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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie hier das Glück und den Frieden finden, der ihnen am Hawkesbury verwehrt geblieben war?

ZWEITES BUCH
    Die Saat des Bösen
    Juli - Dezember 1809
     

Fünfzehntes Kapitel
     
    M it dem klirrenden Schlüsselbund für die Zellen in der Linken und einem lederumwickelten Prügel in der Rechten, der schon manchen Aufruhr und so manchen Streit unter den Insassen zu einem raschen Ende gebracht hatte, schlurfte Winston Patterson über den staubigen Gefängnishof auf eines der gedrungenen Seitengebäude zu. Missgelaunt stieß er wenig später mit dem Stiefel die Tür zur Dienststube auf, die einen Spalt offen stand. Dort traf er auf seine Frau, die gerade aus der Hintertür, durch die man zu ihren Privatquartieren gelangte, auf der anderen Seite in den niedrigen Raum trat.
    »Wo zum Teufel hast du mal wieder gesteckt?«, blaffte er Cleo an und warf den Schlüsselbund mit einer ärgerlichen Geste auf das Schreibpult, wo neben Tintenfass und Sandstreuer das schwere, dreckstarrende Hauptbuch lag, in dem die Namen der Inhaftierten sowie das Datum ihrer Einlieferung und ihrer Entlassung verzeichnet werden mussten. Hinter nicht wenigen fand sich in der Spalte, wo der Tag der Entlassung einzutragen war, ein gleichgültig hingekritzeltes Kreuz oder das Zeichen einer Schlinge neben dem Datum. Denn manche der Insassen besaßen nicht die notwendige Widerstandskraft oder den Willen, das Elend monatelanger Haft im Sydneyer Kerker lebend zu überstehen. Und einige andere wanderten von ihrer Zelle direkt auf das Bretterpodest des Galgens. »Wir hatten heute wieder drei neue Einlieferungen. Als ob ich damit nicht schon genug zu tun gehabt hätte! Und den Fraß und Wasser am Morgen an die verdammte Bande zu verteilen gehört zu deinen Aufgaben, falls du das vergessen haben solltest!«
    »Du wirst dich schon nicht überarbeitet haben!«, gab Cleo barsch zurück und griff nach ihrem schweren Umhang. Dabei versuchte sie, die Flasche, die sie sich unter den Arm geklemmt hatte, vor ihm zu verbergen.
    Winston kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Wo willst du hin?«, verlangte er zu wissen. »Und was willst du mit der Flasche da?«
    »Das geht dich einen feuchten Kehricht an!«
    Winston trat zu ihr und zerrte am Hals der Flasche. Cleo stieß ihn grob zurück, konnte jedoch nicht verhindern, dass er noch sah, was sie da vor ihm hatte verstecken wollen.
    »Zum Teufel, das ist ja eine Flasche vom besten Madeira! Seit wann kippst du dir solch ein süßes Zeug hinter die Binde?«, entfuhr es ihm verblüfft, wusste er doch nur zu gut, dass seine versoffene Frau ausschließlich scharfen Branntwein und Rum der allerbilligsten Sorte trank. Madeira war zudem viel zu teuer und etwas für Offiziere und deren Frauen, nicht jedoch für ihresgleichen. »Und woher hast du überhaupt das Geld für den Madeira?«
    »Auch das geht dich einen feuchten Kehricht an!«, schnappte sie bissig und warf sich hastig den groben, mehrfach geflickten Umhang über die Schultern. Der Himmel über Sydney war zwar klar, aber es ging ein eisiger Wind vom Meer her. »Und jetzt halte mich nicht länger mit deinem Palaver auf! Du bist hier der Oberwärter. Und wenn du mit dem Pack in den Zellen nicht allein fertig wirst, dann mach gefälligst deinem Unterwärter Beine. Immerhin wird der fette Cecil Boone ja dafür bezahlt, dass er dir die lästigsten Arbeiten abnimmt. Also, was liegst du mir damit in den Ohren!«
    »Weil du mit von meinem Tisch isst und mehr als genug von meinem Lohn in diesen verfluchten Tavernen der Rocks versäufst!«, stieß Winston wütend hervor. »Und diese Flasche Madeira, die du vor mir versteckt halten wolltest, ist auch von meinem Geld gekauft!«
    »Ich rackere mich auf diesem elenden Gefängnishof genug ab, um dir nicht über jeden meiner Schritte und meine Ausgaben Rechenschaft ablegen zu müssen!«, fuhr sie ihn an. »Und die Flasche ist nicht für mich.«
    »Natürlich! Du gehst mal wieder zu deinem feinen Sergeanten, der im Vorzimmer von Lieutenant Danesfield sitzt!« Verständnislos schüttelte er den Kopf.
    Cleo funkelte ihn an. »Und wenn es so wäre, so ist das meine Angelegenheit.«
    »Das ist schon keine... Angelegenheit mehr«, erwiderte Winston, das Wort dabei nachäffend, »sondern es nimmt allmählich die Züge von... von einer krankhaften Besessenheit an. Merkst du das denn nicht selber? Was erhoffst du dir von deinem ständigen Gerenne zu Sergeant Simonton? Mein Gott, finde dich doch endlich damit ab, dass dir diese Abby einen Strich

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