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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Mädchen, fast schon eine junge Dame, vor sich, ein Buch an ihren
schmalen Oberkörper gedrückt. Er runzelte die Stirn.
»Ich bin's, Samantha Rebus.«
Er bekam große Augen.
»Du meine Güte, tatsächlich. Du bist aber gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.
Das muss aber auch schon ein oder zwei Jahre her sein. Wie geht's dir?«
»Mir geht's gut, danke. Ich bin mit meiner Mutter hier. Sind Sie wegen einer Polizeiangelegenheit
hier?«
»So was in der Art, ja.« Morton konnte ihren durchdringenden Blick spüren. Mein Gott, sie hatte
die gleichen Augen wie ihr Vater. Er hatte eindeutig seine Spur hinterlassen.
»Wie geht's Dad?«
Sagen oder nicht sagen. Warum es ihr nicht sagen? Andererseits, war es seine Aufgabe, es ihr zu
sagen?
»Ihm geht's gut, soweit ich weiß«, sagte er in dem Bewusstsein, dass dies zu siebzig Prozent der
Wahrheit entsprach.
»Ich wollte gerade in die Jugendabteilung. Mum ist im Lesesaal. Da ist es todlangweilig.«
»Ich komme mit. Da wollte ich nämlich auch gerade hin.«
Sie lächelte ihn an. Offenbar ging ihr irgendetwas Amüsantes durch ihren jugendlichen Kopf. Und
Jack Morton dachte, dass sie überhaupt nicht wie ihr Vater war. Sie war viel zu nett und
höflich.

Ein viertes Mädchen wurde vermisst. Der Ausgang schien von vornherein klar. Kein Buchmacher hätte
darauf eine Wette angenommen.
»Wir brauchen besondere Wachsamkeit«, betonte Anderson. »Heute Abend werden mehr Beamte
eingesetzt. Bedenken Sie«, die anwesenden Beamten wirkten hohläugig und demoralisiert, »falls er
sein Opfer umbringt, wird er versuchen, die Leiche irgendwo loszuwerden, und wenn wir ihn dabei
erwischen oder wenn jemand aus der Bevölkerung ihn dabei sieht, nur dieses eine Mal, dann haben
wir ihn.« Anderson schlug sich mit der Faust gegen die Handfläche. Niemanden schien seine Rede
besonders aufzumuntern. Schließlich war es dem Würger bereits gelungen, drei Leichen unbemerkt in
verschiedenen Stadtteilen abzuladen, in Oxgangs, Haymarket und Cohnton. Und die Polizei konnte
nicht überall sein (obwohl es den Leuten im Augenblick so vorkam), so sehr sie sich auch
bemühte.
»Auch das jüngste Entführungsopfer«, sagte der Chief Inspector und sah in seine Unterlagen,
»scheint wenig mit den anderen gemeinsam zu haben. Der Name des Mädchens ist Helen Abbot, acht
Jahre alt, also ein bisschen jünger als die anderen, hellbraunes, schulterlanges Haar. Wurde
zuletzt mit ihrer Mutter in einem Kaufhaus auf der Princes Street gesehen. Die Mutter sagt, das
Mädchen sei einfach verschwunden. Gerade war sie noch da gewesen, und im nächsten Augenblick sei
sie verschwunden, ähnlich wie bei dem zweiten Opfer.«
Als Gill Templer hinterher darüber nachdachte, erschien ihr das seltsam. Die Mädchen konnten doch
nicht direkt in den Geschäften entführt worden sein. Das wäre nicht ohne Geschrei und ohne Zeugen
möglich gewesen. Ein Zeuge hatte sich gemeldet und gesagt, er hätte ein Mädchen, das dem zweiten
Opfer - Mary Andrews - ähnelte, gesehen, wie es die Treppe von der National Gallery den Mound
hinaufstieg. Sie wäre allein gewesen und hätte ganz zufrieden gewirkt. Also musste sich das
Mädchen, überlegte Gill Templer, von seiner Mutter weggeschlichen haben. Aber warum? Zu einer
heimlichen Verabredung mit jemandem, den sie kannte und der sich dann als ihr Mörder
herausstellte? In diesem Fall war es wahrscheinlich, dass alle Mädchen ihren Mörder gekannt
hatten, also mussten sie etwas gemeinsam haben. Unterschiedliche Schulen, unterschiedliche
Freunde, unterschiedliches Alter. Was war der gemeinsame Nenner?
Als sie schließlich Kopfschmerzen bekam, gab sie sich geschlagen. Außerdem war sie inzwischen bei
Johns Wohnung angekommen und musste an andere Dinge denken. Er hatte sie gebeten, ihm ein paar
saubere Sachen für seine Entlassung zu holen und nachzusehen, ob irgendwelche Post da war.
Außerdem sollte sie kontrollieren, ob die Heizung noch lief. Er hatte ihr seinen Schlüssel
gegeben, und während sie die Treppe hinaufstieg und sich wegen des penetranten Katzengestanks die
Nase zuhielt, spürte sie eine Übereinstimmung zwischen John Rebus und sich. Sie fragte sich, ob
ihre Beziehung allmählich ernst wurde. Er war ein netter Mann, wenn er auch einen leichten Knacks
weg hatte und ein bisschen geheimnistuerisch war. Vielleicht gefiel ihr ja gerade das.
Sie öffnete die Tür, hob die paar Briefe auf, die auf dem Teppich in der Diele lagen, und machte
einen

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