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Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
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Rechenschaft ziehen wollte, dass er Isabella früher am Tag wieder einmal im Stich gelassen hatte, aber er war bereits fort. Neben seinem Schreibtisch lag jedoch ein einzelnes Blatt Papier, das unbemerkt zu Boden gefallen sein musste. Cassie hob es auf.
    Es war ein Ausdruck aus einer Computerdatei, so viel stand fest. Allein der Titel reichte aus, um ihr einen Schauder über den Rücken zu jagen.
    Streng geheim - Ermittlungen zum Tod von Jessica Marie Johnson.
    Doch als Cassie die vier Worte las, die am oberen Rand der Seite in einem blaugoldenen Siegel standen, stockte ihr der Atem.
    Federal Bureau of Investigation
    »Jake«, flüsterte sie vor sich hin. »Verdammt noch mal was hast du getan?«

KAPITEL 15
    Schlaflosigkeit machte den Hunger schlimmer. Das und Stress, reimte Cassie sich zusammen. Nach einer schlaflosen Nacht fühlte Cassie sich so benommen und schwach, dass sie zum ersten Mal in ihrer Laufbahn an der Dark Academy eine Unterrichtsstunde schwänzte. Sie beschloss, Signor Poldino etwas über Kopfschmerzen vorzujammern, und ließ sich stöhnend in die Kissen zurückfallen. Was ihren Vorsatz betraf, Jake wegen der FBI-Akte zur Rede zu stellen: Das würde eben warten müssen.
    Ein wenig schwieriger als den Kunstlehrer war es gewesen, Isabella zu überzeugen. Als sie ihre Mitbewohnerin endlich überredet hatte, sie in Ruhe zu lassen und zum Unterricht zu gehen, stieß Cassie einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie rollte sich auf die Seite und zog die geschmolzenen Fotos unter ihrer Matratze hervor. Dann setzte sie sich im Schneidersitz aufs Bett und betrachtete sie einmal mehr. Sie konnte die Vielzahl von Problemen, mit denen sie sich konfrontiert sah, kaum fassen: die geschmolzenen Rahmen, und dann Isabellas Armreif; die
    Carnegie Hall und die Folgen ihrer neuen Macht; der schreckliche Zwischenfall mit Isabella auf Coney Island; Jake und der ganze Katerina-Schlamassel; Ranjit; und natürlich das I-Tüpfelchen auf dem Ganzen - der Ältestenrat, der sie zu sich zitierte. Alles schien auf sie hinauszulaufen, auf das, wozu sie geworden war. Sie hatte sich noch nie so elend und hilflos gefühlt.
    Das Wetter machte es auch nicht besser. Eine schmutzige Schneewolke lag über der Stadt und trostlose graue Flocken wehten durch die Luft und klebten an ihrem Fenster. Der Tag sah so aus, wie sie sich fühlte.
    Es gab so vieles, das sie wissen musste, und niemanden, den sie fragen konnte. Schließlich schwang sie die Beine aus dem Bett und schaute durchs Fenster. Sir Alric, dachte sie. Er hatte versprochen, Nachforschungen über ihre seltsame Gabe anzustellen, und vielleicht war er auf weitere Informationen gestoßen. Jedenfalls würde sie es keinen Tag länger aushalten, ohne ihn danach zu fragen.
    Als sie aus dem Aufzug trat, stand die Tür zu seinem Büro offen. Mit unerklärlicher Nervosität trat sie näher. Sir Alric lehnte an seinem Schreibtisch und sprach mit jemandem, der vor ihm im Sessel saß.
    Von dem Besucher konnte sie nur den Hinterkopf ausmachen. Er sah vertraut aus — töricht vertraut, denn offensichtlich irrte sie sich. Er konnte es nicht sein – nicht hier in New York. Trotzdem begann ihr Herz wie wild zu hämmern.
    Er konnte es einfach nicht sein... oder doch?
    Heftig schüttelte sie den Kopf. Sofort blickte Sir Alric auf, der die Bewegung aus den Augenwinkeln heraus gesehen haben musste. In seinen Zügen malte sich Erschrecken ab und so etwas wie Ärger. Er hatte nicht mit ihr gerechnet. Sie störte ihn. Zaghaft hob Cassie die Hand - teils grüßend, teils um anzudeuten, dass sie warten würde — aber er ignorierte sie.
    Stattdessen schnippte er einmal mit den Fingern, ein Zeichen, das irgendjemandem galt, den sie nicht sehen konnte, und ein Sekretär tauchte auf. »Sir Alric ist im Moment beschäftigt.« Der junge Mann sah sie mit einem nichtssagenden Lächeln an und schlug ihr entschieden die Tür vor der Nase zu.
    Cassie riss erstaunt den Mund auf. »Ich werde warten«, murmelte sie grimmig.
    In der Ecke des Vorzimmers standen einige Stühle, aber Cassie beachtete sie ebensowenig wie die Hochglanzzeitschriften und die Bücher in den Regalen. Stirnrunzelnd lief sie auf und ab, während die Minuten verrannen. Die grässliche Gewissheit wuchs, dass sie diesen Besucher tatsächlich kannte. Dass er derjenige war, für den sie ihn hielt. Warum sonst hätte Sir Alric so reagieren sollen? Zorn schäumte in ihr auf und sie biss die Zähne zusammen. Vielleicht kannte sie den weisen und freundlichen

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