Verborgene Lust
nicht unter derselben Knappheit wie England. Plötzlich hungrig schlingt Maria das Essen hinunter und lässt zu, dass Felix Rotwein zwischen ihre Schenkel träufelt, um ihn von ihrer Haut zu lecken, die feucht von Lust und Verlangen ist.
»Es ist heiß da draußen«, sagt Felix. In seinen Brusthaaren glitzern Schweißperlen. »Man spricht schon von Dürre. Die Ernte vertrocknet.«
Maria interessiert sich weder für das Wetter noch für die verdorbene Ernte oder die Konsequenzen für das französische Volk. Sie interessiert sich für nichts und niemand außer für Felix und sich selbst. Wenn er in sie eindringt, will sie unter seine Haut schlüpfen und ein Teil von ihm werden. Sie schlingt fest die Beine um seine Taille und genießt das wundervolle Gefühl, mit ihm zu verschmelzen. Sie zieht ihn tief in sich hinein, und auf den Wellen ihrer Lust treibt er seinem eigenen Höhepunkt entgegen. Gemeinsam legen sie nach und nach jede Zurückhaltung ab, kehren ihr Innerstes nach außen und werden von Gefühlen überwältigt, die Maria schwindelig werden lassen. Stets kommen sie gemeinsam zum Höhepunkt. Und wenn Felix sich schließlich aus ihr zurückzieht, muss Maria oft weinen.
»Was ist mit dir?«, fragt Felix dann. »Warum weinst du?«
Sie schüttelt den Kopf. Maria weiß nicht, warum. Es sind keine Freudentränen, aber sie ist auch alles andere als unglücklich. Es ist eine reflexartige Reaktion darauf, dass er sich aus ihr zurückzieht. Als leide ihr Körper, wenn er sie verlässt.
Stundenlang liegen sie auf den feuchten Laken: Maria lehnt an seiner Schulter, während Felix den Arm um sie legt und gedankenverloren mit ihren Nippeln spielt. Sie glühen vor Hitze – innerlich und äußerlich.
Eines Morgens erwacht Maria von Marschgeräuschen. Sie hört Schritte über ihrem Kopf und fragt sich, ob sie in die Zeit der Besatzung zurückversetzt wurden. Als sie die Augen öffnet, stellt sie fest, dass es sich nicht um marschierende Menschen handelt, sondern dass Regen auf das Dach prasselt. Das Fenster steht noch immer offen, und es ist so warm wie immer. Maria betrachtet den Wolkenbruch. Ein Blitz zuckt über den Himmel. Plötzlich hat sie Lust, im Regen zu tanzen, hinauszugehen und durchnässt zu werden. Maria weckt Felix, der neben ihr schläft.
»Es regnet«, sagt sie.
Er setzt sich im Bett auf und sieht sie aus verschlafenen Augen an. »Gott sei Dank.«
»Lass uns hinausgehen.«
»Dort hinaus?« Er deutet auf den peitschenden Regenguss. »Bist du verrückt?«
»Ja.« Sie lacht. Sie fühlt sich nicht wie die normale Maria, sondern wie ein wildes, freies Wesen.
Sie springt aus dem Bett und zieht ihr Kleid an, das seit Tagen auf dem Stuhl liegt. Seit wie viel Tagen? Maria hat keine Ahnung. Sie kümmert sich weder um Unterwäsche noch um Strümpfe, sondern schlüpft in ihre Schuhe.
Felix beobachtet sie, und auf seinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. »Du meinst es tatsächlich ernst.«
Sich an den Händen haltend laufen sie über die rutschigen Straßen von Saint-Germain-des-Prés. Während sie durch die Pfützen springen, prasselt der Regen auf sie nieder. Marias dünnes Kleid klebt an ihrer Haut, aber es ist ihr egal, was die Leute von ihr denken. Es sind ohnehin nur wenige Menschen auf der Straße. Die meisten haben Schutz in den verrauchten Cafés und Bistros gesucht. Felix und Maria laufen über den Platz, vorbei am Deux Magots und hinter der alten Abtei entlang. Felix zieht sie in den Eingang der Abtei. Maria klammert sich an ihn und spürt seine Muskeln unter seinem durchnässten Hemd und den Hosen. Der Regen ist so heftig, dass der Tag wirkt, als wäre es Abend. Maria stellt sich vor, dass sie sich vor der realen Welt verstecken, und vielleicht lässt sie deshalb zu, was Felix tut. Er hebt den Rock ihres Kleides und berührt sie. Maria zieht ihn mit sich zurück an das alte Gemäuer der Abtei, hebt ein Bein und schlingt es um seine Taille. Innerhalb von nur einer Woche ist sie zur erfahrenen Liebhaberin geworden. Es erscheint ihr ganz natürlich. Felix braucht keine Aufforderung. Leise stöhnend dringt er in sie ein. Während sie sich leidenschaftlich lieben, prasselt weiter der Regen auf sie herab. Nur wenige Meter von ihnen entfernt geht ein Blitz nieder, aber sie hören nicht auf. Das können sie auch nicht. Wenn sie jetzt auf der Stelle tot umfiele, würde es Maria nichts ausmachen. Mit Felix zu schlafen ist ihr Leben. Solange sie mit ihm zusammen ist, ist es ihr egal, ob sie in diesem
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