Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verborgene Macht

Verborgene Macht

Titel: Verborgene Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Poole
Vom Netzwerk:
Vergleichbares gestoßen.«
    »Warum will der Rat mich dann sprechen? Was verschweigen Sie mir?«
    In der eintretenden Stille rührte sich nur Cassie. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und befingerte ängstlich die Schriftrolle. Warum war Sir Alric so absolut gefasst, so absolut ruhig? Sie begann ihn zu hassen. Ihr Herz schlug immer schneller, während ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    »Ich glaube, ich habe Ihnen alles gesagt, was ich Ihnen sagen kann.« Sir Alric stand auf. »Gibt es sonst noch etwas, Cassandra?«
    Er war unglaublich groß. Die Macht, die er verströmte, war deutlich spürbar. Sie erinnerte sich daran, dass ihr das schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen war. Wie beeindruckt sie von ihm gewesen war. Wie eingeschüchtert. Aber das war vorbei.
    Das war vorbei!
    Sie erhob sich. »Sie haben keine Kontrolle über mich.«
    »Was haben Sie gesagt?« Sir Alrics Stimme war gefährlich ruhig.
    Instinktiv straffte sie ihre Schultern. »Ich bin stärker, als Sie denken, Alric«, zischte sie.
    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Unter einem von ihnen zuckte ein Muskel.
    »Unterschätzen Sie mich nicht!« Sie bleckte die Zähne.
    »Cassandra...«, grollte Sir Alric leise, aber auf der Hut.
    Der Raum war wieder rot. Doch diesmal flößte ihr ihre rotgetönte Sicht keine Angst mehr ein. Sie bedeutete Macht. Cassie gefiel es. Wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln! Wut kribbelte in ihrem Rücken, zitterte wie eine Aura außerhalb ihres Körpers.
    »Cassandra!«
    Sie antwortete nicht. Stattdessen lachte sie. Wild sah sie sich im Raum um. Der Raum war wie er. Elegant. Geschmackvoll. Kontrolliert! Sie würde ihm zeigen ...
    Die Aura ihrer Macht verbreitete sich überall im Raum. Die Birne unter dem Buntglasschirm einer exquisiten Designerlampe auf dem Tisch leuchtete heller - dann noch heller. Das Licht veränderte die Farbe und wurde immer intensiver. Jetzt war das unerträgliche Leuchten blutrot und hell wie ein Laserstrahl, voller Energie. Sir Alric schrie entsetzt auf und griff danach.
    Zu spät. Die Glühbirne explodierte in einem feinen Glasregen und ergoss sich über seine Hand und seinen Arm.
    »Cassandra!«
    Sein Tonfall hatte sich vollkommen verändert. Jetzt lag Ärger in seiner Stimme, ein drohendes Knurren. Sie funkelte ihn an und sah, wie seine Augen sich feurig rot färbten, zuerst an den Pupillen, dann breitete sich die Röte bis hin zu den Augenwinkeln aus, sodass der ganze Augapfel scharlachfarben leuchtete. Mein Gott, war er stark! Das Licht seines Geistes brannte in seiner Brust wie eine dunkle Sonne.
    So also sah sie selbst aus, wurde ihr schlagartig klar. Wie ein Monster.
    Cassie knirschte so heftig mit den Zähnen, dass es wehtat. Die Aura um sie herum zitterte.
    Tu ihm weh! Tu ihm weh! Wie kann er es wagen, uns so zu behandeln!
    Cassie presste die Augen fest zu.
    TU IHM WEH!
    »NEIN!«, knurrte sie. Sie ballte die Fäuste; sie konnte spüren, wie sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen bohrten. Sir Alric stand vollkommen reglos da, aber sie wusste, dass er angespannt und bereit war.
    Bereit, sich selbst zu verteidigen? Anzugreifen?
    Greif an!
    Nein!
    Langsam und zitternd, atmete sie tief durch und spürte, wie ihre Fäuste sich öffneten und ihre Muskeln sich entspannten. Als sie die Augen schloss und wieder öffnete, löste der rote Filter sich auf, und sie konnte Sir Alric wieder deutlich erkennen. Einen Moment noch waren seine Augen rot, dann wechselten sie langsam zurück zu ihrem normalen Grau.
    »Beherrschen Sie sich«, knurrte er, allerdings schon weniger aggressiv. »Gut.«
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden, strich Sir Alric sich die glitzernden Glasscherben vom Ärmel. Er hatte sich den Finger geschnitten, bemerkte Cassie. Da war Blut. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte, die Freude zu unterdrücken, die sie darüber empfand.
    Schwer atmend wartete sie, bis sie sich sicher war, dass sie gehen konnte, ohne zu zittern. Dann drehte sie sich um, verließ den Raum und zog die Tür entschlossen hinter sich zu.

KAPITEL 16
    Ich kann dir helfen, meine Liebste. Du bist schwach. Ich will nicht, dass du krank wirst, meine süße Cassandra. Lass dir von mir helfen. Lass uns zusammen sein. Sperr mich nicht aus. Ich kann dich retten. Wir können einander retten...
    »Oh, Gott«, murmelte Cassie. »Estelle ...«
    »Cassie!« Isabella zupfte an ihrem Arm. »Du träumst wieder. Führst Selbstgespräche. Wach auf!«
    Cassie zwang sich, die Augen zu

Weitere Kostenlose Bücher