Verborgene Liebesglut
dem ersten, der sich ihm nähern sollte, zwischen die Beine zu rammen, doch plötzlich hatte er eine bessere Idee. Hastig begann er zu sprechen. „Ich an eurer Stelle würde das lieber lassen."
Verdutzt hielten die beiden inne. „Was meinst du denn damit?" wollte Ned wissen. „Willst du uns etwa drohen?" Er lachte höhnisch.
Philippe schüttelte den Kopf. „Aber ihr habt doch gehört, was die Lady über mich gesagt hat. Und sie hat recht. Ich hatte schon eine Menge Kerle wie euch. Und ihr wißt doch auch, daß die Liebeskrankheit in Frankreich umgeht."
Ned und Peter sahen ihn mit großen Augen an. Unsicher lachte Ned auf. „Du lügst. Das sagst du doch nur, damit wir dich in Ruhe lassen. So 'n feiner Herr wie du. Wo willst du dir denn die französische Krankheit geholt haben?"
Obwohl Ned sich ungläubig gab, spürte Philippe, daß er auf dem richtigen Weg war. Jetzt durfte er sich keinen Fehler leisten. Er blickte ihm fest in die Augen. Kühn erwiderte er: „Wenn du mir nicht glaubst, probier es aus. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn dir die Syphilis das Gesicht zerfrißt."
Ned schien nicht überzeugt. „Ein echter Graf und die Syphilis! Wo gibt's denn so was?"
Endlich griff Peter ein. „In Frankreich, wo sonst? Wer weiß, was der noch alles an Krankheiten mit sich rumschleppt. Guck dir nur das lockige Haar von dem an. Da weiß man doch, was man vor sich hat. Bei denen kann man nie sicher sein. Du kannst es ja ausprobieren, wenn du willst, Ned. Mir ist die Lust an diesem parfümierten Bürschchen gründlich vergangen. Da mache ich es mir lieber selber." Entschlossen drehte er sich um und ging.
Damit war die Gefahr gebannt. Ned warf seinem Gefangenen einen letzten bedauernden Blick zu und wandte sich ab. Philippe tat einen tiefen Seufzer der Erleichterung. Zumindest vor dieser Schande war er nun sicher. Doch er wußte nicht, was diese Teufel sich noch einfallen lassen würden, um ihn zu quälen. Einzig der Gedanke an Wilcox ließ ihn hoffen. Wilcox würde ihn suchen und aus diesem Alptraum befreien. Erschöpft sackte Philippe in sich zusammen.
Lord Kellinghurst und der Major hatten die gesamte Dienerschaft Blenfield Parks mobilisiert, und gemeinsam hatte man im Schein der Fackeln den Wald durchsucht. Sie konnten aber nichts entdecken, was sie auf die Spur des Verbrechens bringen würde. Nur das blutbefleckte Hemd Philippes zeugte davon, daß hier ein Verbrechen stattgefunden hatte. Die Wagenspuren, die sich in den Schlamm eingegraben hatten, verloren sich nach einiger Zeit auf einem Kiesweg.
Die Pächter der Nachbargüter, die man ebenfalls verständigt hatte, verteilten sich in sämtliche Himmelsrichtungen und durchforsteten alle angrenzenden Waldstücke. Überall wurden Erkundigungen eingezogen. Tatsächlich hatten die Bewohner Stepfords zu besagter Zeit das Geräusch trabender Pferde und einer Kutsche gehört, ohne sich jedoch weiter zu fragen, wer zu dieser Stunde unterwegs sei. Doch an der vom Dorf nur wenige Meilen entfernt gelegenen Poststation hatte man nichts dergleichen bemerkt, und somit verlor sich auch dieser Anhaltspunkt.
Wer konnte nur solch ein Verbrechen begehen? Sicherlich waren aus der Grafschaft einige Raubüberfälle bekannt, doch hatten sie sich allesamt am hellichten Tag und auf offener Straße ereignet. Wer hatte Interesse daran, nachts im Wald um Blenfield Park zu lauern, wo sich doch üblicherweise niemand zu dieser Uhrzeit dort aufhielt?
„Sie müssen uns regelrecht beobachtet haben", sagte der Lord nachdenklich. „Ich wünschte, wir hätten den Park sofort durchsucht, als Stanton die eiligen Schritte auf der Kiesauffahrt zu hören glaubte. Vielleicht hätten wir dann einen von ihnen erwischt."
Livingston blickte ihn im Schein der Fackel finster an. Beide waren nun einige Stunden auf ihren Pferden unterwegs, während die anderen Männer sich zurückgezogen hatten, um nach Sonnenaufgang weiterzusuchen. „Es hat keinen Zweck, jetzt noch durch den Wald zu reiten, Wilcox. Wir werden nichts mehr entdecken. Wir sollten warten, bis es Tag wird", sagte er. Doch der Lord schwieg zu diesem Vorschlag.
„Ich kann jetzt nicht zu Bett gehen, Thomas", antwortete er nach einer Weile. „Ich bin verzweifelt und wütend darüber, daß wir den Jungen nicht direkt nach Trousham geschickt haben. Wer weiß, wo er jetzt steckt, und ich wage nicht, mir auszumalen, was mit ihm passiert, falls ihn tatsächlich die französischen Häscher in die Hände bekommen haben. Man
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