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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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aber eines Tages hörte sie der zuständige deutsche Kommandant. Er fand ihre Stimme so besonders, dass er beschloss, sie zu verschonen. Für ihre Kinder war es jedoch zu spät. Sie waren zu krank. Also hat der Kommandant Vivienne von ihnen getrennt«, erzählt René.
    »Sie hat mir erzählt, dass sie Sängerin gewesen ist«, bemerkt Maria.
    »Ja, eine sehr begabte. Aber seit sie ihre kleinen Mädchen verloren hat, schafft sie es nicht mehr, vor Publikum zu singen«, erklärt René.
    »Sie macht ihr Talent dafür verantwortlich, dass die Kinder allein gestorben sind. Ohne den Trost ihrer Mutter«, fügt Olivier hinzu.
    »Das ist eine schreckliche Geschichte.« Maria versucht sich vorzustellen, wie das für Vivienne gewesen sein muss. »Aber was hat das mit Felix’ Frau zu tun?«
    »Ich werde Felix dazu bringen, es dir zu erklären, wenn du ihn siehst«, antwortet Olivier.
    Maria sagt nichts mehr. Wie eine geladene Waffe hängen seine Worte in der Luft.
    Mitten in der Nacht fahren sie über eine Straße, die durch einen Wald führt. Der Mond scheint durch die Bäume und wirft Schatten auf die Straße. Maria fühlt sich wie in einem amerikanischen Film Noir. Wie gut kennt sie diese beiden Männer eigentlich? Gibt es das Schloss wirklich? Doch sie empfindet René nicht ernsthaft als Bedrohung. Irgendwie wirkt seine Erscheinung eher komisch. Bei Olivier ist das etwas anderes. Doch er ist Felix’ Bruder. Er würde sie doch sicher Felix zuliebe beschützen?
    Schließlich verlassen sie die Hauptstraße und biegen in einen holperigen Feldweg ab, der voller Schlaglöcher ist. Sträucher kratzen an den Seitenfenstern entlang, während Maria durch die Windschutzscheibe nach vorn blickt. Sie biegen um eine Ecke, und jetzt sieht sie in der Ferne Lichter leuchten. Als sie näher kommen, erkennt Maria den Umriss eines großen Gebäudes, das sich vom sternenklaren Nachthimmel abhebt. Vor ihnen leuchtet der Vollmond. Der Ort hat etwas Märchenhaftes. Das Dach ist mit Zinnen bewehrt, und an einem der Flügel steht ein Turm. Maria stellt sich vor, dass Felix im Inneren des Schlosses einen seiner fantastischen Filme dreht – eine surrealistische Version von Dornröschen oder Schneewittchen vielleicht. Wenn er das doch nur täte, anstatt sich mit seiner Frau vor ihr zu verstecken.
    René hält vor dem Schloss und stellt den Motor aus. Still sitzen die drei im Wagen und lauschen auf das Ticken des abkühlenden Motors. Jetzt, nachdem sie tatsächlich hier sind, hat Maria Angst. All ihre Wut und der daraus erwachsene Mut sind verschwunden. Am liebsten möchte sie weglaufen, aber das kann sie nicht. Sie muss das durchstehen. Sie darf sich vor diesen Männern keine Blöße geben. Schließlich steigt René aus dem Wagen, gefolgt von Olivier, der wiederum Maria die Tür öffnet. Sie steigt aus und steht unsicher in ihrem roten Umhang da. Noch immer hat sie die Kapuze auf dem Kopf und verkrampft die Hände ineinander. Sie blickt zum Himmel und entdeckt eine Sternschnuppe. Ist das ein Zeichen der Hoffnung? Olivier hat gesagt, dass Felix ihr die Dinge erklären würde. Vielleicht ist seine Frau verrückt oder krank und sie sind nur noch auf dem Papier verheiratet? Damit könnte sie möglicherweise leben.
    Maria wendet den dunklen Wäldern den Rücken zu und blickt zu dem Schloss, das in Mondlicht und Schatten getaucht ist. »Wem gehört dieses Haus?«, fragt sie die Männer.
    »Meinem Bruder«, sagt Olivier.
    Maria bleibt der Mund offen stehen. Dieses riesige Schloss gehört Felix? Sie spürt einen wütenden Stich. Warum hatte er in London vorgegeben, so arm zu sein? Warum wohnen sie in einem schäbigen kleinen Hotel in Paris, wenn ihm das hier gehört? Er hat ihr ein paar teure Kleider gekauft, aber trotzdem. Verglichen mit dem Geld, das er besitzen muss, ist das unbedeutend. Ist er vielleicht sogar ein Baron oder Graf?
    Maria hebt mit einer Hand den Saum ihres Capes und steigt die steinernen Treppen zur Eingangstür hinauf, flankiert von René und Olivier.
    »Ich sollte ihm zuerst sagen, dass Sie hier sind«, meint Olivier.
    »In Ordnung«, stimmt Maria zu. Sie möchte kein großes Drama veranstalten, sie will nur die Wahrheit herausfinden. Sobald sie Felix sieht, wird sie wissen, ob er sie liebt. Wird sie es überhaupt ertragen, seiner Frau zu begegnen?
    Es gibt keine Klingel, nur einen großen Klopfer in Form eines Widderkopfs mit gebogenen Hörnern. Olivier hebt ihn an und lässt ihn gegen die Tür fallen. Maria hört den Widerhall im

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