Verborgene Macht
aber du bist wirklich nicht mein Typ.«
»Kein Problem, Darling«, erwiderte Isabella augenzwinkernd.
Sir Alric lächelte ebenfalls, dann schüttelte er den Kopf. »Eins nach dem anderen. Cassandra, nehmen Sie Isabellas Handgelenk, ungefähr so ...« Er machte es vor, indem er Zeigefinger und Daumen fest um Cassies Handgelenk legte. Cassie tat wie geheißen, wobei sie unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat.
»So weit, so gut«, sagte Isabella und nickte Cassie ermutigend zu.
»Ein wenig fester«, sagte Sir Alric energisch. Cassie verstärkte ihren Griff und beobachtete ihre Mitbewohnerin dabei genau. Sie konnte ihren Puls unter dem Daumen spüren. Sir Alric fuhr fort.
»Gut, Sie müssen sich konzentrieren, die ganze Zeit, Cassandra. Denken Sie darüber nach, was Sie tun, denken Sie daran, wie wichtig das Ganze ist. Denken Sie auch an Isabella, nicht nur an sich selbst. Erlauben Sie sich niemals, auf Autopilot zu schalten; das ist der Punkt, an dem Sie die Kontrolle verlieren werden. Fangen Sie langsam an. Verstehen Sie?«
Sie nickte und schluckte.
»Also, Isabella — dies mag sich ein wenig ungewöhnlich anfühlen«, sagte Sir Alric ruhig und gelassen. »Aber ich bin hier. Sie haben mein Wort, dass Ihnen nichts zustoßen wird.«
»Okay«, erwiderte Isabella beklommen.
»Bist du dir sicher, dass du das durchziehen willst?«, fragte Cassie.
»Klar. Ehrlich, Cassie. Ich vertraue dir.«
»Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mir selbst vertraue«, murmelte Cassie, und ihre Gedanken flogen zurück zum Cranlake Crescent und dem Moment, in dem sie Patrick angegriffen hatte.
»Dann werde ich dir für uns beide vertrauen.« Isabellas Lächeln war zittrig, aber ihre Stimme klang fest.
»Schön«, sagte Sir Alric und legte Cassie eine Hand auf die Schulter. »Jetzt schließen Sie beide die Augen.« Er wartete einen Moment ab. »Tun Sie es, Cassandra. Holen Sie tief Luft und versuchen Sie, sich zu entspannen.
Cassie befolgte seine Anweisung, aber nichts schien zu geschehen.
»Noch einmal. Konzentrieren Sie sich.«
Sir Alrics Stimme verblasste, während Cassie ein zweites Mal tief Luft holte. Diesmal bemerkte sie eine Veränderung. Während sie einatmete, schienen ihre Sinne sich irgendwie zu schärfen. Unter ihren Fingerspitzen hämmerte Isabellas Puls, raste. Sie konnte die Lebensenergie spüren, die durch die Adern ihrer Mitbewohnerin floss.
»Das ist es«, murmelte Sir Alric.
Jetzt konnte Cassie ein Prickeln auf der Haut fühlen, ein Summen in ihrem Kopf, ein helles Leuchten hinter ihren Augenlidern. Von einem Moment auf den anderen war sie gleichzeitig benommen und hellwach. Ihr wurde bewusst, dass sie immer noch einatmete, ihre Lungen aber trotzdem nicht voll wurden.
»Konzentrieren Sie sich«, erklang Sir Alrics Stimme abermals und übertönte das Summen in ihrem Kopf. Cassie öffnete langsam die Augen. Ihre Finger lagen fest um Isabellas schlanke Handgelenke und Cassie atmete immer noch ein. Blinzelnd bemerkte sie, dass Isabella die Augen fest geschlossen hatte; ihr Mund war leicht geöffnet, ein kaum wahrnehmbarer Seufzer kam über ihre Lippen, und Cassie wusste instinktiv, dass der endlose Atemzug, der aus ihrer Freundin in sie hineinfloss, die Lebensenergie war, die sie brauchte. Die sie mit Macht erfüllte...
Ja, meine Liebe! Das ist es! Nähre mich, Cassandra!
Mit einem erstickten Aufschrei ließ Cassie Isabellas Handgelenke fallen und trat einen Schritt zurück. Isabella öffnete träge die Augen, hustete und rieb sich die Lider, als versuche sie, aus einem tiefen Schlummer zu erwachen. Cassies Herz raste, nicht nur vor Bestürzung über das, was sie getan hatte, oder die Rückkehr von Estelles Stimme, sondern wegen des riesigen, beinahe überwältigenden Energieschubs. Sie hatte sich noch nie lebendiger gefühlt. Es war, als seien all ihre Sinne bis zum Äußersten geschärft.
»Wunderbar. Ausgezeichnete Selbstbeherrschung, Cassandra«, sagte Sir Alric. Cassie zuckte zusammen, beinahe überrascht zu sehen, dass er immer noch neben ihnen stand. »Gut gemacht, alle beide.«
Cassie wandte sich zaghaft an Isabella. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Isabella hielt inne, dann stieß sie ein kurzes Lachen aus. »Das ist alles?«, fragte sie ungläubig.
»Isabella? Bist du dir sicher, dass...«
»Mir geht es glänzend«, sagte Isabella. Sie sah Cassie an und grinste, dann schlang sie fest die Arme um ihre Freundin. »Siehst du, ich hab’s dir doch gesagt, Cassie Bell. Die ganze
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