Verborgen im Niemandsland
Wasserrad in den Sichtschutz des Feldes. Hier war der Boden weich und warm.
»Mein Gott, Abby! Ich glaube, du wirst mich mein Leben lang immer wieder aufs Neue überraschen«, sagte er.
»Ich werde mir alle Mühe geben, damit du Recht behältst, mein Liebling«, erwiderte sie, streifte ihm das Nachthemd von den Schultern und stand im nächsten Augenblick ebenfalls nackt im Mondlicht, das einen silbrigen Schimmer auf ihren Körper warf.
Er seufzte, berauscht von ihrem Anblick, und zog sie an sich. »Wie kann es bloß Menschen geben, für die alles nur Natur und nicht Schöpfung ist und die nicht an Wunder glauben?«, murmelte er zwischen zwei innigen Küssen und ließ seine Hände über die sanfte Beugung ihres Rückens gleiten, bis sie am Ende zu den festen Rundungen gelangten.
»Bei einigen Wundern muss man selber einen Teil dazu beitragen, damit sie geschehen«, flüsterte sie zurück, erwiderte seine Berührungen mit derselben Zärtlichkeit und aufwallenden Lust und zog ihn dann hinunter auf die Erde. »Und du verstehst dich so wunderbar auf diese Art von Wunder, dass ich nie genug davon bekommen werde, mein Liebster.«
»O Abby!... Meine liebste Abby!«, flüsterte er, liebkoste ihren Körper mit seinen Lippen und Händen, bis sie es vor wildem Begehren nicht länger ertrug, die Arme um ihn schlang und ihn auf sich zog.
Hinterher lag sie verschwitzt und atemlos, aber von einer einzigartigen Glückseligkeit erfüllt in seinen Armen. Nur allmählich beruhigte sich ihr wilder Herzschlag. Was jedoch blieb und was sie über diese Nacht hinaus mit in den neuen Tag nehmen würde, war das tiefe Gefühl inniger, wunschlos erfüllter Liebe, wie sie nur zwei Menschen empfinden können, die wissen, dass sie füreinander geschaffen sind, sich gegenseitig als immer wieder neues, unfasslich großes Geschenk empfinden und die auch in der körperlichen Liebe nichts voreinander zurückhalten.
Lange lagen sie so schweigend unter dem Sternenhimmel, und kein noch so wunderbares Wort hätte die tiefe Verbundenheit ausdrücken können, die sie füreinander empfanden. Nicht einmal die genialsten Lyriker hätten das mit ihren unsterblichen Versen vermocht. Weil Worte einfach nicht an das heranreichten, was ihre Gefühle ihnen in einer ganz anderen Sprache sagten.
Eine Mücke, die sie sirrend umkreiste, holte sie schließlich aus ihrer seligen Versunkenheit.
Abby lachte leise auf, als sie sah, wo sich das Insekt auf Andrews Körper niederlassen und Blut saugen wollte. Er tat sich bei dem Versuch, sie zu erschlagen, selber empfindlich weh und schickte der davonfliegenden Mücke einen nicht gerade freundlichen Gruß hinterher.
»Nach der Ernte sollten wir uns daran machen, das Haus innen etwas solider auszubauen«, sagte sie.
»Du meinst, es wird allerhöchste Zeit, dass wir solide Zwischenwände zwischen den Schlafkammern bekommen?«, fragte er neckend.
»Ja, damit wir uns nicht immer aus dem Haus schleichen müssen wie zwei Jungverliebte, die sonst keinen Ort wissen, wo sie ungestört sein können. Am besten bauen wir gleich noch zwei Räume an, damit Rosanna und Emily es auch bequemer haben.«
»Aber wir sind doch jung und verliebt - und zwar noch immer beides. Und wenn sich das eine mit den Jahren auch ändern wird, so wird das andere doch bleiben, bis wir grau sind und schon eine Schar Enkelkinder haben«, versicherte er ihr.
Sie küsste ihn auf die schweißglänzende Brust. »Ich glaube, jetzt hast du mir das richtige Stichwort gegeben, um es dir zu sagen.«
»Um mir was zu sagen?«, fragte er verwundert.
»Dass Jonathan in einem halben Jahr wohl einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommt.«
Jäh setzte er sich auf und fuhr zu ihr herum. »Ist das wahr?«, stieß er aufgeregt hervor. »Täuschst du dich auch nicht? Bist du dir wirklich ganz sicher?«
Sie lächelte ihm zu. »So sicher, wie sich eine Frau nur sein kann.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich habe dir doch vorhin gesagt, dass du dich auf Wunder verstehst, mein Schatz. Und zwar nicht nur auf jene berauschende Art Wunder, wie wir es gerade einander verschafft haben. Ja, ich trage wieder ein Kind von dir unter dem Herzen!«
»Mein Gott, ich werde wieder Vater! Abby!« Er umarmte sie, nahm dann ihr Gesicht in beide Hände und küsste erst ihre Augen und dann ihren Mund.
»Vielleicht wird es ja diesmal ein Mädchen, das wir Rachel nennen können«, sagte Abby, als er sich von der freudigen Nachricht erholt hatte.
»Ja, das wäre schön«, stimmte
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