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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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Treck entfernt, standen sie plötzlich vor einer steil abfallenden Felswand, die in eine kleine und sehr schmale Schlucht abfiel, wo die Schatten des sich neigenden Tages sich schon über mannshohe Farne und moosbedeckte Felsen legten. An ein Weiterkommen zu Pferd war hier nicht zu denken, erst recht nicht für Ochsengespanne, die schwer beladene Wagen hinter sich herzogen. Sie sahen sich gezwungen, einen Bogen nach Norden zu schlagen, wo sie zu ihrer Erleichterung schon bald sanft ansteigende Hänge fanden, die auch die Wagen problemlos bewältigen konnten.
    Sie suchten sich einen Weg durch mehrere Gruppen von Mulla-Mulla-Büschen, die zur Blütezeit schon von weitem mit einem lavendelblauen Kleid ins Auge stachen. Entlang des Weges passierten sie mehrfach dämmrige Spalten und schmale Schluchten mit steilen Felsabbrüchen, wo unten in der Tiefe kräftig grüne Emu-Sträucher wuchsen.
    Nach einer guten Stunde gelangten sie zu einer Art Sattel, einem breiten Einschnitt zwischen zwei buckligen Bergrücken. Und noch bevor sie ganz oben waren und eine Gruppe Gummibäume mit schmalen feuerroten Blättern hinter sich gelassen hatten, befiel sie die freudige Ahnung, dass sie den letzten Pass vor sich hatten und jenseits dieses Sattels keine weiteren Bergzüge mehr auf sie warteten, sondern dass es dahinter bergab in ebenes Land ging.
    »Gebe Gott, dass die Hänge auf der anderen Seite genauso sanft abfallen!«, stieß Terence beschwörend hervor.
    »Ja, dann hätten wir einen sicheren Weg über die Berge gefunden!«, rief Andrew ihm mit angespannter Erwartung zu. Und weil sie ihre Ungeduld nicht länger zügeln konnten, trieben sie fast gleichzeitig ihre Pferde an, um die letzten fünfzig, sechzig Yards hinauf auf den höchsten Punkt des Sattels fast im Galopp zu nehmen.
    Abby machte es ihnen nach.
    Terence erreichte als Erster die höchste Stelle des Bergsattels. »Allmächtiger!«, rief er fassungslos und zügelte sein Pferd auf der Kuppe. »Seht ihr da unten, was ich sehe, Freunde?«
    »Sag besser du mir, was ich sehe!«, antwortete Andrew mit belegter Stimme, als fürchtete er, dass seine Augen ihn täuschten.
    Abby hatte die beiden Männer inzwischen eingeholt und brachte ihr Pferd neben Andrew zum Stehen. Nun zeigte sich auch ihren Augen, was ihn und Terence in so erregtes Staunen versetzte - und zwar ein weites Tal, leicht bewaldet und von anmutig flachen Hügelgruppen durchzogen, das sich nach Westen und Südosten erstreckte, soweit das Auge blicken konnte.
    Zwei kleinere Flussläufe schlängelten sich durch dieses Tal, kamen sich zweimal recht nahe und strebten dann wieder auseinander und zogen zahllose Schleifen, als könnten sie sich nicht entscheiden, in welche Richtung sie nun fließen sollten. Und sogar aus der Entfernung konnte man sehen, dass der Boden und die Vegetation nichts mit dem trostlos kargen Buschland gemein hatten, das hinter ihnen lag.
    »Das muss es sein!«, sagte Abby in die andächtige Stille, in der sie für einen langen Moment verharrt hatten, und sie merkte, wie sich eine Gänsehaut auf ihren Armen bildete. »Ja, das muss es sein!«, sagte sie noch einmal. »Das Tal unserer Träume!«

Vierzehntes Kapitel
     
    Ihre Hoffnungen wurden diesmal nicht enttäuscht, eher wurden ihre Erwartungen noch übertroffen. Das von den zwei kleinen Flussläufen und einigen klaren Quellen gut bewässerte Tal bot reichlich fruchtbares Land, in welche Richtung man sich auch begab. Eine ganze Hundertschaft von Siedlern hätte sich an diesem Ort niederlassen können, ohne dass sich jemand mit einer jener armseligen Parzellen hätte begnügen müssen, die Emanzipisten gewöhnlich in der Kolonie zugewiesen wurden. Und auch dann wäre noch mehr als genug freies Land für weitere großzügige Farmen übrig geblieben.
    Unter der üppigen Vegetation stachen ganz besonders die vielen kleinwüchsigen Frangipani-Bäume hervor, die im Frühsommer über und über mit weißen Blüten übersät waren, in deren Mitte gelbe Herzen prangten und die einen angenehmen, sanften, milden Duft verströmten. Und dieses besondere Merkmal gab zwei Tage später, als sie hinunter ins Tal gezogen waren und an einem der klaren, knietiefen Flüsse ihr letztes gemeinsames Lager aufgeschlagen hatten, den Ausschlag, als sie darüber berieten, welchen Namen sie ihrer Siedlung geben wollten.
    Es gab eine ganze Menge von ebenso kuriosen wie wohlklingenden Vorschlägen, unter denen die Namen Valley of Hope und New England mit zu den Favoriten

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