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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Er erinnerte sich, wie ihr Haar über das Kissen
gefallen war, wie ein Seestück von Turner. Er erinnerte sich an das Flüstern ihrer Stimme in
seinen Ohren, dieses Flüstern. O ja, John, oh, John, ja, ja, ja.
Warum hast du die Armee verlassen?
Als sie sich umdrehte, verwandelte sie sich in die Frau, deren erstickende Schreie seinen
Höhepunkt begleitet hatten.
Warum hast du?
Oh, oh, oh, oh.
O ja, die Geborgenheit von Träumen.
----
XVII
    Die Verleger waren begeistert, wie sich der Würger von Edinburgh auf die Auflagenziffern ihrer
Zeitungen auswirkte. Erfreut beobachteten sie, wie die Geschichte zusehends immer weiter wuchs,
als ob sie sorgsam gehegt und gepflegt wurde. Beim Mord an Nicola Turner hatte sich der Modus
operandi geringfügig geändert. Anscheinend hatte der Würger einen Knoten in die Schnur gemacht,
bevor er das Mädchen strangulierte. Dieser Knoten hatte stark auf die Kehle des Mädchens gedrückt
und Quetschungen verursacht. Die Polizei maß dem nicht viel Bedeutung bei. Sie war zu sehr damit
beschäftigt, nach blauen Ford Escorts zu suchen, um sich für ein so kleines technisches Detail zu
interessieren. Man überprüfte jeden Ford Escort in der Region, vernahm jeden Besitzer, jeden
Fahrer.
Gill Templer hatte eine Beschreibung des Autos an die Presse weitergegeben in der Hoffnung auf
ein großes Echo aus der Bevölkerung. Und es kam. Nachbarn zeigten ihre Nachbarn an, Väter ihre
Söhne, Frauen ihre Männer und Männer ihre Frauen. Es waren über zweihundert blaue Ford Escorts zu
überprüfen, und wenn das nichts ergab, wurden sie noch einmal überprüft, bevor man zu
andersfarbigen Ford Escorts überging und dann zu anderen Limousinen in Hellblau. Das konnte
monatelang dauern, ganz bestimmt aber etliche Wochen.
Jack Morton hielt gerade eine weitere fotokopierte Liste in der Hand. Er hatte seinen Arzt wegen
geschwollener Füße konsultiert. Der Arzt hatte ihm erklärt, er würde zu viel in billigen Schuhen
ohne Fußbett herumlaufen. Das war Morton nichts Neues. Er hatte mittlerweile so viele Verdächtige
vernommen, dass sie für ihn nur noch eine verschwommene Masse bildeten. Sie sahen alle gleich aus
und verhielten sich auch gleich: nervös, respektvoll, unschuldig. Wenn der Würger doch nur einen
Fehler machen würde. Doch es gab keine Anhaltspunkte, die sich zu verfolgenlohnten. Morton
befürchtete, dass das Auto eine falsche Spur war. Keine Anhaltspunkte, die sich zu verfolgen
lohnten. Dabei fielen ihm John Rebus' anonyme Briefe ein. Überall sind Anhaltspunkte. Konnte das
auf diesen Fall zutreffen? Konnten die Anhaltspunkte zu offenkundig sein, um sie zu bemerken,
oder zu abstrakt? Es wäre schon ein ungewöhnlicher, ein äußerst ungewöhnlicher Mordfall, bei dem
es nicht irgendwo einen deutlichen Stolperstein gab, der nur darauf wartete, bemerkt zu werden.
Er hatte bloß keinen blassen Schimmer, wo der sein sollte, und deshalb war er - in der Hoffnung
auf etwas Mitgefühl und ein paar freie Tage - zum Arzt gegangen. Rebus hatte mal wieder Schwein
gehabt, Morton beneidete ihn um seine Krankheit.
Er parkte sein Auto auf einer doppelten gelben Linie vor der Bibliothek und ging hinein. Die
große Eingangshalle erinnerte ihn an die Zeit, als er selbst noch die Bibliothek benutzt hatte.
Stets war er mit einem Stapel Bücher aus der Kinderabteilung herausgekommen. Die war damals im
Erdgeschoss. Er fragte sich, ob das immer noch so war. Seine Mutter hatte ihm immer das Geld für
den Bus gegeben, und er war in die Stadt gefahren, angeblich nur um seine Bibliotheksbücher
zurückzugeben und sich neue zu holen. Doch in Wirklichkeit, damit er ein bis zwei Stunden durch
die Straßen schlendern und das Gefühl auskosten konnte, wie es sein musste, erwachsen und frei zu
sein. Er hatte amerikanische Touristen verfolgt, wie sie selbstbewusst herumstolzierten mit ihren
aufgeschwollenen Brieftaschen und Hosenbünden. Er beobachtete sie, wie sie die Statue von
Blackfriar's Bobby auf der anderen Seite des Kirchhofs fotografierten. Er hatte die Statue von
dem kleinen Hund lange und durchdringend betrachtet und nichts dabei empfunden. Er hatte über die
Covenanters gelesen, über Deacon Brodie, über öffentliche Hinrichtungen auf der High Street, und
sich gefragt, was das für eine Stadt war und was für ein Land. Er schüttelte den Kopf. Solche
Fantasien kümmerten ihn nicht mehr und er ging zum Informationstisch.
»Hallo, Mr. Morton.«
Er drehte sich um und sah ein

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