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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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Freunde. Er erwähnt Maria namentlich und sagt, dass Leduc und sie ein Liebespaar waren. Die Filme waren ursprünglich ganz privat. Gott weiß, wie sie überlebt haben oder wie sie an die Öffentlichkeit gelangt sind. Ist das nicht schrecklich aufregend?«
    Valentina hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Hat Anita ihr gerade gesagt, dass ihre Großmutter mütterlicherseits in den Vierzigerjahren ein Pornostar gewesen ist?
    »Es muss sich um ein Missverständnis handeln«, widerspricht sie und erinnert sich an die Geschichten über Maria, die gläubige Katholikin. »Meine Großmutter mag vielleicht Tänzerin gewesen sein, aber sie kann unmöglich in den Vierzigerjahren in Paris gewesen und in erotischen Filmen mitgespielt haben. Und was Leduc angeht, so klingt es sehr unwahrscheinlich, dass sie seine Geliebte gewesen sein soll.«
    »Aber sie ist es, Valentina«, beharrt Anita. »Ich habe recherchiert. René Mauriac weist deutlich nach, dass sie die Lempert-Tanzschule verlassen hat und mit Felix Leduc im Juli 1948 nach Paris gekommen ist.«
    Valentina runzelt die Stirn, sie kann es noch immer nicht ganz glauben. Wieder denkt sie daran, wie ihre Mutter ihre Großmutter beschrieben hat: nicht nur als religiös, sondern auch als schüchtern, ruhig und zurückhaltend. Und dennoch kam ihr das Gesicht, obwohl es etwas unscharf war, in der Installation gestern vertraut vor. War das tatsächlich möglich?
    » Mauriac schreibt, dass Leduc Maria in London begegnet ist, wo sie Tanz studiert hat.«
    »Thomas hat mir erzählt, dass sie Tänzerin gewesen ist. Ich habe das noch nie zuvor gehört.«
    Anita sieht sie neugierig an. »Ach, ich hatte keine Ahnung, dass du nicht wusstest, dass sie Tänzerin war oder in Paris gelebt hat.«
    »Meine Großmutter ist vor meiner Geburt gestorben. Ich habe sie nie kennengelernt.«
    »Das tut mir leid«, sagt Anita. »Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass du alles über sie wüsstest … abgesehen von diesen Filmen natürlich.«
    Wenn Thomas und Anita recht hatten, war ihre Großmutter Tänzerin und Darstellerin in erotischen Filmen gewesen. Es war möglich, dass ihre Mutter ihr diese Information vorenthalten hatte. Schließlich hatte sie gerade erst herausgefunden, dass ihre Mutter sie ihr ganzes Leben lang über ihren Vater belogen hatte. Aber warum sollte Tina das tun? Valentina konnte sich vorstellen, dass sie stolz auf ihre freizügige Vorfahrin wäre.
    »Was schreibt dieser René Mauriac noch in seinem Buch?«
    »Er beschreibt, wie sehr Leduc Maria geliebt hat. Dann endet das Kapitel abrupt und geht erst nach einem Sprung von drei Jahren weiter. Ich weiß nicht, was am Ende mit Maria passiert ist oder warum es zwischen ihnen nicht geklappt hat. Leduc hat schließlich jemand anders geheiratet.«
    Valentina kippt ihren Champagner hinunter. Warum hat sich ihre Großmutter Maria von einer freigeistigen Pariserin in eine konservative Mailänderin verwandelt? Das sind äußerst verstörende Informationen. Erst erfährt sie, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist, und jetzt findet sie auch noch heraus, dass ihre Großmutter in Wahrheit kein unterwürfiges Hausmütterchen, sondern ein erotischer Filmstar war.
    »He«, sagt Anita. »alles in Ordnung? Du wirkst etwas schockiert.«
    »Nun, es ist ein Schock, so etwas herauszufinden.«
    »Ja, indem wir die Geheimnisse unserer Vorfahren ergründen, erfahren wir, wer wir selbst sind, nicht?« Anita wirkt einen Augenblick sehr nachdenklich.
    »Siehst du die erotischen Zeichnungen und Gemälde an den Wänden?«, fragt sie und deutet mit ausladender Geste auf das Wohnzimmer. »Sie haben alle meinem Großvater gehört. Er hat in den Fünfzigerjahren in London mit Kunst gehandelt. Die eine Hälfte seiner Sammlung hat er mir und die andere meiner Cousine Chloe vermacht. Dank meinem Großvater besitze ich eine Leidenschaft für die Kunst. Ihm verdanke ich es auch, dass ich keine finanziellen Sorgen habe und mich in Ruhe meiner Kunst widmen kann. Hin und wieder verkaufe ich einfach ein Bild.«
    Valentina empfindet einen Anflug von Neid. Wie würde ihr Leben aussehen, wenn sie das Tagesgeschäft aufgeben und sich ganz auf ihre Kunstfotografie konzentrieren könnte? Doch während sie das denkt, fällt ihr auf, dass sie gern ihr eigenes Geld verdient. Sie mag das Gefühl, dass sie sich ihren Besitz selbst erarbeitet hat.
    »Willst du mein Lieblingsstück sehen?«, fragt Anita, nimmt, ohne die Antwort abzuwarten, Valentina bei der Hand und führt sie aus dem

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