzte Megan mit besorgtem Blick auf die dunkle, heranziehende Wolkenwand.
    Was als leichter Regen begann, wuchs sich im Handumdrehen zu einem regelrechten Unwetter aus. Die ersten Blitze zuckten unter ohrenbetäubendem Krachen aus der regenfinsteren Wolkenwand über ihnen, als Abby zusammen mit Emily ihre Rotfüchse sowie die beiden Ochsen der McGregors über den Fluss begleitete. Andrew, Silas Mortlock, Henry Blake, Thomas McGregor und Vernon Spencer mühten sich am Führungsseil ab.
    »Zurück ans Ufer?«, rief Vernon Spencer, der Schmied, unschlüssig.
    »Was bringt uns das?«, rief Silas Mortlock zurück, während ihnen der Regen ins Gesicht klatschte, als schleuderte ihnen jemand das Wasser aus riesigen Eimern entgegen. »Das eine Ufer ist so nah oder so fern wie das andere.«
    »Ja, bringen wir es hinter uns!«, stimmte Henry Blake ihm zu, und die Männer legten sich wieder ins Zeug, um so schnell wie möglich hinüber auf das Westufer zu kommen.
    Die Tiere auf dem Floß wurden mit jedem Augenblick unruhiger. Es hatte schon viel Mühe gekostet, sie überhaupt auf das schwankende Gefährt zu lotsen. Nun bekamen sie es richtig mit der Angst zu tun.
    Die Angst griff auch auf Emily über, wie Abby bemerkte. Das McGregor-Mädchen stand zwischen den beiden Ochsen und tat ihr Bestes, um zusammen mit ihrem Vater die schweren Tiere zu beruhigen, während sie, Abby, nicht weniger Mühe hatte, die beiden Rotfüchse vor einer Panik zu bewahren. Die Pferde rollten unter schrillem Wiehern die Augen, warfen die Köpfe hoch und zerrten an den Leinen.
    Plötzlich stieß Vernon Spencer einen gellenden Warnruf aus. »Festhalten!«, brüllte er alarmiert, als er im grellen Licht eines aufzuckenden Blitzes etwas Großes und Langes direkt auf ihr Floß zutreiben sah. »Ein Baumstamm! ... Er kommt genau auf uns zu!... Abby! Emily! Haltet euch fest!«
    »Verdammt!«, schrie Silas Mortlock. »Ziehen, Männer! ... Zieht, was ihr könnt, sonst rammt uns der Stamm gleich mittschiffs !«
    Die vier Männer hängten sich mit aller Kraft in das Führungsseil, um einer Kollision mit dem heranschießenden Baumstamm auszuweichen. Aber sosehr sie sich auch anstrengten, es gelang ihnen nicht, das Floß aus der Gefahrenzone zu ziehen. Wären sie nur zwei Yards weiter gewesen, hätten sie den Aufprall vermeiden können. So aber rammte der Baumstamm das Floß am hinteren Ende.
    Fast gleichzeitig warfen zwei wild gezackte Blitze ihr gleißendes Licht über den Fluss, begleitet von berstenden Donnerschlägen, als wollte der Himmel über ihnen in Stücke zerspringen.
    Der Rammstoß fiel so heftig aus, dass das Floß herumgerissen wurde. Vernon Spencer verlor dabei den Halt auf dem nassen Deck, stürzte und riss dabei Henry Blake mit sich. Zum Glück konnten sich beide am Seil festhalten, sonst wären sie über Bord gegangen.
    Das Floß drehte sich halb gegen die Strömung, und schlammiges Wasser flutete über das Deck, während der Baumstamm schon an ihnen vorbeiglitt und hinter der Regenwand flussabwärts verschwand.
    Im selben Augenblick geriet einer der Ochsen in Panik. Und dann ging alles so schnell, dass Abby hinterher Mühe hatte, sich an die genaue Abfolge der Ereignisse zu erinnern.
    Emily schrie in panischer Angst auf, als der Ochse sie mit seinem mächtigen Leib gegen die niedrige Umrandung drängte. »Daddy!«, schrie sie in Todesangst.
    Das Geländer splitterte unter dem kraftvollen Ansturm des in Panik geratenen Ochsen. Emily versuchte, sich frei zu machen, doch sie verhedderte sich im Seil, das mit dem Geschirr des Ochsen verbunden war.
    Ein weiterer Schrei folgte. Er kam von Emilys Vater, der seinen Platz am Führungsseil aufgab und zu ihr über das rutschige Deck taumelte. Er griff dem Ochsen ins Geschirr und versuchte, ihn vom Geländer zurückzuzerren. Doch vergeblich. Und dann stürzte das schwere Tier auch schon vom Floß — und riss nicht nur Emily, sondern auch

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