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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Lippen, während er die Redaktion verfluchte, das Journalistengewerbe und
die Bäume, den Rohstoff für Papier. Scheiße. Er lehnte sich zurück und kniff die Augen zu, die
vom Rauch allmählich heftig brannten. Es war erst elf Uhr morgens, doch schon jetzt war das Büro
dermaßen in blauen Dunst gehüllt, als handelte es sich um die Kulisse für eine Sumpfszene aus dem
Film Brigadoon. Er grapschte sich eine getippte Seite, drehte sie um und begann mit einem
Bleistiftstummel darauf herumzukritzeln.
»X (Mister Big?) liefert an Rebus, M. Wie passt dieser Polizist da hinein? Antwort - vielleicht
überall, vielleicht nirgends.«
Er hielt inne, nahm die Zigarette aus seinem Mund, steckte eine neue hinein und zündete sie an
der Kippe ihrer Vorgängerin an.
»Und jetzt - anonyme Briefe. Drohungen? Ein Code?«
Stevens hielt es für unwahrscheinlich, dass John Rebus nichts davon wusste, dass sein Bruder in
der schottischen Drogenszene mitmischte, und wenn er davon wusste, dann bestanden gute Chancen,
dass er ebenfalls darin verwickelt war und vielleicht sogar die Ermittlungen in eine falsche
Richtung lenkte, um sein eigen Fleisch und Blut zu schützen. Wenn das herauskam, würde es eine
fantastische Geschichte werden, doch er wusste, dass er sich auf dünnem Eis bewegte. Niemand
würde sich ein Bein ausreißen, um ihm zu helfen, einen Polizisten festzunageln. Und wenn
irgendwer rauskriegte, was er vorhatte, dann würde er in ernsten Schwierigkeiten stecken. Zwei
Dinge musste er tun: seine Lebensversicherungspolice prüfen und niemandem was von dieser Sache
sagen.
»Jim!«
Der Chefredakteur gab ihm ein Zeichen, in die Folterkammer zu kommen. Er stand von seinem Stuhl
auf, als ob er sich von etwas Lebendigem losreißen musste, zog seine lila und pink gestreifte
Krawatte gerade und machte sich auf eine Schimpfkanonade gefasst.
»Ja, Tom?«
»Solltest du nicht bei einer Pressekonferenz sein?«
»Hab' noch reichlich Zeit, Tom.«
»Welchen Fotografen nimmst du mit?«
»Spielt das eine Rolle? Ich könnte genauso gut meine alte Instamatic mitnehmen. Diese Milchbärte
haben doch keine Ahnung. Was ist mit Andy Fleming? Kann ich den haben?«
»Keine Chance, Jim. Der begleitet gerade die königliche Tournee.«
»Was für eine königliche Tournee?«
Tom Jameson schien sich ein weiteres Mal von seinem Stuhl erheben zu wollen, etwas, das noch nie
vorgekommen war.
Doch er setzte sich nur gerade, straffte seine Schultern und beäugte seinen
»Star«-Polizeireporter misstrauisch.
»Du bist doch Journalist, Jim, oder? Ich meine, du bist nicht in vorzeitigen Ruhestand getreten
oder zum Einsiedler geworden? Kein Fall von Altersschwachsinn in der Familie?«
»Hör mal, Tom, wenn jemand aus der königlichen Familie ein Verbrechen begeht, bin ich als Erster
am Tatort. Aber ansonsten existieren die nicht für mich. Jedenfalls nicht außerhalb meiner
Alpträume.« Jameson sah demonstrativ auf seine Uhr.
»Okay, okay, ich geh ja schon.«
Mit diesen Worten drehte sich Stevens erstaunlich schnell auf seinem Absatz um und verließ das
Büro, ohne auf die Rufe seines Bosses hinter ihm zu achten, der fragte, welchen der verfügbaren
Fotografen er denn nun haben wollte.
Es würde keine Rolle spielen. Ihm war noch nie ein Polizist begegnet, der fotogen war. Doch
während er das Gebäude verließ, fiel ihm ein, welcher Beamte in diesem speziellen Fall für die
Presse zuständig war, und mit einem Grinsen änderte er seine Meinung.

»Überall sind Hinweise für die, die zwischen den Zeiten lesen können. Das ist doch kompletter
Blödsinn, oder, John?«
Morton saß am Steuer. Sie fuhren Richtung Haymarket. Es war mal wieder so ein Tag, an dem es
ständig regnete und windig war. Der Regen war fein und kalt, einer von der Sorte, der einem durch
Mark und Bein ging. Den ganzen Tag war es so trübe gewesen, dass die Autofahrer schon am Mittag
ihre Scheinwerfer anstellten. Ein wunderbarer Tag, um Außendienst zu machen.
»Da bin ich mir nicht so sicher, Jack. Der zweite Teil passt nahtlos an den ersten, als ob da
eine logische Verbindung bestünde.«
»Wollen wir hoffen, dass er dir noch mehr Briefchen von der Sorte schickt. Vielleicht wird die
Sache dann klarer.«
»Vielleicht. Mir wär's allerdings lieber, er würde mit dem Scheiß ganz aufhören. Es ist nicht
sehr angenehm zu wissen, dass ein Verrückter weiß, wo man arbeitet und wo man wohnt.«
»Steht deine Nummer im Telefonbuch?«
»Nein, ich hab eine Geheimnummer.«
»Damit

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