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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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ein kleines, silbernes Schälchen vor die Nase. „Wilcox liebt sie, doch wir werden ihm wahrscheinlich kaum welche übriglassen. Er wird toben und die Freundschaft mit uns brechen."
    Philippe probierte eine der kleinen Früchte. „Sie sind köstlich, Thomas", rief er. „Wo wachsen sie? Vielleicht könnte ich ein paar pflücken, wenn Wilcox sie so liebt."
    „Nicht weit von hier. Man muß nur ein wenig dem Pfad in den Wald folgen und kommt dann an eine Lichtung, wo sie in Unmengen wachsen."
    Sofort begann Philippe zu überlegen, wann sich ihm eine Gelegenheit bieten würde, um unbemerkt das Haus zu verlassen. So könnte er Wilcox wenigstens eine kleine Freude machen.
    „Einen Teufel wirst du tun!" Der Major unterbrach seine Gedanken mit drohender Stimme. Philippe schaute ihn verlegen an. „Nein, nein. Du bleibst schön zu Hause. Du hast uns verflucht genug Sorgen gemacht, und du bist einfach zu schwach, um alleine in der Gegend umherzustreunen wie ein junger Hund."
    „Aber ich will ihm doch nur ein Geschenk machen", erwiderte Philippe beleidigt.
    „Du bist kein kleiner Junge mehr, sondern ein erwachsener Mann, und wir haben nicht vor, rund um die Uhr auf dich aufzupassen." Der Major lehnte sich zurück und schaute ihn entschlossen an, doch Philippe erwiderte nichts.
    Schweigsam nahmen die beiden Männer das restliche Frühstück ein und zogen sich anschließend in den Herrensalon zurück, wo der Major morgens die Gesellschaftsnachrichten aus London zu lesen pflegte, während er seine erste Zigarre rauchte.
    Philippe schaute sich unterdessen die exotischen Mineralien und Muscheln an, die der Großvater von Wilcox aus Übersee mitgebracht hatte und die nun in einem Kabinettschrank ausgestellt waren. ,Wie viele schöne Dinge doch in diesem Haus zu entdecken sind', dachte er bei sich, während er die Tür des Schrankes aufschloß. Vorsichtig nahm er eine große Muschel heraus und hielt sie an sein Ohr. Das Rauschen erinnerte ihn an seine Kindheit. Sein Vater hatte ihm immer erzählt, daß man in einer Muschel die Brandung des Meeres vernehmen könnte, ganz gleich, wo man sich befände.
    Langsam ging er ans Fenster, schaute auf die hügelige Landschaft hinaus und lauschte diesem Geräusch, das so viele Erinnerungen in ihm wachrief.
    Doch all diese Eindrücke kamen ihm fern und unerreichbar vor. Alles um ihn herum war so intensiv und neu, daß ihm sein Leben in Frankreich nur wie ein weiter Weg erschien, der ihn nach Blenfield Park geführt hatte. Er setzte sich in eine der Fensternischen und blickte hinaus auf die sonnenbeschienene Parklandschaft.
    Der Vormittag verging in aller Stille. Philippe hing seinen Gedanken nach und wurde nur hin und wieder durch das Rascheln der Zeitung aus seinen Tagträumen herausgerissen.
    Gegen Mittag wurde die Tür zur Bibliothek endlich geöffnet. Philippe blickte auf. Zu seiner grenzenlosen Freude betrat der Lord den Raum.
    „Wilcox!" Mit zwei Sätzen war Philippe bei ihm angelangt. „Ich bin so froh, dich zu sehen. Hab tausend Dank für die wunderschönen Kleidungsstücke, die du mir geschickt hast. Siehst du, sie sitzen wie angegossen." Begeistert ergriff Philippe die Hände seines Freundes. Doch er entzog sie ihm eilig und warf einen hastigen Blick zum Major, der bei seinem Eintritt nur für einen Moment von der Zeitung aufgeblickt hatte und weiter in aller Seelenruhe rauchte.
    „Ich freue mich, daß es dir besser geht, Philippe", erwiderte seine Lordschaft zurückhaltend. Dabei wich er dem strahlenden Lächeln des Jungen aus und trat an den Kaminsims. Philippe schien das reservierte Verhalten des Lords zunächst nicht aufzufallen. Voller Leidenschaft begann er zu sprechen.
    „Dir habe ich es zu verdanken, Wilcox, daß ich jetzt hier stehe. Weißt du, als ich halbtot an deiner Brust lag, spürte ich, wie deine Lebenskraft auf mich überging. Verlang von mir, was du willst. Alles, was in meiner Macht steht, werde ich tun. Auch wenn das wenig genug ist."
    „Rede keinen Unsinn!” entgegnete Wilcox brüsk. „Es kann keine Rede davon sein, daß ich dich gerettet habe. Du bist jung und kräftig. Das Gift konnte dir, Gott sei Dank, nichts anhaben. Im übrigen wäre ich froh, wenn du diese unglückselige Nacht nicht mehr erwähnen würdest. Wir sind alle erleichtert, daß sie vorbei ist."
    Der Major ließ die Zeitung sinken, und sein Blick wanderte besorgt von Wilcox zu Philippe. Im ersten Augenblick war der junge Mann viel zu überrascht, um diesem Wunsch zu entsprechen. „Aber

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