Verborgene Macht
Aufregung war völlig überflüssig! Kein Problem.«
Cassie nickte, obwohl da noch immer eine Spur des Zweifels war.
»Ja. Das war... es war weniger schlimm, als ich es mir vorgestellt hätte. Trotzdem, ich weiß nicht, ob ich das regelmäßig tun möchte.« Ihr schwirrte der Kopf.
»»Sie müssen sich regelmäßig nähren, Cassie«, sagte Sir Alric ernst. »Wie Sie gesehen haben, ist es, wenn man es richtig macht, eine simple und harmlose Prozedur. Aber wenn Sie es zu lange hinauszögern - wenn Sie zulassen, dass Sie zu großen Hunger entwickeln -, dann gelangen Sie an einen Punkt, an dem Sie Fehler machen und die Kontrolle verlieren. Und dann könnten Sie andere verletzen.«
Er ging zur Tür und legte eine Hand auf den Türknauf. »Für den Augenblick werden die Tränen der Auserwählten Ihnen helfen. Solange ihre Wirkung anhält, werden Sie sich nicht so regelmäßig nähren müssen wie die anderen Auserwählten. Sie haben Ihre Sache heute gut gemacht, aber sobald Sie spüren, dass der Hunger wächst, Cassandra, müssen Sie es mich wissen lassen, und wir werden uns wieder treffen.«
Sir Alric öffnete die Tür. »Bis dahin...«
KAPITEL 10
»Ich sehe lächerlich aus.«
»Tust du nicht. Du siehst zauberhaft aus!«
Cassie und Isabella standen vor dem verspiegelten Kleiderschrank. Isabella unwahrscheinlich elegant in Jeans, Lederstiefeln und rotem Kaschmir, während Cassie zwanghaft an der dunkelgrünen Seide ihres geborgten Kleides zupfte und sie glatt strich.
»Gefällt es dir nicht? Dir gefällt mein Kleid nicht!«
»Isabella, ich liebe dein Kleid. Es ist das, was drinsteckt, das wie eine Idiotin aussieht.«
»Tja! Du bist ebenso blind wie dumm.« Isabella warf das Haar zurück. »Ich sehe umwerfend aus, Darling, und du siehst doppelt so gut aus wie ich. Natürlich würde ich gern glauben, dass ich zumindest ein klein wenig dafür verantwortlich bin.«
Ca ssie grinste. Zwischen ihr und Isabella war nach der Einweisung in die Prozedur der Nahrungsaufnahme alles beim Alten — was Cassie ungemein erleichterte. Trotzdem, egal, was Sir Alric sagte, sie hatte vor, es so lange wie möglich hinauszuzögern, bevor sie ihre Freundin - und sich selbst - noch einmal dieser seltsamen Erfahrung aussetzte.
Blinzelnd betrachtete sie ihr Spiegelbild. Ihr hellbraunes Haar hatte - dank Isabella - einen anständigen Schnitt bekommen. Wie sollte sie bei ihrer Freundin das, und alles andere, was sie für sie tat, je wiedergutmachen? Jetzt, ordentlich frisiert und geglättet, hatte ihr Haar einen seidigen Glanz. Isabella hatte Cassies alte und abgebrochene Lippenstifte und Lidschatten in den Müll geworfen und mit ihrem eigenen ungemein teuren Make-up wahre Wunder gewirkt. Als sie jetzt in den Spiegel schaute, war es, als betrachte sie eine andere Person - eine neue, erheblich besser aussehende Version ihrer selbst. Sie kicherte ihr Spiegelbild spöttisch an und zupfte abermals unbehaglich an ihrem Kleid.
In einem Punkt hatte Isabella recht: Sie war zu dünn geworden — ein eindringender Geist und das darauf folgende Trauma hatten daran keinen geringfügigen Anteil -, aber die Farbe des Stoffs brachte ihre Augen tatsächlich zur Geltung. Ihre gelbgrünen Iris strahlten im Kontrast zu dem vollen, dunklen Grün des Kleides hell und durchdringend.
Ihre Freundin stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Glaub mir, du siehst fabelhaft aus, okay? Jetzt zieh deine Jimmy Choos an. Du gehst mit deinem Freund aus!«
»Du meinst, ich soll deine Jimmy Choos anziehen«, bemerkte Cassie leise, aber sie verspürte ein Prickeln, als sie die Füße in die zauberhaften Stilettos schob. »Ich weiß nicht, ob ich darin überhaupt laufen kann.«
»In diesen Schuhen läufst du nicht, Cassie, du schreitest.«
»Klar, was immer du sagst. Ich frage mich nur, wo ich in diesem Aufzug hingehen soll. Ich wünschte, wir würden mit euch nach Coney Island fahren.«
Vielleicht hätte sie sogar Gelegenheit gefunden, mit Jake über seine außerlehrplanmäßigen Aktivitäten zu sprechen. Er vermied es immer noch, mit Cassie allein zu sein, und sie glaubte, den Grund dafür zu kennen. Er wollte nicht, dass sie auf ihn einredete, die Jagd nach Katerina aufzugeben.
»Sei nicht albern, dein Date wird so was von glamourös sein.« Isabella schüttelte seufzend den Kopf. »Obwohl meins auch sehr romantisch sein wird, nicht wahr? Jake und ich werden Arm in Arm über den Gehsteig schlendern. Wir werden Hot Dogs von Nathan essen. Wir werden mit der
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