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Verborgene Sehnsucht

Verborgene Sehnsucht

Titel: Verborgene Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coreene Callahan
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Sekunde lang schimmerten seine Augen wie Schneeflocken im Sonnenlicht, dann wurde er ernst und setzte sich auf. Sie zuckte zusammen. Er blieb auf Abstand, zog ein Bein an und legte den Unterarm auf das aufgerichtete Knie. »Ich lache nicht über dich, mein Engel. Ich bin einfach nur … erleichtert, dass es dir gut geht. Das ist alles.«
    Himmel, das war nicht annähernd die Wahrheit. Gut gehen war nicht Teil ihres Blattes. Die Karte war nicht mal im Spiel. Aber zur Hölle, sie konnte nicht leugnen, dass sein Mitgefühl ihr gefiel.
    Oh nein. Sie war schon wieder nach Irrsinnshausen abgebogen.
    »Ich …« Sie räusperte sich, versuchte mit aller Kraft, das Durcheinander in ihrem Inneren zu ordnen. Der Druck wurde immer stärker, bis sie kaum noch atmen konnte und ein Stechen in der Brust spürte. Aber jetzt, da er wach war, weigerte sie sich zu gehen, ohne auszusprechen, was sie fühlte. Oder ihm zu geben, was sie ihm schuldete. Sie hielt die Tränen zurück und flüsterte: »Danke.«
    Seine hellen Augenbrauen hoben sich.
    »Du hättest mich nicht suchen müssen, und ich …«
    »Doch, das musste ich … das musste ich auf jeden Fall.«
    »Ich verstehe nicht.« Sie drückte sich die Glock an die Brust und schüttelte den Kopf. »Warum?«
    »Ich konnte nicht … Himmel, ich konnte dich einfach nicht dort lassen.« Seine Stimme brach, und er wandte den Blick ab, als wollte er sie seinen Schmerz nicht sehen lassen. Aber sie sah ihn trotzdem; hörte ihn in seiner Stimme, spürte seine Qual, als er sagte: »Ich habe mir so viele Dinge ausgemalt, schreckliche Dinge und … Himmel, Angela. Es tut mir so leid … so entsetzlich leid. Dass ich dich nicht finden konnte … dass ich nicht schnell genug da war … dass er dir wehgetan hat und … ach, verdammt.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten und plötzlich fiel die Temperatur im Raum. Weiße Wolken bildeten sich bei jedem Atemzug vor ihrem Gesicht, und Gänsehaut überzog ihre Arme, als er knurrte: »Sobald ich den Bastard in die Finger bekomme, ist er tot. Ich reiße ihm den verdammten Kopf ab.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Angela blinzelte sie beiseite und versuchte, seine Seelenqual zu ignorieren, aber bei Gott, sie konnte es nicht. Sie hasste es, dass er litt … für sie.
    »Rikar, sieh mich an.«
    Er starrte auf die Bettdecke und schüttelte den Kopf.
    »Bitte?«
    Mit zusammengezogenen Brauen hob er das Kinn, und sie sah alles: seine Schuld und seinen Schmerz, das Bedürfnis, die Zeit zurückzudrehen. Aber das war nicht möglich. Nicht für sie. Nicht für ihn. Die Vergangenheit konnte man nicht ändern, und überrascht erkannte sie, dass sie nicht gegen ihn ankämpfen wollte. Oder ihn für etwas zahlen lassen, für das er nichts konnte.
    »Hör mal … was m-mir passiert ist?« Ihre Stimme bebte und Angela unterdrückte ein Zittern, als die schreckliche Erinnerung sie einholte. Sie wollte nicht daran denken – nicht jetzt, nie mehr –, aber dieser eine Wunsch würde nicht in Erfüllung gehen. Emotionaler Ballast löste sich nicht einfach in Luft auf. Er wurde mit der Zeit nur leichter, und das auch nur, wenn man ihn auspackte, ordentlich zusammenlegte und erst dann wieder einräumte. Das wusste Angela. Opfer um Opfer hatte sie dazu überredet, sich Hilfe zu suchen, Rat zu holen – was immer nötig war, um wieder zu sich selbst zu finden. »Es ist nicht deine Schuld. Ich will, dass du die Sache vergisst und …«
    »Ich kann nicht. Nicht bis …«
    »… wenn du ihn jagst, will ich dabei sein«, unterbrach sie ihn und überraschte sich selbst.
    Rikar blinzelte, als ihre Worte im Raum nachhallten. Sie runzelte die Stirn. Okay. Planwechsel. Sie hatte nicht vorgehabt, alles auf eine Karte zu setzen und zu bleiben, aber während die Vorstellung in ihr Gestalt annahm, nickte der Cop in ihr. Es ergab Sinn. Fühlte sich richtig an. Sie konnte nicht alleine nach Lothair suchen. Sie brauchte einen Partner – einen Mann-Drachen, der ihr half, die Razorback-Ratte zu finden und sie umzubringen.
    Gerechtigkeit. Zu ihren Bedingungen. Lothair auf dem Opferaltar.
    »Ich will dabei sein.« Die Worte untermauerten ihre Entschlossenheit, strafften ihr Kinn.
    Rikar starrte sie an.
    »Mir hat er das angetan.« Sie klopfte sich mit dem Lauf der Waffe auf die Brust, direkt über dem Herzen. »Mir! Nicht dir.«
    »Schwachsinn.« Seine Augen hatten die Farbe von Eissplittern. In seinem Kiefer zuckte ein Muskel. »Was dir geschieht, geschieht auch mir. Wir sind jetzt miteinander

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