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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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erschien Cassie wie eine Zuflucht vor dem Getuschel und den Gaffern. Mit einem Seufzer der Erleichterung drückte sie auf den Knopf. »Ob Ranjit wohl in der Nähe ist?«
    »Wenn Ranjit in der Nähe ist, bin ich davon überzeugt, dass er dich finden wird«, neckte Isabella, schleppte ihre Einkaufsbeute in ihr Zimmer und warf die Tüten auf ihr Bett. »Hey, was ist das?«
    »Gute Frage.« Cassie ließ ihre einzige, eher kleine Einkaufstüte auf den Boden fallen und musterte die Schriftrolle, die auf ihrem Kissen lag. Sie hatte einen Goldrand - das war neu -, war aber mit einem vertrauten schwarzen Band umwickelt. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Diese finsteren Botschaften bedeuteten meist nichts Gutes. Warum konnte die Akademie nicht wie alle anderen auch E-Mails benutzen?
    »Mach schon, öffne die Rolle!«
    »Cassie hätte die Rolle am liebsten gar nicht angefasst und brach nur widerstrebend das Wachssiegel auf. Dann rollte sie das Papier mit einem Finger auf und las die Nachricht schweigend. Isabella hatte Bergdorf Goodman vollkommen vergessen. Sie beobachtete Cassie mit unerträglicher Neugier. »Komm schon! Spuck’s aus!«
    Cassie runzelte die Stirn. »Die Nachricht kommt vom Ältestenrat. Was immer das ist.«
    »Klingt gut.« Isabella zögerte, dann sah sie Cassie zweifelnd an. »Nicht gut?«
    »Nein. Sie zitieren mich für nächste Woche zu einem Treffen mit dem Rat. Die Teilnahme ist nicht freiwillig.«
    Wütend schleuderte Cassie die Schriftrolle auf den Boden, und Isabella hob sie mit spitzen Fingern wieder auf, um die Nachricht selbst zu lesen. Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ziemlich schroff formuliert, hm?«
    »Ja. Ich kann mir schon denken, worum es geht.«
    Die Mädchen sahen einander an und keine von ihnen lächelte.
    »Carnegie Hall«, entfuhr es beiden wie aus einem Munde.
    »Cassie, hi!«
    Ranjits Gesicht leuchtete auf, als er den Kopf von dem Bücherstapel auf seinem Tisch hob. Es war nicht schwer gewesen, ihn zu finden. Er saß in einer stillen Nische der gewaltigen Bibliothek und brütete über uralten Büchern, die in der eleganten, hypermodernen Einrichtung ziemlich deplaziert wirkten. Seine Miene verdüsterte sich, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Was ist los?«
    Cassie hätte die Schriftrolle am liebsten von sich geschleudert - sie auch nur zu berühren, war ihr ein Gräuel -, aber sie brachte es fertig, das zusammengerollte Pergament vorsichtig vor ihn auf sein aufgeschlagenes Buch zu legen.
    Seine Augen weiteten sich. »Der Ältestenrat.«
    »Hast du auch schon mal so was bekommen?« Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Ranjit schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich erkenne das Papier.« Nachdenklich betastete er die goldene Umrandung der Schriftrolle.
    »Sie ist heute gekommen. Natürlich während ich weg war.«
    »Verstehe.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, drehte einen Stift in den Fingern und sah sie dann forschend an. »Wie geht es dir, Cassie? Es tut mir leid, dass ich gestern Nacht keine Gelegenheit hatte, dich zu deinem Zimmer zu begleiten... Und es tut mir leid, wie die Dinge sich im Allgemeinen entwickelt haben. Ich werde es wiedergutmachen, versprochen.« Er lachte kurz und sah sie entschuldigend an. »Wie es aussieht, verspreche ich dir das ziemlich oft.«
    Cassie lächelte. »Mir geht es gut. Ich glaube, ich kriege vielleicht ein wenig, ähm, Hunger, aber es ist nichts, womit ich nicht fertig werden kann.«
    Als sie seinen besorgten Blick bemerkte, sprach sie hastig weiter und hoffte, ihn abzulenken. »Also, was hatte Sir Alric gestern Nacht noch mit dir zu besprechen? Hat er dir den Blumen-und Bienen-Vortrag gehalten?«
    »Etwas in der Art...«, murmelte er.
    »Wirklich?« Cassie konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
    »Was? Ähm, nein«, antwortete Ranjit, als habe ein anderer Gedanke ihn vorübergehend abgelenkt. »Nein, es war nichts. Er wollte mich wohl nur zur Ordnung rufen als den Älteren und angeblich Weiseren von uns beiden. Ich schätze, wir haben da draußen eine ziemliche Szene veranstaltet.« Er grinste schief.
    »Das schätze ich auch ...«, flüsterte sie und beugte sich vor, um ihm einen schnellen, vorsichtigen Kuss zu geben. Dann zog sie einen zweiten Stuhl von einem leeren Tisch heran und setzte sich neben ihn. »Wie dem auch sei, tut mir leid, dass ich es geschafft habe, uns den Valentinstag zu verderben.«
    Ranjit legte seine Hand auf ihre. »Du hast ihn nicht verdorben. Komm schon — eins steht jedenfalls fest, so ein Date

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