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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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Abend des gleichen Tages meldete.
    ,Nun gut', dachte sich Wilcox. ,Sie scheint sich nicht aufhalten zu lassen. Fassen wir den Stier also bei den Hörnern, wie Thomas sagen würde.' Trotzdem war er verwundert, daß sich Lady Fairfax nicht ein wenig mehr Zeit ließ, schließlich konnte sie die Vorbereitungen von Morlay Hall aus treffen. Offensichtlich wollte sie auf Blenfield Park die Situation kontrollieren und wie eine Spinne im Netz in den richtigen Momenten an den Fäden ziehen. Aber vielleicht ließ sich aus dieser Situation auch ein Vorteil ziehen. Denn er würde es ihr gleichtun.
    „Richten Sie die Gemächer für die Damen, Stanton!" Wilcox stand in der Mitte der Eingangshalle und gab mit seiner klaren Stimme Befehle. „Der Ostflügel muß für die Gäste bereitgestellt werden. Das Hochzeitsgeschirr meiner Großeltern? Wo haben Sie es verstaut, Stanton? Das Aufgebot muß bestellt werden." Tausend Gedanken schoßen ihm durch den Kopf, während er versuchte, seine wahren Gefühle vor dem Personal zu verbergen.
    Lady Fairfax sollte angesichts der Pracht auf Blenfield Park erblassen. Niemals war das Geschlecht der Kellinghursts derart niederträchtig gedemütigt worden, doch niemand konnte es schaffen, seinen eigenen Stolz zu brechen. Noch hatte er Zeit, das wußte er. Ein einzelner Tag konnte alles verändern. Eine kleine Spur des Schicksals würde ihn zu Philippe führen, dessen war er gewiß.
    ,Doch was, wenn diese Bestie ihn tatsächlich schon getötet hat?' Seine Gedanken überschlugen sich, und seine Muskeln spannten sich an.
    „Halten Sie den Damensalon im Erdgeschoß verschlossen, Stanton!" diktierte er weiter. Wilcox wollte nicht, daß das Andenken dieses Raumes, den seine Mutter zuletzt mit ihrem Leben erfüllt hatte, nun von diesen Eindringlingen besudelt wurde. Mit seiner gesamten Kraft wehrte er sich gegen die Vorstellung, Lady Fairfax könnte jemals wieder einen ruhigen Moment in ihrem Leben finden, solange sie nicht für ihr Verbrechen gebüßt hätte.
    Entschlossen wandte er sich von der Geschäftigkeit der Diener ab und verschwand in der Bibliothek, wo er sich in einen der alten Ledersessel fallen ließ. So konnte es nicht weitergehen! Er mußte Philippe finden, koste es, was es wolle. Wenn die FairfaxDamen erst mal im Schloß waren, würde keiner seiner Schritte unbeobachtet bleiben. Doch nun mußte er erst einmal auf Livingston warten, der schon am frühen Morgen mit einigen Männern zu der alten Mühle geritten war, um nach einer Spur des jungen Franzosen zu suchen.
    Wieder einmal wurde ihm klar, daß er auch auf Philippe wütend war. Wie hatte der Junge nur so leichtsinnig sein können, sich aus dem Haus zu schleichen? Wilcox sprang von seinem Sessel auf und trat an die geöffnete Terrassentür. Er fühlte sich eingeschlossen, und der Druck der Ungewißheit lastete schwer auf seiner Brust. Einzig ein Ritt auf seinem Hengst konnte ihm seine klaren Gedanken wiedergeben.
    Es kostete ihn nur wenige Momente, bis er sein Vorhaben in die Tat umgesetzt hatte und zu den Stallungen geeilt war, wo er das Pferd satteln ließ. Mit wenigen Sätzen hatte das feurige Tier die Auffahrt Blenfield Parks hinter sich gelassen und galoppierte über die ausgedehnten Weiden. Wilcox schlug seine Fersen in die Flanken des Pferds. Er konnte den muskulösen Körper zwischen seinen Schenkeln spüren. Es war ein herrlicher Tag, und er fühlte, wie der Ausritt ihn mit unbändiger Kraft erfüllte. Helle Wolken trieben über den blauen Himmel, während sich vor ihm die hügelige Landschaft Südenglands wie eine Offenbarung ausbreitete.
    Er trieb den Hengst weiter und verlangte das Letzte seiner Kräfte. Noch einmal gab er dem Tier die Sporen und sah, wie sich seine Nüstern unter der Anspannung weiteten. Immer schneller wurde der Ritt, und er spürte, daß sich sein Gefühl gegen seinen sonst so nüchternen, glasklaren Verstand auflehnte.
    Mit einem entschiedenen Griff in die Zügel brachte er das Tier zum Stehen. „Philippe!" rief er laut aus. „Philippe! Wo bist du?" Sein Fragen war die Antwort auf alles, was in ihm aufbegehrte, doch sein Ruf verhallte ungehört in der weiten Landschaft. Das Rauschen der Blätter schien der einzige Widerhall darauf zu sein.
    Wilcox stieg von seinem Pferd ab und blickte über die unendlichen Hügel hinweg. Der Wind fuhr ihm durch die blonden Haare. Erschöpft lehnte er sich an den Hals des Tieres und hörte, wie ihm das Blut in den Adern pochte. Er würde ihn finden, das wußte er –

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