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Verborgen im Niemandsland

Verborgen im Niemandsland

Titel: Verborgen im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf dem sechs der Soldaten täglich stundenlang durchgerüttelt wurden, das Tempo der ganzen Truppe. Auch hatten sie nicht den kürzesten Weg nach Camden einschlagen können. Ihr Bedarf an Wasser bei dieser entsetzlichen Hitze war nämlich so groß, dass er ihnen eine andere Route aufzwang. Die beiden Tonnen, die links und rechts am Wagen hingen, mussten täglich neu aufgefüllt werden. Und das bedeutete, dass sie immer wieder Umwege in Kauf nehmen mussten, um hier eine Farm aufzusuchen und dort eine armselige Ansammlung von Hütten anzusteuern, um die Mengen Wasser zu ersetzen, die ihr Körper tagsüber ausschwitzte.
    Cleos Stimmung erfuhr am nächsten Tag einen erheblichen Aufschwung, als sie Camden erreichten, Danesfield einen erst völlig verdutzten und dann zu Tode erschrockenen Nicholas Barrymore aus seinem Laden zerren ließ und ihn auf offener Straße verhörte. Natürlich machte er dabei von seiner Reitgerte großzügig Gebrauch. Denn anfangs verlegte sich der Händler aufs Leugnen. Aber als dann die Hiebe nur so auf ihn niedersausten und ihm blutige Striemen über Gesicht, Arme und Hände zogen, da brach sein Widerstand in sich zusammen. Und wimmernd gestand er alles, was er Cleo im irrigen Glauben anvertraut hatte, eine treue Freundin der Chandlers vor sich zu haben.
    Cleo weidete sich an der Szene. Ganz besonders genoss sie den Moment, als Nicholas Barrymore sie endlich bemerkte und ihm dabei wohl aufging, dass jegliches Abstreiten sinnlos war und seine Lage nur noch verschlimmert hätte. Den Blick, den Nicholas Barrymore ihr zuwarf, als Danesfield ihn in Eisen legen ließ, ein Ausdruck der Verachtung und des Abscheus, empfand sie als Kompliment. Und sie bedankte sich dafür mit dem bösartigsten Lächeln, zu dem sie fähig war.
    Der Lieutenant ließ den Händler ins Haus des Ortsgeistlichen bringen, der nicht zu protestieren wagte, als Danesfield ihn im Befehlston davon in Kenntnis setzte, dass er bis zu ihrer Rückkehr nach Camden nicht nur Nicholas Barrymore in einer Kammer seines Hauses unterzubringen und mit Wasser und Brot zu versorgen habe, sondern auch noch einen seiner Männer. Denn zur Bewachung des verhafteten Händlers ließ er einen der unberittenen Soldaten zurück. Dieser konnte sein Glück zuerst kaum fassen und wurde für seinen herrlichen Druckposten im Haus des Geistlichen von seinen Kameraden mit neidvollen Blicken bedacht.
    Nach gerade mal einer Stunde Mittagsrast in Camden brachen sie wieder auf und machten sich auf den Weg zur Farm Pro-vidence, wo sich die Teilnehmer des verbotenen Siedlertrecks vor ihrem Aufbruch gesammelt hatten. Die Farm gehörte dem schottischen freien Siedler Scott McBride und seiner Frau Lind-say.
    Mit dem Farmer machte Danesfield ebenso kurzen Prozess wie mit Nicholas Barrymore. Als der kräftige, rothaarige Mann vor ihn trat und sich mit scheinbar ahnungsloser Miene erkundigte, was das zu bedeuten habe, zog ihm der Lieutenant, bevor er ihn auch nur eines Wortes würdigte, als Antwort seine Reitgerte quer über das Gesicht, dass dem Mann von dem brutalen Hieb die Haut aufplatzte.
    »So, und jetzt heraus mit der Sprache!«, schrie er ihn an. »Wer ist alles an dem Treck beteiligt gewesen? Und wohin sind sie gezogen? Und versuch erst gar nicht, mir mit Lügen und Unschuldsbeteuerungen zu kommen! Barrymore ist geständig. Ich weiß, dass du diesem Gesindel deinen Hof als Sammelstelle zur Verfügung gestellt hast!«
    Der Farmer musste noch weitere Schläge über sich ergehen lassen, blieb er doch standhaft bei seiner Aussage, nur seine Farm als Sammelpunkt zur Verfügung gestellt zu haben. Was das Ziel des Trecks angehe, so könne er darüber nichts sagen, bis auf die vage Übereinkunft der Siedler, sich erst einmal in südsüdwestlicher Richtung auf die Suche zu machen. Denn niemand wusste ja, was da draußen in der endlosen Wildnis liege und wo man auf fruchtbares Siedlungsland stoßen werde.
    Als Danesfield sich ausgetobt hatte und wohl einsah, dass er keine weiteren Informationen aus dem Mann herausprügeln konnte, ließ er ihn wie den Händler in Eisen legen - und seine weinende Frau gleich mit dazu. Er schickte sie mit zwei Soldaten zum Haus des Geistlichen in Camden. Einen der Soldaten orderte er mit den Pferden wieder zurück zur Farm.
    Am folgenden Morgen machten sie sich noch vor Sonnenaufgang auf die Spur des Siedlertrecks. Doch eine wirkliche Spur, der sie hätten folgen können, gab es nicht, nur Buschland von Horizont zu Horizont, in dem sich die

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