Verborgene Lust
an ihren Lippen gehangen. Im Club, wo sie noch etwas getrunken haben, im Taxi, hier in der Wohnung. Plötzlich ist ihr klar, dass sie nicht nach Hause gehen wird. Sie weiß genau, was passieren wird. Und sie ist froh darüber. Es wird sie von Thomas ablenken.
Jemand klopft an die Badezimmertür.
»Valentina? Alles okay?«
Sie öffnet die Tür, Francesco lehnt am Türrahmen. Er ist nicht viel größer als sie, aber für sein Alter noch immer schlank und gut in Form. Sie sieht die Falten, die sich über seine Wangen ziehen, und die Lachfalten um seine Augen, doch sie machen ihn nur noch attraktiver. Sie kneift sich. Wie lange hat sie sich danach gesehnt, mit diesem Mann zusammen zu sein, und jetzt steht er vor ihr und bietet sich ihr an. Natürlich ist es viel zu spät, ihr Herz gehört einem anderen. Aber vielleicht kann er ihr heute Nacht helfen loszulassen. Ihre Vergangenheit? Thomas? Sie weiß es nicht.
Francesco zieht sie aus dem Bad und küsst sie im dunklen Flur. Sie öffnet willig die Lippen. Sie und Leonardo küssen sich nie richtig. Das ist ihre Regel. Valentina realisiert, dass sie monatelang keinen Mann mehr auf diese Weise geküsst hat. Nicht, seit Thomas sie verlassen hat. Francesco löst sich aus dem Kuss, nimmt Valentinas Hand und führt sie den Flur hinunter. Die Tür zum Wohnzimmer steht offen. Was Valentina sieht, überrascht sie. Seit sie ins Bad gegangen ist, haben sich die Dinge deutlich verändert.
Tante Isabella hockt nur noch mit Strümpfen bekleidet auf allen vieren auf dem Boden. Ihr Kopf lehnt an Peters Bauch, während sie ihn mit dem Mund befriedigt. Peter hat selig die Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet und den Kopf in den Nacken gelegt. Währenddessen kniet Rupert hinter Isabella, streicht über ihr Hinterteil und zieht sie zu sich heran, sodass sein Schwanz über ihre Scham streift.
»Wo ist Antonella?«, zischt Valentina alarmiert. Ihre Freundin ist nirgends zu sehen. Ist sie allein in die Nacht hinausgelaufen?
»Ich fürchte, sie hatte etwas zu viel getrunken«, flüstert Francesco. Seine Augen funkeln in der Dunkelheit. »Ich habe sie ins Bett gebracht. Keine Sorge, sie ist sofort eingeschlafen. Dort ist sie gut aufgehoben.«
Francesco zieht Valentina an seine Brust. Sie spürt an ihrem Becken, dass er hart wird, und stellt sich vor, wie es sich anfühlt, ihn nach all der Zeit in sich zu haben.
»Willst du zusehen, Valentina?«, flüstert er ihr ins Ohr, dreht ihren Kopf und hält ihn mit beiden Händen, sodass sie sieht, wie Rupert tief in Isabella stößt. »Oder willst du mitmachen?«
Valentina zieht den Kopf zurück und schließt die Tür.
»Nein, ich will nicht zusehen, und ich will auch nicht mitmachen«, erklärt sie.
Er legt den Kopf schief und sieht sie spöttisch an.
»Was willst du dann?«
»Ich will, dass du mir zeigst, dass du dich an … uns erinnerst.«
»Natürlich erinnere ich mich. Ich habe dir ja gesagt, dass ich in den letzten Jahren oft an dich gedacht habe.« Er seufzt. »Daran ist meine Ehe zugrunde gegangen, Valentina. Ich war besessen von dir.«
»Ich will nicht, dass du mir das sagst, sondern dass du es mir zeigst.«
»Wie?«
»Ich will, dass du genau das tust, was du beim ersten Mal getan hast, als wir miteinander geschlafen haben. Du sollst mir noch einmal zeigen, wie du mich entjungfert hast.«
Er atmet tief ein und schweigt einen Moment.
»Hast du es vergessen?«, raunt sie.
»Natürlich nicht.« Seine Worte sind kaum mehr ein Flüstern. »Ich denke darüber nach, wie ich das tun kann.«
Er nimmt ihre Hand, und sie folgt ihm den Flur hinunter in die Küche. Dort besteht alles aus glänzendem Stahl und modernen Apparaten, ganz anders als damals. Francesco lässt ihre Hand los und öffnet das Eisfach des Kühlschranks.
»Zum Glück habe ich zufällig da, was wir brauchen«, sagt er und zieht eine Dose Eiscreme heraus.
»Dann ist das deine Wohnung?«
»Na, klar«, antwortet er und öffnet den Deckel der Eispackung. »Aber wir werden improvisieren müssen, Valentina. Ich habe kein Auto mehr.«
»Das ist okay. Wir stellen es uns vor.«
Sie schließt die Augen und erinnert sich an den Sommer, als sie neunzehn war. Francesco war mit ihr in seinem Fiat Bambino aus der Stadt hinausgefahren. Sie wollten an den See, schafften es aber nicht bis dorthin. Unterwegs hatte Francesco an einer Tankstelle gehalten und ihnen zwei Eis gekauft. Während er weiter die Straße hinunterfuhr, hielt Valentina in jeder Hand ein Eis. Francesco
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