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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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hört die schlimmsten Gerüchte über diese Burschen. Sie kennen alle Tricks, und ehe man sich's versieht, haben sie ihre Opfer über den Kanal geschafft."
    „Wer weiß?" antwortete der Major zweifelnd. „Aber daß diese Kerle aus Frankreich kommen und den lieben langen Tag im Wald um Blenfield Park warten, bis ihr französischer Prinz nachts das Schloß verläßt, um Walderdbeeren zu suchen, halte ich für unwahrscheinlich. Nein, Wilcox. An der ganzen Sache stimmt etwas nicht." Unwillig schüttelte er den Kopf. „Ich tue es jetzt den anderen Männern gleich und gehe für ein paar Stunden ins Bett. Dann bin ich ausgeruht und habe meine Kräfte gesammelt, denn du kennst ja meinen Leitsatz: ,Ein brüllender Löwe ist stärker als zehn bellende Hunde'. Wie sieht es aus? Kommst du mit?"
    „Nein, Thomas." Wilcox war wieder auf sein Pferd gestiegen und blickte seinen Freund an. „Kehre nach Blenfield zurück und stelle fest, ob es Neuigkeiten gibt. Ich werde weiterreiten und schauen, was ich entdecken kann. Irgendwo müssen diese Verbrecher Philippe dochversteckt halten. Allzuweit können sie nicht gekommen sein. Wir sehen uns in wenigen Stunden wieder."
    Ohne daß der Major antworten konnte, galoppierte Wilcox davon, um auf die Straße zurückzukehren, die durch Stepford führte. Zwischen dem Dorf und der Poststation mußte es eine Spur geben, die ihn zu Philippe führen würde. Da war er sich ganz sicher. Obwohl er die Gegend um das Dorf herum wie seine eigene Westentasche kannte, mußte er etwas übersehen haben.
    Immerfort dachte er darüber nach, wer hinter der Entführung oder – auch diese Möglichkeit war nicht auszuschließen – hinter dem Mord an Philippe stecken konnte. Eilig schüttelte Wilcox diese entsetzliche Vorstellung ab. „Wer wußte etwas über Philippe? Wer nur? Wer außer den Dienstboten ... und Lady Fairfax?" Bei diesem Gedanken hielt Wilcox inne.
    Er hatte mittlerweile Stepford verlassen und trabte in der einsetzenden Morgendämmerung die Straße entlang. Trotz seiner inneren Erregung arbeitete sein Verstand messerscharf. Entschlossen hielt er seinen Hengst an und blickte auf die bewaldete Hügelkette, die ihm gegenüberlag. „Fairfax ... Fairfax ... Fairfax." Immer wieder zog dieser Name durch seinen Kopf. Er wußte, daß es von der Straße einen schmalen, versteckten Weg gab, der direkt zum Fairfax-Gut, Morlay Hall, führte. In früheren Zeiten war dieser Pfad von den Schäfern genutzt worden, doch in den letzten Jahren hatte sich die Natur ihr Recht zurückerobert. Der Weg war von Gras überwuchert und im umliegenden Weideland nicht mehr zu erkennen.
    Erst wollte Wilcox diese unsinnige Idee verwerfen. Er hielt es zwar nicht für unwahrscheinlich, daß Lady Fairfax in irgendeiner Form hinter diesen Machenschaften steckte, doch würde sie nie die Dreistigkeit besitzen, Philippe auf Morlay Hall zu verstecken – sei er lebendig oder tot. Denn dort, damit mußte sie rechnen, würde er auch suchen. Trotzdem war es vielleicht nicht sinnlos, das Gebiet zwischen Morlay Hall und Stepford noch näher zu untersuchen, bevor auch er schließlich nach Blenfield zurückkehren würde.
    Vorsichtig lenkte er sein Pferd von der Straße auf das Weideland. Als Kind hatte er oft hier gespielt und war mit seinem Vater an die Stelle im Wald geritten, wo sich die alte Burgruine befand, die einst seinen Ahnen als erster Sitz in England diente, nachdem sie von William, Herzog der Normandie, geadelt worden waren. Doch seit seiner frühen Jugend war er nicht mehr hier gewesen und wußte nicht, ob die finsteren Gemäuer noch standen. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zu dem Anwesen der Familie Fairfax.
    Schneller als er dachte, hatte er den alten Weg entdeckt. Aber auch hier waren keine Spuren einer Kutsche zu entdecken. Sicher waren die Entführer auf der Straße weitergeritten, und in der Poststation hatte der alte Wärter in seinem tiefen Schlaf nichts gehört. Zwar waren hier einige Gräser niedergedrückt und einzelne Zweige gebrochen, doch das bedeutete nichts. Vermutlich nutzten die Fairfax-Angestellten diese Abkürzung durch den Wald. Oder hatte einer der Pächter dieses Gebiet schon abgesucht?
    Nachdenklich ritt Wilcox weiter bergauf. Plötzlich hielt er an.
    Vor ihm erhob sich auf einer Lichtung die unheimliche Ruine jener Raubritterburg, die er als Knabe so geliebt hatte. Doch sah sie nun, in der ersten Morgendämmerung, noch schauriger aus, als er sie in Erinnerung hatte. Düster blickten die

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