Verborgene Macht
Cyclone-Achterbahn fahren!«
»Ja, ja. Damit du einen Vorwand hast, zu schreien und dich ihm an den Hals zu werfen.«
Isabella lächelte vielsagend. »Wozu ist eine Achterbahn sonst gut? Ah!« Sie schrie entzückt auf, als es an ihrer Zimmertür klopfte. »Da ist er!«
Tatsächlich standen beide vor der Tür, obwohl sie offensichtlich nicht geplant hatten, zusammen einzutreffen. Verlegen und so weit voneinander entfernt wie nur möglich warteten Ranjit und Jake auf ihre Freundinnen. Das Unbehagen stand ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Als Isabella die Tür weit aufriss, war die Erleichterung der beiden Jungen beinahe mit Händen zu greifen. »Hey, meine Schöne.« Jakes steife Miene zerschmolz zu einem breiten Grinsen, als er Isabella stürmisch in die Arme schloss. »Du siehst umwerfend aus!«
»Tu nicht so überrascht!« Sie küsste ihn mit schamloser Begeisterung. »Wollen wir gehen und Touristen spielen?«
»Ich brenne darauf, in meiner eigenen Stadt Tourist zu sein. Auch wenn ich dich nicht in ein teures Lokal ausführen kann«, murmelte er mit einem leicht grollenden Blick auf Ranjits Smoking.
»Hey! Allein mit dir zusammen zu sein, ist unbezahlbar!« Isabella boxte ihm gegen den Arm.
In der Zwischenzeit brachte Cassie es nicht fertig, Ranjit in die Augen zu sehen. Sie hatte die Finger verschränkt, nur um sich daran zu hindern, an ihrem Kleid herumzuzupfen. Oh, Gott. Was, wenn sie das völlig falsch verstanden hatte? Was, wenn es ihm peinlich war, mit ihr gesehen zu werden? Was, wenn ...
Als seine Schuhspitzen direkt unter ihrer Nase standen, musste sie aufschauen und ihn anlächeln. Und in diesem Moment wusste sie, dass alles gut werden würde. Sein Gesichtsausdruck spiegelte verblüffte Ehrfurcht wider und auf seinen dunklen Wangenknochen lag sogar ein Anflug von Röte.
»Cassie.« Er holte tief Luft und reichte ihr schüchtern eine gelbe Rose. »Du siehst... wunderschön aus.«
»Du auch«, platzte sie heraus, bevor sie sich daran hindern konnte. Doch es war die Wahrheit. Der Smoking musste für ihn maßgeschneidert worden sein, denn er passte sich perfekt seinem geschmeidigen Körper an. Sie hätte schwören können, unter dem teuren Stoff die Linien seiner Muskeln zu erkennen.
»Also, ihr zwei.« Jake hielt Isabellas Hand umklammert und blieb zögernd an der Tür stehen. Offensichtlich konnte er es kaum abwarten zu gehen. »Amüsiert euch gut.«
Ranjit räusperte sich. »Ihr auch.Viel Spaß.«
Isabella unterdrückte ein Lachen. »Einen schönen Valentinstag«, flüsterte sie Cassie zu. Dann zog Jake sie aus dem Raum, die Tür fiel zu, und sie waren fort.
Ranjit stieß einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus und Cassie kicherte.
»Cassandra Bell«, grinste er. »Lass uns von hier verschwinden.«
Die Taxifahrt war nur kurz, aber Ranjit hatte darauf beharrt, dass sie nicht zu Fuß gehen konnten — »Nicht in diesen fantastischen Schuhen« —, obwohl Cassie die frische Winterluft gutgetan hätte. Erst als das Taxi an der Ecke 57th Street und Seventh Avenue anhielt, begriff sie, dass sie einen festen Termin hatten.
»Oh mein Gott«, hauchte sie, als sie aus dem Taxi stieg. »Die Carnegie Hall.«
»Wie kommst du zur Carnegie Hall?«, bemerkte Ranjit lächelnd. »Üben, üben und nochmals üben.«
Kichernd griff sie nach seinem Arm. »Das ist ein grauenhafter Witz.«
»Das ist ein wirklich alter Witz.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wir sollten besser unsere Plätze suchen. Komm.«
Cassie wäre schon dankbar gewesen für einen Sitz hinter einer Säule weit hinten auf dem obersten Rang, aber sie wurden zu einer Loge im ersten Rang geführt, ganz vorn und mit direktem Blick auf die Bühne. Es war eine so exponierte Position, dass sie ziemlich gehemmt gewesen wäre, hätte Ranjit ihr nicht beruhigend die Hand gehalten.
Dann hob sich der Vorhang und die Musik riss sie sofort mit sich. Komisch, sie hatte noch nie im Leben etwas von Richard Strauss gehört und kannte kaum eine Note von Tschaikowsky oder Beethoven. Trotzdem fühlte es sich an, als gehöre die Musik ihr allein. In ihrer Faszination nahm sie nur am Rande wahr, wie Ranjit sie ansah, aber ihre Sinne erwachten sofort zu prickelndem Leben, als er ihr mit den Fingerspitzen über die Hand strich. Verrückterweise brannten Tränen unter ihren Lidern. Sie blinzelte sie weg. Es wäre töricht gewesen zu weinen, obwohl sie, seit sie denken konnte, noch nie so glücklich gewesen war, wie in diesem Moment.
Trotzdem, zu
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