Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
aus seinen Grübeleien, und er wurde sich bewusst, dass Lucinda noch immer neben ihm stand.
„Womit hast du deine Gattin in der Hochzeitsnacht derart verschreckt, dass sie eine Mätresse unter ihrem Dach begrüßt?“
Dean funkelte Lucinda böse an und entwand ihr seinen Arm.
„Ach, sei still! Du kannst dir denken, dass eine Jungfrau allerhand unbegründete Ängste hegt. Und da meine Lady anscheinend nicht so fügsam ist, wie ihr Vater sie beschrieben hat und auf eigene Faust hierherkam …“
„Jungfrau? Sie ist noch Jungfrau?“ Lucinda lachte und warf ihr Haar zurück. „Himmel, Dean, dich hat doch nicht etwa die Manneskraft verlassen?“
„Natürlich nicht! Und nun geh! Ich hole dich später, wie besprochen, ab.“
„Dieser elende Mistkerl! Dieser Schuft! Oh, wie kann ein Mensch nur so widerwärtig sein?“
Amelie schritt kochend vor Zorn in ihrem Gemach auf und ab und feuerte ihren Hut auf den Boden. Am liebsten würde sie schreien vor Wut auf ihren vermaledeiten Esel von einem Mann. Sie riss das Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, da sie fürchtete, an ihren überbrodelnden Gefühlen zu ersticken. Warum hatte sie der überheblichen Lady Rochester nicht einfach die Handtasche um den Kopf geschlagen? Warum hatte sie diesen Unsinn erzählt? Es freute sie kein bisschen, die Bekanntschaft dieses ehrlosen Frauenzimmers gemacht zu haben! Und ganz sicher würde sie ihr niemals danken, Deans Verlangen zu befriedigen! Nein, wenn es nach ihr ginge, dann würde Lady Rochester in die Themse fallen und bis in die Nordsee gespült werden.
Wie konnte Dean es wagen, sich nur wenige Wochen nach der Hochzeit wieder mit seiner Mätresse einzulassen?
„Adrian würde mich nie so scheußlich behandeln!“
Amelie war so wütend, dass sie das leise Klopfen an ihrer Tür nicht bemerkte.
„Oh Adrian, du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisse!“, rief sie und schlug sich die Hände vors Gesicht, um ihre Tränen zu verbergen, als zwei starke Hände sie an den Schultern packten und herumdrehten.
Erschrocken blickte sie in die eisgrauen Augen ihres Ehemannes, und sein schmerzhafter Griff ließ sie aufschreien.
„Was fällt dir ein?“, brüllte er, und es schien, als kühle sich der Raum merklich ab. „Hältst du mich für einfältig? Unser Ehebett als leidige Pflicht verunglimpfen und dabei den Namen eines anderen Mannes im Munde zu führen?“
Er stieß Amelie rückwärts auf das Bett und baute sich bedrohlich vor ihr auf. „Wenn du glaubst, Weib, du kannst mir Hörner aufsetzen, dann irrst du!“
Der Schreck trieb Amelies Puls in die Höhe und weckte ihren Kampfgeist. Schnell rollte sie sich auf die andere Seite und sprang aus dem Bett. Sie raffte fluchtbereit ihre Röcke, denn in Deans Blick stand Mordlust. Aber Amelie hatte nicht vor, sich kampflos zu ergeben. Schließlich war er das Scheusal.
„Pah! Ihr braucht gerade etwas sagen. Euer Bett ist doch noch nicht einmal kalt! Und ..., wenn ich Euch daran erinnern darf, die Frau, mit der Ihr es Euch gewärmt habt, war nicht die Eure!“
Amelie wich weiter zurück, als Deans Kiefermuskeln zuckten.
„Schweig, Weib! Das geht dich nichts an! Du hast mich in die Falle gelockt, und nun gefällt dir nicht, was du dir eingefangen hast? Aber du wirst lernen, damit zu leben! Und du wirst außerdem lernen, dass ich nicht davor zurückschrecken werde, dich zu bestrafen, sollte ich dich in der Nähe eines anderen Mannes finden.“
Der Paravent in ihrem Rücken verhinderte eine weitere Flucht. Amelie sah sich nach einer Waffe um, und riss den Kerzenhalter an sich, als Dean ihr über die Matratze nachfolgte.
„Ihr seid von Sinnen!“, rief sie, als er immer näherkam. „Was sollte es Euch interessieren, was ich tue? Ihr liebt mich nicht. Ihr liebt niemanden. Darum habe ich Euch erwählt!“
„Was soll der Unsinn? Was weißt du schon über mich?“
Er hatte sie erreicht und ihr mit einer einzigen Bewegung den Kerzenständer entwendet. Krachend fiel das kupferne Stück zu Boden, und Amelie war zwischen dem Paravent und Deans unnachgiebiger Brust gefangen.
„Die Windham-Männer lieben nicht, das weiß doch jeder“, flüsterte sie und fragte sich, ob das Zittern in ihren Gliedern der Furcht zuzuschreiben war oder der Erinnerung an das letzte Mal, als sie ihm so nahe gewesen war.
„Wie konnte ich das nur vergessen? Die allseits bekannten Legenden um meine Familie.“
Er umfasste ihre Taille und zog sie an seine Brust.
„Im Allgemeinen sehr
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