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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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und stattdessen mit zwei Müttern aufzuwachsen. Sie hat ihm alles gesagt, und trotzdem hält er sich zurück und weicht ihren Fragen aus, wenn sie sich nach Frankreich erkundigt. Sie beschließt, ihn bei ihrer nächsten Begegnung zu zwingen, ihr etwas zu erzählen, nur um sich zu versichern.
    Die Gelegenheit kommt am Tag der Premiere. Lempert hat ihnen tagsüber frei gegeben, die Kompanie soll sich vor der abendlichen Vorstellung ausruhen. Maria erwacht unter einem klaren Sommerhimmel. Der Regen hat sich aufgelöst. Es ist bereits warm. In der Wohnung ist es still, Jacqueline ist früh aufgebrochen. Maria fällt ein, dass ihre Mentorin heute den ganzen Tag über unterrichtet. Sie fährt zu den Schulen im Norden von London und gibt den Töchtern der Reichen Ballettunterricht. Maria ist ausnahmsweise allein und frei. Sie hat den ganzen Tag für sich.
    Zunächst versucht sie einen Brief an ihre Mutter und Pina zu schreiben. Sie sitzt am Tisch, während der Kaffee kocht und sie an die Gerüche in der Küche zu Hause erinnert. Sie dreht den Deckel von ihrem Stift ab und streicht das Papier vor sich glatt.
    Liebe Mamas,
    ich habe einen Mann kennengelernt. Er ist Franzose. Er heißt Felix und macht Filme.
    Was noch? Sie kann ihnen nicht sagen, dass er so alt wie Pina ist, aber das ist er; wenn nicht noch älter. Sie knüllt das Papier zusammen und wirft es in den Papierkorb. Jacqueline wird mit ihr schimpfen, Papier ist knapp. Der Kaffee beginnt zu kochen. Sie steht vom Tisch auf, nimmt ihn vom Kochfeld und gießt die schwarze Flüssigkeit in eine Teetasse. Ihr Magen knurrt, aber es ist nur Porridge da, sie haben nicht eine einzige Scheibe Brot im Haus.
    Sie holt das Buch mit den Lebensmittelkarten aus der Küchenschublade. Als Maria in London angekommen ist, hat Jacqueline sie sofort losgeschickt, sich Registrierungsnummer und Lebensmittelkarten zu besorgen. Die extreme Knappheit in England verblüfft Maria. Sie hat gehört, wie ein paar Mädchen in der Tanzschule sich über Reisen nach Holland, Dänemark und Belgien unterhalten haben, wo man unbegrenzt Süßigkeiten und Schokolade essen kann. Maria stöhnt bei der Vorstellung. Wie gern würde sie einen mit Schokolade gefüllten Brioche essen! Auch wenn sie mit ihren Lebensmittelkarten nach unten in die Bäckerei ginge, eine solche Delikatesse gibt es dort gar nicht. Sie seufzt, öffnet den Schrank und holt einen Topf heraus. Sie sollte sich etwas Porridge machen. Vielleicht konnte sie ihn mit ein bisschen Zimt würzen.
    Es klopft an der Tür. Sie runzelt die Stirn und hofft, dass es nicht der nervige Guido ist. Sie bereitet sich innerlich darauf vor, ihn wegzuschicken. Doch als sie die Tür öffnet, steht Felix auf der Schwelle und hält eine braune Papiertüte im Arm. Maria ist so überrascht, dass sie zunächst nichts sagt.
    »Hast du schon gefrühstückt?«, fragt er.
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Gut«, sagt er und schwenkt die Tüte vor ihrem Gesicht. »Frisch gebackene süße Brötchen, sogar mit Zuckerstreuseln darauf. Es sind zwar keine Croissants, aber besser als nichts.«
    »Woher hast du die?«, fragt sie, reißt ihm aufgeregt die Tüte aus der Hand, öffnet sie und atmet den würzigen Duft von braunem Zucker und Zimt ein. Er hebt die Nase und schlendert in Jacquelines Wohnung.
    »Das riecht verräterisch.« Er zwinkert ihr zu. »Ist das Kaffee?«
    Sie ist ganz aufgeregt. Woher weiß Felix, dass sie den ganzen Tag hier allein ist? Sie reicht ihm ihre Tasse und brüht sich selbst einen neuen Kaffee. Bei dem Gedanken an das Zuckerbrötchen läuft ihr das Wasser im Mund zusammen, aber sie will es zusammen mit einem Kaffee genießen. Also beherrscht sie sich. Felix sitzt lässig am Tisch und blickt sich um.
    »Die Wohnung ist viel hübscher als meine«, bemerkt er. »Heller.«
    »Warst du noch nie zuvor hier?«, fragt sie und kommt mit ihrem Kaffee zum Tisch.
    »Nein, nicht seit ich vor zwei Jahren hier eingezogen bin.«
    Sie nimmt gegenüber von ihm Platz und packt ihr Brötchen aus. »Darf ich fragen, warum du und Jacqueline nie miteinander sprecht?«
    »Aber wir sprechen miteinander.«
    Sie schiebt sich ein Stück des süßen Brötchens in den Mund. Es ist köstlich. Ihr schwindelt vor Wonne. »Ihr unterhaltet euch aber nicht richtig. Ich meine, ihr seid beide Franzosen. Warum geht ihr euch aus dem Weg?«
    Einen Moment sagt Felix nichts. Dann sieht er sie herausfordernd an.
    »Du willst die Wahrheit wissen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Es hat mit deinem Freund Guido

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