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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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Offizier zur See, Männer aus dem Meer gefischt, die unter ähnlichen Symptomen der Unterkühlung litten. Hier konnte nur noch eines helfen.
    Eilig entledigte sich Wilcox seiner Jacke, knöpfte das Hemd auf und entblößte seinen muskulösen Oberkörper. Der Schein der Lampe ließ den blonden Flaum, mit dem er bis zum Nabel bedeckt war, golden aufleuchten. Vorsichtig bettete der Lord das Haupt Philippes an seiner kräftigen Brust.
    Der Atem des Jungen war unregelmäßig und stockend. „Du schaffst es, mein junger Freund", flüsterte er wieder und wieder. „Du schaffst es." Sanft preßte er die kalte Stirn des Jünglings an die Stelle, wo sein Herz schlug, um die lebenspendende Wärme, die seinen kräftigen Körper durchströmte, mit Philippe zu teilen.
    Wilcox wußte nicht, wie lange er schon in dieser Position ausharrte, und es war ihm auch egal. Sein einziger Gedanke galt dem Wohl Philippes, der immer wieder von Schüttelkrämpfen erfaßt wurde und weiterhin ohne Bewußtsein blieb.
    Bleierne Müdigkeit senkte sich über Wilcox. Er schloß die Augen, doch einen Moment später fuhr er hoch. ,Ich darf nicht einschlafen. Ich muß wach sein, falls Philippe mich braucht.' Dies war sein letzter Gedanke, bevor er vom Schlaf übermannt wurde.
    Plötzlich schreckte er auf. Irgend etwas war anders. Wilcox brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Er blickte auf den dunklen Schopf, der an seiner Brust lehnte. Sanft fuhr er Philippe durchs Haar, und plötzlich wußte er, was ihn geweckt hatte. „Philippe!" Alarmiert setzte Wilcox sich auf. Der Atem des Jungen war kaum zu spüren. Wilcox ergriff seine Hand und fühlte nach dem Puls, doch er war nur schwach auszumachen. Eine wächserne Blässe begann das Antlitz des Jungen zu überziehen. „O mein Gott, Philippe, du darfst nicht sterben!" Wilcox nahm den Jüngling bei den Schultern und schüttelte ihn. Doch Philippe regte sich nicht, schlaff sank er zurück. Selten in seinem Leben hatte Wilcox sich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick, da er seinen sterbenden Freund in den Armen hielt.
    Mit jeder Sekunde, die verstrich, schwand spürbar das Leben aus Philippes Körper. Ohnmächtige Wut durchflutete Wilcox. Sollte das Böse gesiegt haben? Sollte ein Mensch in der Blüte seiner Jugend so grausam aus dem Leben gerissen werden? Das durfte nicht sein. Philippe mußte leben! Koste es, was es wolle!
    Ohne zu überlegen, was er tat, preßte Wilcox seinen warmen Mund auf die kalten Lippen des Jünglings. So hielt er den Freund in seinem Arm und küßte ihn, auf daß er leben sollte.
    Wachs tropfte die Kerze hinunter. Eine schwere Stille lag über dem Gemach, in dem der Lord mit allem, was er zu geben vermochte, um dieses Leben rang.
    Plötzlich spürte er, wie Philippe den Kuß erwiderte. Der junge Franzose schlug die Augen auf und blickte den Lord erstaunt an.
    „Philippe!" Aufgewühlt rief Wilcox seinen Namen. Der Junge nickte matt. Vorsichtig bettete Wilcox seinen Kopf auf das seidene Kissen. „Du lebst. Gott sei gedankt!"
    Er griff nach einem Glas Wasser und kostete es vorsichtig, um sicher zu sein, daß es nicht vergiftet war. Dann setzte er es dem Jüngling behutsam an die Lippen. Philippe war so geschwächt, daß Wilcox ihn stützen mußte, damit er das kühle Naß zu sich nehmen konnte. Philippe trank in kleinen Schlucken, und schon bald kehrte eine leichte Röte in seine Wangen zurück. Wieder richtete sich sein Blick auf den Lord. Leise begann er zu sprechen. „Du hast mich gerettet, Wilcox. Ich habe gespürt, wie der Tod mit aller Macht versucht hat, mich auf seine Seite zu ziehen. Doch dann bist du gekommen. Das werde ich dir nie vergessen." Mit diesen Worten schloß er die Augen und schlief ein.
    Wilcox spürte instinktiv, daß Philippe außer Gefahr war.
    Eine ungeheure Erleichterung durchflutete ihn. Sachte hob er die Hand und legte sie vorsichtig auf das verschwitzte Haupt seines Schützlings. Philippe schlief tief und fest, sein Atem ging nun gleichmäßig und kraftvoll.
    „Philippe", flüsterte Wilcox. Erneut beugte er sich hinunter zu dem Schlafenden. Plötzlich hielt er inne, denn mit einem Mal war er sich der Situation bewußt, in der er sich befand.
    Er lag halb entblößt neben einem wunderschönen, schlafenden Mann, den er soeben mit einem Kuß aus den Fängen des Todes gerettet hatte. Verwirrt erhob er sich. Einen Augenblick betrachtete er Philippe, bevor er eilig das Zimmer verließ.

5
    Am nächsten Morgen erwachte Wilcox schweißgebadet. Er

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