Verborgene Lust
bin keine richtige Fotografin so wie Sie«, ergänzt Anita. »Ich spiele nur ein bisschen herum. Ich kann gar nicht glauben, dass meine Arbeiten ausgewählt worden sind.«
»Nun, auf deine Art bist du schließlich ein Star, nicht wahr, Anita? Natürlich wird man sich für deine Kunst interessieren, vor allem angesichts deines Erbes«, schmeichelt Kirsti der Blondine.
Was meint sie? Was ist das Erbe der Burlesque-Tänzerin?
»Mein Freund hat mich überredet, die Bilder einzusenden, vor allem die Videos«, sagt Anita.
»Ja, das sind ziemlich bemerkenswerte Aufnahmen«, pflichtet Kirsti ihr bei. »Sie sind nicht nur historisch interessant, sondern auch unglaublich erotisch.«
Anita wendet sich an Valentina.
»Mein Großvater war ein Kunsthändler«, erklärt sie, »der sich auf erotische Kunst spezialisiert hatte. Zu seinem Bestand gehörten einige Erotikfilme, die in den späten Vierzigern in Paris entstanden sind. Die habe ich zu einem Kunstwerk zusammengestellt.«
»Es ist wirklich beeindruckend«, bestätigt Kirsti. »Wir haben es noch nicht aufgebaut, aber vielleicht möchten Sie gern einen Blick auf Anitas Fotos werfen?«
»Ich wäre begeistert, Ihre Meinung zu hören«, bekräftigt Anita. »Ich bewundere Ihre Arbeit.«
»Klar.« Valentina nickt und fühlt sich etwas überrumpelt von den beiden Frauen. Anita führt sie an das andere Ende der Galerie zu dem langen Arbeitstisch, auf dem die gerahmten Fotografien ausliegen.
»Wir gehen sie gerade durch und überlegen, wo wir sie hinhängen«, erklärt Kirsti.
Valentina betrachtet Anitas Bilder. Es sind allesamt Selbstporträts, und Valentina ist zugegebenermaßen beeindruckt. Auf der ersten Aufnahme liegt Anita in einem lilafarbenen Kostüm auf der Seite und trägt schenkelhohe schwarze Schnürstiefel mit schwarzen Spitzenstrümpfen. Die blonden Haare sind offen, die Lippen passend zum Kostüm lila geschminkt. Lediglich an ihrem Po ist ein Stück nackte Haut zu sehen. Das zweite Foto zeigt Anita ganz in Schwarz in einer Nahaufnahme, wie sie mit der Kamera in der Hand und einem orientalischen Sonnenschirm vor dem Gesicht in den Spiegel blickt. Nur ihre Brustspitzen sind zu erkennen, denn die harten Nippel schieben sich durch die Schlitze eines SM-Kostüms aus Latex. Das dritte Bild ist eine Ganzkörperaufnahme von Anita. Ihre Füße stecken in blauen Pantoffeln mit schmalen geschwungenen Absätzen. Sie stemmt sich mit den Sohlen gegen den Spiegel und beugt die Beine, sodass der Rest ihres nackten Körpers im Spiegel zu sehen ist: ihre nackten Brüste, die geschürzten Lippen. Bei der Aufnahme schließt sie das linke Auge. Obwohl sie die Beine gehoben hat, ist ihre Scham nicht zu sehen, weil über ihrem Schritt ein lilafarbener Chiffonschal liegt.
»Das ist mein Lieblingsbild«, sagt Anita, als Valentina es in die Hand nimmt, um es genauer zu betrachten. »Ich glaube, es ist etwas raffinierter als die anderen.«
Die letzten drei Bilder sind noch plastischer. Eines zeigt Anitas nackten Körper, der von drei Bogenleuchten erhellt wird, die im Dreieck um sie herumstehen. Sie kniet und dreht die Kamera zu sich, um ein Bild zu machen. Ihre Haare fallen wie ein blonder Schleier über ihr Gesicht, dennoch erkennt man ihre leicht geöffneten Lippen und die geschlossenen Augen.
Auf einer anderen Schwarzweißkomposition liegt sie mit dem Rücken auf schwarzer Seide, blickt hinauf in den Spiegel, verschränkt die in Netzstrümpfen steckenden Beine und zeigt nur ihre geöffneten Schamlippen.
»Ach, das ist mein Lieblingsbild«, sagt Kirsti und nimmt zu Valentinas Überraschung den letzten Abzug in die Hand. Offensichtlich ist die Amerikanerin weniger prüde, als sie aussieht. Das Bild als provokant zu bezeichnen wäre noch untertrieben. Wieder liegt Anita auf dem Rücken und streckt die Beine gerade nach oben in die Luft. Sie stecken in hellen Strümpfen, die fast die Farbe ihrer Haut haben. Ihr Hinterteil ist dem Spiegel zugewandt. Sie ist vollkommen nackt, starrt in den Spiegel und beobachtet mit der Kamera in der linken Hand den Betrachter, während sie sich diesem freizügig darbietet.
»Sie sind großartig«, stellt Valentina fest und meint es ernst.
Anita wirkt ehrlich geschmeichelt.
»Wirklich? Das bedeutet mir sehr viel«, antwortet sie.
»Nun, ich bin keine erfahrene Erotikfotografin.«
»Aber Sie stammen aus einer so berühmten Familie. Ich meine, Ihre Mutter ist eine Ikone!«
Als Anita Tina Rosselli erwähnt, versteift sich Valentina.
»Ich glaube,
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