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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sie umzubringen! Er hatte viel zu viel
getrunken. Gütiger Gott, er hatte versucht, sie zu erwürgen. Warum um Himmels willen hatte er das
getan? Warum?
Ein Arzt öffnete die Tür.
»Ah, Mister Rebus. Gut, dass Sie wach sind. Wir wollten Sie nämlich in einen der Krankensäle
verlegen. Wie fühlen Sie sich?«
Sein Puls wurde gemessen.
»Wir glauben, dass es sich einfach um Erschöpfung handelt. Eine einfache nervöse Erschöpfung.
Ihre Bekannte, die den Krankenwagen gerufen...«
»Meine Bekannte?«
»Ja, sie sagte, Sie wären plötzlich zusammengebrochen. Und von Ihrer Dienststelle haben wir
erfahren, dass Sie ziemlich hart an diesen furchtbaren Mordfällen gearbeitet haben. Sie sind
einfach erschöpft. Sie brauchen etwas Ruhe.«
»Wo ist meine... meine Bekannte?«
»Keine Ahnung. Zu Hause, nehme ich an.«
»Und sie hat gesagt, ich wäre einfach zusammengebrochen?«
»Das ist richtig.«
Rebus spürte, wie ihn Erleichterung durchströmte. Sie hatte es ihnen nicht erzählt. Sie hatte es
ihnen nicht erzählt. Dann begann sein Kopf wieder zu dröhnen. Die Handgelenke des Arztes waren
behaart und frisch geschrubbt. Lächelnd schob er Rebus ein Thermometer in den Mund. Wusste er,
was Rebus gemacht hatte, bevor er ohnmächtig geworden war? Oder hatte seine Bekannte ihn
angezogen, bevor sie den Krankenwagen rief? Er musste sich bei der Frau melden. Er wusste nicht
genau, wo sie wohnte, aber die Sanitäter mussten es wissen, und er konnte sich erkundigen.
Erschöpfung. Rebus fühlte sich nicht erschöpft. Er fühlte sich sogar halbwegs ausgeruht, und auch
wenn er ein bisschen nervös war, machte er sich über nichts so richtig Sorgen. Hatten die ihm
irgendwas gegeben, während er schlief?
»Könnte ich eine Zeitung haben?« murmelte er mit dem Thermometer im Mund.
»Ich lass Ihnen von einem Pfleger eine holen. Sollen wir irgend jemanden verständigen? Jemand aus
der Familie oder Freunde?«
Rebus dachte an Michael.
»Nein«, sagte er. »Sie brauchen niemanden zu verständigen. Ich möchte nur eine Zeitung.«
»Na schön.« Das Thermometer wurde entfernt und die Werte aufgeschrieben.
»Wie lange wollen Sie mich hier behalten?«
»Zwei oder drei Tage. Ich werde Sie vielleicht bitten, mit einem Psychologen zu reden.«
»Vergessen Sie das mit dem Psychologen. Ich brauch was zu lesen, ein paar Bücher.«
»Mal sehen, was wir tun können.«
Darauf lehnte Rebus sich gemütlich zurück und beschloss, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Er
würde hier liegen und sich ausruhen, obwohl er gar keine Ruhe brauchte. Sollten die anderen sich
doch mit dem Mordfall rumschlagen. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit Anderson. Mit Wallace.
Mit Gill Templer.
Aber dann erinnerte er sich, wie sich seine Hände um diesen alternden Hals gelegt hatten, und er
fing an zu zittern. Es war, als ob sein Verstand nicht ihm gehörte. Hatte er diese Frau töten
wollen? Sollte er vielleicht doch mit dem Psychologen reden? Diese Fragen machten seine
Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Er versuchte, an gar nichts zu denken, doch drei Schatten
ließen ihm keine Ruhe: sein alter Freund Gordon Reeve, seine neue Freundin Gill Templer und die
Frau, mit der er sie betrogen und die er fast erwürgt hatte. Sie tanzten in seinem Kopf herum,
bis der Tanz ganz undeutlich wurde. Dann schlief er ein.
»John!«
Sie kam rasch auf sein Bett zu, Obst und Vitaminsaft in der Hand. Sie hatte Make-up aufgelegt und
trug eindeutig außerdienstliche Kleidung. Als sie ihn auf die Wange küsste, roch er ihr
französisches Parfüm. Er konnte außerdem in den Ausschnitt ihrer Seidenbluse gucken. Er empfand
ein leichtes Schuldgefühl dabei.
»Hallo, D. I. Templer«, sagte er. »Hier«, er hob die Bettdecke auf einer Seite hoch, »komm
rein.«
Sie lachte und zog sich einen unbequem aussehenden Stuhl heran. Weitere Besucher betraten den
Krankensaal. Ihr Lächeln und ihre leisen Stimmen gemahnten an Krankheit, eine Krankheit, von der
Rebus nichts spürte.
»Wie geht's dir, John?«
»Furchtbar. Was hast du mir mitgebracht?«
»Trauben, Bananen und Orangensaft. Nichts sehr Originelles, fürchte ich.«
Rebus pflückte eine Traube ab und steckte sie in den Mund. Dann legte er den Kitschroman
beiseite, mit dem er sich gerade herumgequält hatte.
»Ich weiß nicht, Inspector, was ich noch alles anstellen muss, damit wir uns endlich mal
treffen.« Rebus schüttelte matt den Kopf. Gill lächelte, wenn auch ein wenig nervös.
»Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, John. Was

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