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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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ist.«
    Konnte sie sich noch nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern? »Er heißt Thomas, Mama.«
    »Ja, Thomas. Wie war das noch? Steele? Nein, nein. Steen. Genau. Ein niederländischer Nachname genau wie dein Vater: Rembrandt.«
    Valentina nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter sie fragte, was mit Thomas war. Sie konnte gut auf das »Ich habe es dir ja gleich gesagt« verzichten. Und auf das »Denk dran, Valentina, wir sind Freigeister«-Gerede ebenso. Außerdem kam es nur selten vor, dass ihre Mutter ihren Vater erwähnte. Valentina fiel ein, was Garelli in Venedig gesagt hatte: »Ihr Vater wäre stolz auf Sie.« Seit ihrer Rückkehr nach Mailand hatte sie es verdrängt und nicht weiter darüber nachgedacht. Vielleicht bekam sie jetzt ein paar Informationen.
    »Warum heiße ich eigentlich Valentina Rosselli und nicht Valentina Rembrandt wie mein Vater?«, fragte sie.
    »Weil ich fand, dass es besser klingt«, antwortete ihre Mutter.
    »Aber Mattia heißt mit Nachnamen Rembrandt.«
    »Ja, weil ich fand, dass auch das besser klingt. Mattia Rembrandt: Das ist stark. Männlich. Valentina Rosselli klingt weich und weiblich. Es passt besser zu einem Mädchen.«
    »Mama, warum hat Vater uns verlassen?«
    Daraufhin hatte ihre Mutter einen Moment geschwiegen. »Das ist eine große Frage, Valentina«, sagte sie schließlich. »Darüber will ich lieber nicht am Telefon sprechen.«
    »Aber wenn ich nach Amerika käme, würdest du darüber reden?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Jetzt, wo du erwachsen bist, sollst du die Wahrheit erfahren.«
    »Kannst du es mir nicht am Telefon sagen? Amerika ist weit weg, und ich werde dich nicht so bald besuchen.«
    »Bitte, Valentina. Das ist eine komplizierte Geschichte. Ich werde sie dir erzählen, wenn du kommst. Nenn mir einen Termin, und ich besorge dir ein Ticket.«
    »Mama, ich will nicht nach Amerika fliegen. Solltest du nicht vielmehr nach Mailand kommen? Das ist schließlich dein Zuhause.«
    »Nein, nicht mehr.« Die Stimme ihrer Mutter hatte sich verhärtet. »Ich muss los. Ich habe einen Termin.«
    Und das war es. Wie immer war das Gespräch unbefriedigend verlaufen. Valentina umklammert mit den Händen die Bettdecke und schließt wütend die Augen. Ihre Mutter hatte ihr immer das Gefühl gegeben, in ihrem Leben hinter allem anderen zu rangieren. Valentina ist es sich schuldig, ihren Vater zu besuchen, egal wie beängstigend die Vorstellung ist. Sie muss noch einmal nach Hampstead, bevor sie abreist. Doch als Valentina schließlich in einen unruhigen Schlaf fällt, ist sie noch immer nicht sicher, ob sie den Mut dazu aufbringen wird.

Maria
    Als die Sonne untergeht und die grauen Pariser Dächer in rotes Licht taucht, lässt Maria sich von Felix waschen. Er füllt heißes Wasser in das Waschbecken, holt eine winzige Flasche aus seiner Westentasche und gibt ein paar Tropfen in das Wasser. Sofort breitet sich duftender Dampf im Zimmer aus. Es riecht würzig und süß zugleich – eine geheimnisvolle Mischung, frisch und warm.
    »Oh, was ist das?«, fragt sie.
    »L’Heure Bleu. Das ist ein Parfum von Guerlin.«
    »Die blaue Stunde«, flüstert sie und verdrängt den Gedanken, woher Felix das Parfum hat und wem es ursprünglich gehört haben mag.
    »Der Geruch der Dämmerung«, sagt Felix. »Der Vorbote der Nacht, bevor die Sterne am Himmel erscheinen.«
    Sanft wäscht er sie und umhüllt ihren Körper mit dem Duft, und Maria fühlt sich samten und verführerisch.
    Während Felix draußen Zigaretten kauft, zieht Maria sich an. Jetzt ist sie froh, dass sie ihr rubinrotes Kleid mitgenommen hat, das sie nach dem Modell von Dior gefertigt hat. Sie hofft, dass sie schick genug für Paris ist. Schließlich ist es letztendlich nur ein selbstgenähtes Kleid. Als Felix zurückkommt, schleppt er einen braunen Koffer ins Zimmer.
    »Woher kommt der denn?«, fragt Maria.
    »Madame Paget hat ihn für mich aufbewahrt«, erklärt er, dann lässt er den Blick über sie gleiten. »Du siehst fantastisch aus, Liebes.«
    Sie errötet vor Freude über seine Bemerkung und betrachtet noch immer den Koffer. Er ist groß wie eine Truhe und mit Leder bezogen. Was um alles in der Welt ist da drin?
    »Warum hast du ihn erst jetzt geholt?«, will sie wissen.
    »Weil ich ganz vergessen hatte, dass er hier ist, und ich jetzt gedacht habe, dass du ihn brauchen könntest.«
    Maria runzelt verwirrt die Stirn. »Ich habe nur zwei Kleider dabei, Felix. Mein eigener

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