Verborgene Sehnsucht
dankte Gott, dann hielt er inne und fragte sich, was zum Teufel mit ihm los war. Er war noch nie erleichtert gewesen, alleine aufzuwachen und …
Gottverdammt. Er verlor echt den Verstand.
Er rieb sich mit der Hand über das Rattennest auf seinem Kopf. Mann, er brauchte einen Haarschnitt. Und sein Gehirn zurück.
Er zog die Augenbrauen so fest zusammen, dass seine Stirn wehtat, und versuchte, in Gedanken zurückzukehren zu …
Ta-da. Die Erinnerung kam zurück. Mac stieß den Atem aus, den er angehalten hatte. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war das Salzwasserbad. Und Sloan, der ihn verarztete.
Siebenundfünfzig Stiche.
Er wusste es, weil er mitgezählt hatte, drauf und dran zu heulen wie ein kleines Mädchen, als die Nadel wieder und wieder durch seine Haut gezogen wurde. Dieser verdammte Sloan. Jemand musste den Kerl mal aus dem Mittelalter holen. Ihm mitteilen, dass es Lokalanästhetika und Schmerzmittel gab. Und dem nächsten Patienten die Einbahnstraße ins Land der Schmerzen ersparen.
Jetzt allerdings fühlte er sich nicht mehr schlecht. In der Tat fühlte er sich sogar verdammt gut, wenn man bedachte, wie der Razorback ihn als Nadelkissen missbraucht hatte, und das vor weniger als …
Mac schob sich die Kissenecke aus der Stirn. Er kniff die Augen zusammen und spähte auf die große Wanduhr, die am anderen Ende des Raumes über den glänzend weißen Schränken hing. Scheiße. Er war vor weniger als sechs Stunden verprügelt worden. Es war seltsam. Ein paar Stunden Schlaf, und er war wieder fit. In Ordnung. Vielleicht übertrieb er ein bisschen. Seine rechte Schulter schmerzte schließlich noch immer und erinnerte ihn daran, dass der durchtrennte Muskel zwar heilte, aber er noch nicht ganz wiederhergestellt war. Zumindest noch nicht. Aber nach einer weiteren Mütze Schlaf wäre er so gut wie neu.
Er befühlte den Verband, drehte sich auf die Seite und …
»Herr im Himmel!«
»Guten Morgen, Partner.«
Den Reißverschluss des dunkelgrünen Kapuzenpullovers bis zum Hals zugezogen, ein halbes Kartenspiel in der Hand, die anderen vor ihr auf der Steppdecke ausgebreitet, saß Angela im Schneidersitz am Fußende seines Bettes. Solitaire. Scheiße. Das passte zu ihr … bei ihm zu sitzen, geduldig ein Kartenspiel zu spielen, während sie darauf wartete, dass er aufwachte. Darauf wartete, zu sehen, ob es ihm gut ging. Er spürte einen Kloß im Hals, als er die Sorge in ihrem Gesicht entdeckte.
Sie biss sich auf die Unterlippe und mischte die Karten, die sie in der Hand hielt. »Wie geht es uns heute Morgen?«
»Himmel, Ange«, sagte er, und seine Stimme brach, als er sie ansah. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Seine folgten ihr, es brannte in den Augenwinkeln. Bei Gott, er war so verdammt froh, sie zu sehen. »Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme?«
Ohne Vorwarnung warf sie sich auf ihn. Karten flogen in die Luft. Mac setzte sich eilig auf, fing sie mitten im Flug ab und zog sie in eine feste Umarmung. Wie ein Bruder seine Schwester umarmen würde, die er lange nicht gesehen hatte.
Sie hielt sich fest und drückte ihn. »Ich bin so froh, dich zu sehen.«
Der Druck, der tonnenschwer auf seiner Brust gelastet hatte, ließ etwas nach, sodass er tief Luft holen konnte. Gott sei Dank für Ange. So wirkte sich ihre Nähe immer auf ihn aus. Sie beruhigte ihn. Ließ ihn nachdenken, bevor er handelte. Nur deshalb hatte er es so lange auf dem Revier ausgehalten. Eine Laune des Schicksals hatte sie vor etwas mehr als zwei Jahren zusammengeführt, und er war so dankbar dafür. An jenem Tag hatte er mehr bekommen als eine hervorragende Partnerin. Er hatte seine Familie gefunden.
Aber jetzt hatte er eine neue. Die Drachen.
Mac schluckte, plötzlich war er nervös. Würde Angela seine Lage verstehen? Würde sie akzeptieren, was er war und mit der Hilfe der Nightfury werden würde? Oder würde seine Drachenseite ihr so viel Angst einjagen, dass sie davonlief?
Er hoffte es nicht. Das Letzte, was er wollte, war sie zu verlieren.
Er holte tief Luft, um sich zu wappnen, und löste sich aus der Umarmung. Sie drückte ihn ein letztes Mal, dann ließ sie ihn los, rutschte auf der Matratze nach hinten, bis die Distanz zwischen ihnen wieder angenehm war. Und ja, so war es richtig. Angela und er liebten einander vielleicht, aber es war rein platonisch. Genau so, wie sie beide es mochten. Also umarmten sie sich nicht oft, und wenn sie es taten, kam die Umarmung zwar von Herzen, blieb aber kurz.
Sie fuhr
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