Verborgene Liebesglut
Anmeldung vorzulassen."
„Schweig und laß mich vorbei!" hörte man eine zischelnde Frauenstimme.
In diesem Moment wurde die Flügeltür von außen aufgedrückt. „Aber nicht doch, Mylady. Ich kann Sie wirklich nicht ..." Bevor Stanton seinen Satz beendet hatte, wurde er entschieden beiseite geschoben, und Lady Fairfax erschien im Türrahmen.
„Doch, du kannst! Siehst du? Und nun brauchen wir dich nicht mehr. Danke!" Mit der gleichen Entschlossenheit, mit der sie den Diener weggeschoben hatte, schloß sie die Tür von innen.
„Ach, du meine Güte! Die alten Kameraden halten Kriegssitzung? Hat der Feind so böse zugeschlagen?” Sie schaute die beiden Männer neugierig an, rückte sich dann aber einen kleinen Sessel zurecht und ließ sich in der ihr eigenen aufrechten Haltung nieder. Auffordernd warf sie einen Blick in die Runde, doch niemand gab einen Ton von sich. „Ich wollte Ihre gute Stimmung nicht stören. Komme ich ungelegen?" Die beiden Freunde sahen zunächst die Lady und dann einander ungläubig an. Lady Fairfax schien mit ihrem Auftritt zufrieden. Ein kleines, maliziöses Lächeln umspielte ihre Lippen.
Livingston beobachtete seinen Freund besorgt. Er bemerkte, daß sich die Haltung des Lords versteift hatte. Dieser wandte sich nun an ihn. „Thomas, ich glaube, es ist besser, wenn du uns nun alleine läßt."
„Nun gut, wenn du wirklich meinst." Der Major zögerte einen Moment. „Aber denk an den Leitsatz, mein Freund: Ein brüllender Löwe ist besser als ..." Er ließ den Satz unbeendet, warf Lady Fairfax einen verächtlichen Blick zu und verließ den Raum.
Nachdem er verschwunden war, erhob sich Lady Fairfax und begann im Raum auf und ab zu gehen, während der Lord, äußerlich ruhig, sitzen blieb.
„Aber Wilcox, Sie Dummer. Dachten Sie ernsthaft, Sie könnten mich zum Narren halten?" Ein Schweigen erfüllte den Raum; man konnte lediglich das Fächeln der Lady vernehmen. „Antworten Sie mir!" Wilcox blieb zunächst stumm.
Leise lachte Lady Fairfax auf. „Ach, Sie Unvorsichtiger. Sie wollen nicht mit mir reden? Das ist sehr unklug. Ich könnte mich nämlich langweilen und aus einer Laune heraus etwas Unbedachtes tun, was Ihnen hinterher leid täte. Verstehen Sie mich?" Sie wartete einen Moment und fügte schließlich einschmeichelnd hinzu: „Wir sind doch jetzt ganz alleine, also können wir uns mal richtig aussprechen. Sie wollen mir doch etwas sagen, nicht wahr?"
Der Lord stand auf. Es hatte keinen Zweck. Er mußte mit ihr verhandeln. „Lady Fairfax, lassen Sie uns gleich zur Sache kommen."
„Wie direkt Sie doch sind, mein Lieber", flötete sie. „So kennt man Sie ja gar nicht. Zumindest meine liebreizende Tochter hat sich bei mir auf das heftigste über Ihre Unentschlossenheit beschwert." Leise räusperte sie sich und senkte ihre Stimme ein wenig. „Und dabei ist sie doch so hübsch. Alle Männer finden sie hübsch. Aber was soll man da tun? Sie haben es ihr besonders angetan. Ach, mein kleines Täubchen."
„Wo steckt er, Lady Fairfax? Sagen Sie es mir!"
„Moment, Moment, wieso er? Jetzt sprechen wir erst mal über sie!" Ihr Blick verdunkelte sich. „Mylord – oder darf ich Wilcox als mein zukünftiger Schwiegersohn zu Ihnen sagen? Er ...", hier machte sie eine bedeutungsvolle Pause, „ist nun ganz unwichtig. Vergessen Sie ihn für eine Weile."
Wilcox trat näher an sie heran, und ihre Blicke trafen sich. „Mylady, meine Beherrschung hat Grenzen. Sagen Sie mir sofort, wo er steckt!"
„Contenance, lieber Freund, Contenance. Sie geraten ja richtig in Wallung, wenn Sie an Ihr kleines Vögelchen denken. Wie ein Geliebter, der seine Liebe entbehrt." Sie lachte auf. „Man könnte glauben, Sie seien ein ... ein Sodomit." Aus ihren Augenwinkeln heraus beobachtete sie seine Reaktion, doch der Lord schwieg. Lady Fairfax seufzte ungeduldig. „Seien Sie unbesorgt. Ich habe lange überlegt, wo ich ihn unterbringe. Er ist an einem sicheren Ort. Darauf können Sie sich verlassen. Nun gut, Sie wollen mich nicht verstehen, Lord Kellinghurst. Kommen wir also zum eigentlichen Kontrakt."
„Was meinen Sie damit, Lady Fairfax?" fragte Wilcox.
„Ich meine es so, wie ich es sagte. Wissen Sie, ich versuche immer an alle zu denken, nicht nur an mich. Und mein Täubchen ist so unglücklich. Ihr ist ein wenig langweilig. Keine Kleider, kein Stoff, immer nur der fade Krieg und dann noch dieser Mann, der sie einfach nicht heiraten will. Sie verzweifelt. Sie ist geradezu ...", sie überlegte
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