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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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des Hauses ein Fenster geöffnet wurde. Im Licht einer Öllampe konnte Philippe Stantons Gesicht erkennen.
    „Hallo?" Verunsichert schaute der Diener in die Dämmerung hinaus. „Ist dort jemand? Hallo?"
    Der junge Franzose hielt den Atem an und versteckte sich hinter einer niedrigen Buchsbaumhecke. Das Knirschen der Steinchen mußte ihn verraten haben. Gespannt wartete er einige Augenblicke und schaute dann vorsichtig aus seinem Versteck hervor. Der Diener stand nun mit dem Rücken zum Fenster und unterhielt sich mit jemandem im hinteren Raum, den Philippe jedoch weder erkennen noch verstehen konnte. Er wußte, daß die Dienerschaft aufgrund der zahlreichen Vagabunden angewiesen war, besonders in den Abendstunden den Park zu beobachten.
    Doch schon bald wurde das Fenster geschlossen. Philippe wartete noch einige Momente, bis das Licht hinter den Vorhängen vollständig erloschen war, und eilte dann den Weg entlang über die Weide und gelangte erschöpft an den Waldrand.
    Hier war es dunkler, als er vermutet hatte. Zum Glück wußte er genau, wo der Pfad zu finden war, denn erst dort wollte er sein Öllämpchen anzünden. Vorsichtig wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Für einen Moment überlegte er, ob es nicht doch besser wäre, sein Vorhaben an einem anderen Abend auszuführen. Er könnte dann versuchen, etwas früher das Haus zu verlassen, um somit ein wenig Zeit zu gewinnen.
    Doch wahrscheinlich würde Wilcox ihn wirklich schon in den nächsten Tagen nach Trousham schicken, und dann hätte er keine Gelegenheit mehr, ihm seine Dankbarkeit und Zuneigung zu zeigen.
    Ein kalter Schauder überlief ihn, als ein Käuzchen seine traurigen Rufe aus dem Wald vernehmen ließ. Nein, es mußte jetzt sein! Entschlossen zog Philippe das Band, an dem der Korb hing, enger und folgte im letzten Licht dem ausgetretenen Pfad, der sich über die Wiese zog. Hier mußte er den Bach überqueren. Schnell schlüpfte er aus den Schuhen und Strümpfen. Dann watete er einige Meter durch das kalte Wasser.
    Vom anderen Ufer aus war es nicht mehr weit, und schon nach wenigen Augenblicken hatte er die Stelle erreicht, an welcher der Pfad in den Wald abbog. Hier brauchte er Licht, wenn er sich nicht verlaufen wollte. Unbeholfen tastete er nach dem Öllämpchen.
    Er wollte gerade den Docht entflammen, als nur wenige Meter von ihm entfernt Äste knackten. Etwas Schweres bewegte sich durch das Unterholz. Philippe erstarrte, doch dann rührte sich nichts mehr. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Was war das nur gewesen?
    Allmählich erinnerte er sich, daß Wilcox mehrfach von dem Wildeinbruch gesprochen hatte, der von Morlay Hall ausging. In der Dämmerung verlor das Wild seine Scheu und verließ den Wald, doch Philippe wußte, daß ihm diese Tiere nicht gefährlich werden würden, denn sie fürchteten den Menschen.
    Mit zittrigen Fingern entzündete er seine Lampe. Die Lichtung konnte nach der Beschreibung des Majors nicht mehr weit entfernt sein. Er mußte nur immer geradeaus gehen und an der alten Buche nach links abbiegen. Oder war es nach rechts? Philippe war sich ein wenig unsicher, doch als er an dem alten Baum ankam, folgte er dem gewundenen Weg, und schon bald stand er an dem Ort, den er suchte.
    Er hatte nicht bemerkt, daß der Mond schon aufgegangen war und nun als eine schmale Sichel über ihm leuchtete. Was für eine herrliche Nacht es doch war! Bald hatte er seine Angst vergessen.
    Philippe schwor sich, mit Wilcox hierher zurückzukehren, wenn er ihm erst seine Überraschung bereitet und ihm von seinem kleinen Abenteuer erzählt hätte.
    Schnell band er sich den Korb von der Hüfte und beleuchtete die Wiese. Kleine Insekten umschwärmten das Licht, und bald entdeckte er im schwachen Schein der Lampe die ersten Pflänzchen: Die Lichtung schien mit wilden Erdbeeren übersät zu sein. Philippe setze sich zwischen die taunassen Halme und breitete das Tuch für die Beeren aus. Schon hatte er eine ganze Handvoll der süßen Früchte gesammelt, als er wieder ein Knacken im Geäst vernahm.
    Vorsichtig schraubte er den Docht der Lampe zurück, um die Tiere nicht auf sich aufmerksam zu machen.
    An alles, was nun geschah, konnte er sich später nur schemenhaft erinnern.
    Plötzlich sprang aus den Büschen etwas auf ihn zu. Das Glas der Lampe zersplitterte. Philippe wollte um Hilfe schreien, doch ehe er es sich versah, wurde ihm von hinten ein Tuch auf das Gesicht gedrückt. Ein dumpfer Schlag traf seinen

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