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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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Wilcox", begann er erneut, „du bist mein Wohltäter und Lebensretter. Dafür möchte ich dir doch nur danken."
    „Genug!" Die Stimme Seiner Lordschaft hatte an Schärfe zugenommen. Erschrocken wich Philippe zurück. „Genug", wiederholte der Lord, und diesmal klang seine Stimme etwas milder. „Du bist ein tapferer Kerl, Philippe. Laß es gut sein. Du schuldest mir nichts. Ich bin lediglich gekommen, um dir mitzuteilen, daß du in zwei Tagen reisen kannst. Bis dahin solltest du deine Kräfte schonen."
    Der Major hatte in der Zwischenzeit seine Gesellschaftsnachrichten zusammengefaltet und war zu den beiden Männern an den Kamin getreten. „Geht es dir gut, mein Alter?" erkundigte er sich auf seine gelassene Art bei seinem Freund. „Du wirkst etwas angespannt. Offensichtlich scheint dir die Hitze nicht zu bekommen."
    Der Blick des Lords heftete sich auf seinen Vertrauten. Wieder fiel dem Major die Unergründlichkeit seiner blaugrünen Augen auf. Schließlich bestätigte der Lord die Vermutung des Freundes. „Du hast recht, Thomas. Vermutlich ist mir der Ritt nicht bekommen. Ich glaube, ich werde mich hinlegen." Er nickte den beiden kurz zu und verließ den Raum.
    Philippe sah ihm unglücklich hinterher. Dann wandte er sich an den Major. „Ist Wilcox böse auf mich?" Nachdenklich betrachtete Livingston die ebenmäßigen Züge des jungen Mannes. Philippe wiederholte seine Frage. „Glaubst du, Wilcox ist wütend auf mich, weil ich ihm so viel Arbeit mache?"
    „Mit Sicherheit nicht", antwortete der Major nachsichtig. „Er ist wahrscheinlich nur etwas angespannt und müde. In letzter Zeit treibt sich eine Menge Pack hier rum, das seine Pächter bedroht. Wahrscheinlich hat es irgendwo Ärger gegeben. Du solltest dir das nicht so zu Herzen nehmen."
    „Vielleicht hast du recht, Thomas", erwiderte Philippe zerknirscht. „Aber was kann ich tun, um ihm zu helfen? Wenn er Sorgen hat, warum redet er nicht mit mir?" Darauf wußte der Major auch keine Antwort.
    Der Rest des Tages verging in trüber Stimmung. Wilcox hatte sich in seine Gemächer zurückgezogen und tauchte auch zum Abendessen nicht auf. Als Philippe sich frühzeitig vom Major verabschiedete, hatte er einen Entschluß gefaßt: Er wollte Wilcox eine Freude bereiten, auch wenn Livingston dagegen war. Dieser Gedanke gab ihm etwas von der guten Laune, die er am Vormittag empfunden hatte, zurück.
    Eilig lief er in sein Zimmer. Kaum war er dort angekommen, öffnete er den Kleiderschrank, auf der Suche nach dunkler Kleidung. Den edlen Samtanzug, den er sich nachmittags angezogen hatte, legte er ab und zog statt dessen eine weit geschnittene, dunkle Hose und ein weißes Hemd an, das er mit einem schwarzen Umhang verdeckte. So würde er unauffällig aus dem Schloß und an den Stallungen vorbei gelangen. Nachdem er sich umgezogen hatte, schaute er aus dem Fenster. Es war gerade noch hell genug, um im Wald etwas erkennen zu können, aber für den Notfall legte er ein kleines Öllämpchen in den Korb, den er für die Waldbeeren brauchte, und bedeckte es mit einem Tuch.
    Dann knotete er die Bettlaken aneinander und befestigte sie an den Streben des Fensters. Nachdem er einen letzten Blick in den Park geworfen hatte, um sich davon zu überzeugen, daß er nicht beobachtet wurde, band er sich den Korb mit einer Schnur um die Hüfte und seilte sich behutsam ab.
    Plötzlich verlor Philippe jedoch den Halt, da seine Arme noch zu schwach waren, und er landete unsanft in dem alten Holunderbusch, der unter seinem Fenster wuchs. Leise ächzend ließ er sich von den Ästen herabgleiten. Bestimmt hatte ihn jemand gehört. Angestrengt lauschte er in den Abend hinein, doch außer dem Bellen eines Hundes war kein Geräusch zu vernehmen. Für einen Frühlingsabend schien alles erstaunlich still, als wäre die Natur an diesem Tag früher schlafen gegangen.
    Ein letzter Blick auf die Rasenfläche gab ihm die Gewißheit, daß der Weg frei war. Langsam schlich er an der alten Hauswand entlang, bis er den Gesindetrakt erreichte, hinter dem er unauffällig auf die Zufahrt des Schlosses gelangen konnte.
    Von da aus mußte er nur dem Kiesweg folgen, bis er an der nächsten Wegbiegung ungestört die Schafweide überqueren konnte. Dort waren der Waldrand und auch der Pfad, von dem der Major gesprochen hatte. Nicht weit davon entfernt mußte auch die Lichtung sein, auf der die süßen Erdbeeren zu finden wären.
    Er war jedoch kaum über die Auffahrt geschlichen, als in einer der oberen Etagen

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