Verborgene Sehnsucht
als der Baumwollstoff verschwand, krampfhaft versuchte er, Rikar festzuhalten, während seine Hände auf der eisigen Haut ausglitten. Wunderbar. Fast war er frei. Sein bester Freund würde ihn nicht mehr lange festhalten können und …
Bastians Griff löste sich.
Rikar bleckte die Zähne und sprang nach vorne, seine Stiefel fanden Halt auf dem Betonboden, sein Blick war unbeirrbar auf den Bastard am anderen Ende der Zelle gerichtet.
»Rikar … nein!« Wie aus der Ferne drang Bastians Stimme durch einen Tunnel voll blinder Wut und Besessenheit zu ihm durch. Er verstand den Befehl, konnte aber nicht aufhören, nicht bis sein Gegenüber als blutiger Haufen am Boden lag. »Gottverdammt!«
Rikar ignorierte die Warnung. Ein großer Fehler. Bas war kein Leichtgewicht, weder im Kampf noch bei sonst irgendetwas. Er war nicht ohne Grund der Kommandant ihrer Einheit. Ein Knurren schwoll hinter seinem Rücken an, gefolgt von schweren Schritten und einem plötzlichen Windstoß.
Rikar wurde nicht langsamer. Er hatte nur einen Versuch. Eine Chance, dem Bastard die Hände um den Hals zu legen und …
Er keuchte auf, als Bastian ihn von hinten packte. Starke Arme zogen ihn mit Gewalt nach unten, schlossen sich fest um seinen Körper. Der Zusammenprall kostete ihn das Gleichgewicht, und er verlor den Halt.
Oh, verdammt. Er segelte durch die Luft – und rechnete mit einer harten Landung. Er drehte sich im Fall, um seinen Kopf zu schützen und prallte mit der Schulter voran auf den Beton. Als Bastian auf ihm landete, trieb der Schmerz ihm die Luft aus den Lungen. Ohne Gnade setzte sich sein bester Freund auf, seine Knie gruben sich in Rikars Rippen und seine Hände hielten ihn am Boden, während sie auf die Wand zurutschten. Rikar bäumte sich auf und schlug mit dem Ellbogen zu. Ein übles Knacken hallte durch die Zelle, als er sein Ziel traf und Bastian seitlich am Schädel erwischte. Bas revanchierte sich. Rikars Wange begann zu brennen, und sein Gewissen meldete sich.
Himmel, was machte er da? Prügelte sich mit seinem besten Freund?
Der Gedanke ließ ihn zögern. Dieser Bruchteil einer Sekunde war alles, was sein Kommandant brauchte. Bas verlagerte das Gewicht nach rechts, warf Rikar auf den Bauch, und drehte ihm gewaltsam den Arm auf den Rücken.
»Runter!« Rikar versuchte sich aufzubäumen, aber sein Ellbogen war fast um neunzig Grad nach hinten gedreht. »Geh zum Teufel noch mal …«
»Tut mir leid … tut mir leid, Kumpel, aber ich brauche ihn.« Seine Brust hob und senkte sich, jeder schwere Atemzug eine Wolke aus eisigem Nebel, als Bastian sagte: »Verdammt, Rikar, ich brauche den Kerl.«
Als würde eine Bombe in seinem Schädel explodieren, riss Bastians appellierender Ton ihn in Stücke. Scheiße. Es war nicht fair. Keines von beidem. Nicht die Tatsache, dass Forge trotz Angelas Entführung einen Freifahrschein bekommen würde. Und auch nicht, dass sein Freund recht hatte.
Myst würde sterben, wenn Forge ihnen nicht erklärte, wie ein Drache es schaffen konnte, mit einer Frau in Energieaustausch zu treten. Die ungewöhnliche Verbindung, die zwischen Bas und seiner Gefährtin bestand, war heilig und so selten, dass über die Jahrhunderte alles Wissen darüber verloren gegangen war. Und ob es ihm gefiel oder nicht, der Wichser stammte aus dem schottischen Clan – dem einzigen, der wusste, wie die Energieverschmelzung funktionierte … wie man eine Frau gesund durch die Schwangerschaft und die Geburt eines der ihren bringen konnte.
Rikar schnürte es die Kehle zu, wurde mit jeder Träne, die er sich weigerte zu vergießen, enger.
Er hielt es nicht aus. Ob Ivar oder Lothair spielte keine Rolle. Keiner von ihnen würde Angela gegenüber Gnade walten lassen, und während er mit der freien Hand versuchte, Bastian von sich hinunterzuschieben, übermannte ihn die Verzweiflung. Die Welle traf ihn mitten in die Brust und ließ ihn nackt und schutzlos zurück … mit schmerzendem Kopf und Elend im Herzen.
Rikar schloss die Augen und hörte auf zu kämpfen. Sein geprellter Wangenknochen pochte, als er ihn auf dem kalten Boden ablegte. »Er tut ihr weh, Bas. Er tut ihr weh und ich kann ihr nicht … oh Gott, hilf mir … ich kann ihr nicht …«, flüsterte er mit rauer Stimme.
»Himmel … es tut mir so leid.« Bastians Stimme war heiser vor Kummer, als er seinen Griff lockerte und ihn dann losließ. Er ging neben ihm in die Hocke, und Rikar ließ zu, dass sein bester Freund ihm eine warme, schwere Hand auf die
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