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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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dunkle Wolke, die alle Hoffnungen zu ersticken drohte, legten sich diese nagenden Zweifel und eine zunehmend gereizte Stimmung über die kleine Gemeinschaft. Bis dann die ersten, wenn auch unsicher vorgetragenen Forderungen nach Umkehren offen ausgesprochen wurden.
    »Umkehren? Nicht im Traum denke ich daran, und Andrew auch nicht! Es besteht doch überhaupt kein Grund, jetzt schon die Flinte ins Korn zu werfen und den Treck abzubrechen«, sagte Abby bei einer abendlichen Beratung, nachdem einige düstere Bemerkungen gefallen waren. »Außerdem kommt uns die Strecke, die wir bisher zurückgelegt haben, nur so entsetzlich lang vor, weil wir wegen der schweren Wagen so langsam vorankommen. Zu Pferd oder mit einem leichten Gespann sind es doch kaum mehr als fünf, sechs Tagesreisen, die wir uns von der Grenze der Kolonie entfernt haben.«
    Auch Silas Mortlock war nicht bereit, sich von den Zweiflern beirren zu lassen. »Ja, und was macht denn schon eine Woche mehr oder weniger aus, die wir unterwegs sind? Unsere Vorräte reichen bei sparsamer Einteilung doch für mindestens anderthalb Jahre.«
    » Aber nur, wenn wir weiterhin so viel Glück mit der Jagd auf Emus, Kängurus und anderes Wild haben«, wandte Henry Blake ein, der als ausgezeichneter Schütze und erfolgreicher Jäger in letzter Zeit bei den Leuten so manche verloren geglaubte Sympathien zurückgewonnen hatte.
    »Noch besteht daran ja kein Mangel, auch wenn ich bald kein Emu-und Kängurufleisch mehr sehen kann«, warf Andrew ein und sorgte damit für Heiterkeit in der Runde, die die bedrückte Stimmung ein wenig aufbrach. »Es besteht also wirklich kein Anlass, unruhig zu werden oder gar die Hoffnung auf fruchtbares Land aufzugeben und darüber zu diskutieren, ob wir nicht besser wieder umkehren sollten. Denn wir wissen ja alle, was uns in der Kolonie erwartet.«
    »In der Tat, die Knute der Rotröcke und ein Leben in Elend auf einem kargen Stück Land!«, sagte Terence Rigby und spuckte in den Sand zu seinen Füßen. »Also, mich bringen keine zehn Pferde dahin zurück, und wenn ich noch drei Monate durch Sümpfe und solches Ödland ziehen muss. Ich denke nicht daran, die Hoffnung aufzugeben und mich mit eingezogenem Schwanz in die Kolonie zurückzuschleichen!«
    Diese und andere Äußerungen entschlossener Männer, die nicht daran dachten, sich von den Enttäuschungen der letzten Wochen in die Knie zwingen zu lassen, machten den wankelmütigen Siedlern neuen Mut. Und niemand redete an diesem Abend mehr von Umkehr. Dafür machte jemand den Vorschlag, einen anderen Kurs einzuschlagen und sich mehr nach Südosten und damit in die Nähe der Küste zu begeben. Ein Vorschlag, der nach längerer Beratung jedoch keine Mehrheit fand. Gute zehn Meilen vor ihnen lag eine weitere Bergkette, die sie auf jeden Fall erst noch überqueren wollten. Sollte dahinter auch nur ödes Buschland auf sie warten, das einem Farmer keine Überlebenschance bot, konnte man immer noch über einen Richtungswechsel beratschlagen.
    Zwei Tage später begannen sie, einen Weg über die bewaldeten Bergzüge zu suchen. Immer wieder schickten sie Kundschafter voraus, die erkunden sollten, ob sie mit Schluchten und steilen Felsabstürzen zu rechnen hatten, wo ein Weiterkommen nicht möglich wäre. So verhinderten sie, dass der Treck einen Weg einschlug, der sich irgendwo in den Bergen für die Ochsen als nicht mehr gangbar erwies und sie zwang, wieder umzukehren.
    Als der Zug auf diese Weise schon einen Großteil der Berge überquert hatte, wollte auch Abby einmal an einem Erkundungsritt teilnehmen. Nach den Wochen auf dem harten, unbequemen Kutschbock drängte es sie danach, wieder einmal im Sattel eines Pferdes zu sitzen und die Freiheit und Beweglichkeit zu genießen, die ein solcher Ausritt mit sich brachte. Einmal nicht im Schritttempo in der Kolonne dahinkriechen! Auch würde es ihr gut tun, der Zwangsgemeinschaft mal für eine Weile zu entkommen. Sie hatte Jonathan gestillt und wusste ihr Baby bei Emily und Rosanna in guten Händen, sodass sie sich ohne Sorge für einige Stunden vom Treck entfernen konnte.
    Sie begleitete Andrew und Terence, die seit den Ereignissen am Muddy River eine herzliche Freundschaft verband und die sich auch ohne viele Worte verstanden. Der Nachmittag war wie in den vergangenen Tagen winterlich kühl, aber wunderbar klar und sonnig. Kaum eine Wolke zeigte sich am hohen Himmel.
    Andrew ritt vorweg. Schon kurz nach ihrem Aufbruch, kaum mehr als eine halbe Meile vom

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