Verborgene Sehnsucht
verbunden, mein Engel. Ich fühle dich mit jedem Atemzug.«
»Dann hilf mir«, flüsterte sie, auch wenn sie wusste, dass es nicht fair war. Starke Männer gaben nicht einfach die Kontrolle auf und waren auf Manipulation nicht gut zu sprechen. Es war ihr egal. Er war ihre beste Chance. Die einzige, die sie hatte, wenn sie wollte, dass dieser Bastard zahlte. Sie hielt seinen Blick fest, während sie ihr Ass aus dem Ärmel zog und ihn anflehte: »Bitte, Rikar … ich kann es nicht alleine tun. Ich verdiene Gerechtigkeit. Bitte, hilf mir, ihn zu kriegen.«
Er knurrte, und Angela hielt den Atem an. Bitte, Rikar. Die stumme Bitte raunte durch ihren Geist. Seine Hand schloss sich um die Überdecke, er umklammerte das Patchwork-Muster so fest, dass seine Knöchel weiß wurden, als hielte es ihn davon ab, zu explodieren. Und während sie ihn beobachtete, fragte sie sich …
Konnte er ihre Gedanken lesen?
Es klang nach einer seltsamen Idee. Aber seltsamer als sich in einen Drachen zu verwandeln? Nicht viel. Und wenn man bedachte, was er in dieser Nacht im McGovern’s mit ihrem Kopf angestellt hatte, dann … ja.
Der ganze Gedankenlesekram schien ihr eher Tatsache als Fiktion zu sein.
Sie starrte ihn finster an.
Er lehnte sich zurück, die Bewegung war so unauffällig, dass sie ihr entgangen wäre, wenn sie nicht so genau hingesehen hätte. Jackpot. Kein Zweifel. Seine Reaktion auf sie ging weit über das Körperliche hinaus, entsprang den Tiefen seiner Seele. Sie fühlte die Verbindung zwischen ihnen, seine Sehnsucht nach ihr. Genau wie umgekehrt. Das Wissen ließ ihr das Herz schwer werden. Es würde ihm nichts Gutes einbringen, dass er sie wollte … sich nach dem verzehrte, was niemals sein konnte.
Sie gehörte nicht in seine Welt. Er gehörte nicht in die ihre. Aber vielleicht könnten sie ein Stück des Wegs zusammen gehen, auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Sie wollte Lothair tot sehen und wusste ohne den Hauch eines Zweifels, dass Rikar ihn für sie aufbahren würde. Statt also zurückzuweichen, wie sie es hätte tun sollen, öffnete Angela ihm ihr Herz, entschlossen, ihm zu zeigen, dass sie recht hatte.
Ein seltsames Gefühl strich über Rikars Schläfen, während er Angela anstarrte. Das Kribbeln verwandelte sich in ein Pulsieren, brachte ihn dazu, alle Muskeln seines Körpers anzuspannen, während sich Stille zwischen ihnen ausdehnte. Angela benutzte ihr Schweigen wie Scheuermilch, rieb ihn wund, beharrte auf ihrem Wunsch, während sie seinem Blick standhielt: keine Schüchternheit, keine Ablenkung. Sie hatte nur eines im Sinn. Sie wollte Zugang zu seiner Welt, wollte Teil der Jagd sein … mit seinem Segen.
Die Versuchung war groß. Es war so verlockend, nachzugeben und ihr zu helfen.
Was sie zweifellos auch bezweckte. Bei ihr bekam teuflisch eine ganz neue Bedeutung.
Angela spielte ihn gegen sich selbst aus, zwang ihn dazu, zwischen ihrer Sicherheit und dem Wunsch zu wählen, ihr zu geben, was sie wollte. Richtig. Falsch. Zwei entgegengesetzte Pole, die jegliche Bedeutung verloren, wenn man vor einer wunderschönen Frau saß, die entschlossen war, sich durchzusetzen. Und während die feine Grenze zwischen dem, was sein sollte, und dem, was nicht sein sollte, verschwamm, schüttelte Rikar den Kopf.
Schlaue, schlaue Frau. Angela war zweifellos brillant. Verbiss sich in ihr Ziel wie ein Pitbull. Erschnüffelte seine Schwächen. Setzte sie gegen ihn ein … ohne Rücksicht oder schlechtes Gewissen. Also ja, er hing am Haken, ganz gleich, wie sehr er auch versuchte, »nein« zu sagen.
Er stützte sich mit den Händen ab und ließ das Kinn auf die Brust sinken und die Schultern kreisen, um die Anspannung zu lösen. Die Muskeln entlang seiner Wirbelsäule dehnten sich und schmerzten, als er sich in die Mitte des Bettes schob und den Abstand zwischen ihnen vergrößerte. Er brauchte eine Minute, um sich zusammenzureißen. Um einen Moment lang zu vergessen, wie sehr er ihr gefallen wollte, und stattdessen eine Diskussion loszutreten. Eine, die mit auf gar keinen Fall anfing und endete. Oder mit nur über meine Leiche . Ganz egal. Beides wäre in Ordnung, solange sie nur verstand und die Jagd ihm überließ.
»Rikar?«
Das Beben in ihrer Stimme – das sanfte und doch unleugbare Flehen – setzte ihn in Brand. Er biss die Zähne zusammen, als der an sie gebundene Krieger in ihm erwachte. Oh-oh. Jetzt hatte er ein Problem. Der besitzergreifende Bastard, der in seiner Brust wohnte, war auf den Zug
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