Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
die Flügel zu strecken und sich in die Lüfte zu erheben.“
Sein Blick brannte sich in ihren, während seine Zunge über ihren Handballen wanderte. Er ließ sie der Herzlinie über ihre empfindliche Handfläche folgen und endete erst an der Fingerspitze ihres Ringfingers. Ohne ihre Hand freizugeben, hob er mit seiner freien Hand ihr Kinn und fesselte ihren Blick. Ganz langsam nahm er ihren Finger tief in seinen Mund, umkreiste ihn mit seiner Zunge und erfreute sich an ihrem leisen Seufzen, als er seine Zähne um den goldenen Ring legte.
Langsam streifte er ihn ihr vom Finger.
Lady Sotheby atmete schneller, und er wusste, sie war wie Wachs in seinen erfahrenen Händen. Er nahm ihren Ehering zwischen seinen Zähnen heraus und führte ihre nun schmucklose Hand an sein Herz.
„Lasst mich Euch den Himmel zeigen, meine Taube. Ich werde Euch das Fliegen lehren“, flehte er und verfehlte damit seine Wirkung nicht.
Das Spiel war so gut wie gewonnen.
Kapitel 12
A melie stand in Flammen. Deans unerwarteter Kuss löste eine Lawine an Gefühlen in ihr aus, aber sie war noch nicht so weit zu vergessen, dass er ihr seine Mätresse direkt vor die Nase gesetzt hatte.
Mit aller Entschiedenheit stieß sie ihn von sich und verbarg ihre zitternden Hände, indem sie sie zu Fäusten ballte.
„Nehmt Eure Hände von mir! Was fällt Euch ein?“
Sie entwand sich seiner Umarmung und versuchte, Abstand zwischen sich und Dean zu bringen. Der sah verlockender aus denn je. Sein Haar war in Unordnung geraten, und ein Knopf seines Hemdes hatte sich während ihres Handgemenges gelöst und gab den Blick auf seine Brust frei. Feuer loderte in seinem Blick, der ihr wie der eines Raubtieres folgte.
„Ihr seid meine Frau, und ich hatte Euch davor gewarnt, mir unter die Augen zu kommen.“
„Nun fällt Euch wieder ein, verheiratet zu sein? Habt Ihr nicht eben noch Lady Rochester beglückt? Ich hatte den Eindruck, es wäre Euch ganz gut gelungen, unsere Ehe zu verdrängen. Und wenn es nach mir geht, dann sollten wir das auch so belassen!“
Herrje, dieser Raum war eine einzige Falle. Es gelang Amelie kaum, die Distanz zu Dean zu vergrößern, denn er folgte ihr auf Schritt und Tritt.
„Warum? Weil ihr diesen Adrian vermisst? Liebt Ihr ihn vielleicht, oder habt Ihr Euch ihm gar hingegeben? Brauchtet Ihr deshalb so dringend einen Ehemann?“, brüllte Dean und packte sie an ihren Haaren.
Amelie schrie vor Schmerz auf und versuchte, nach Dean zu schlagen, aber seine Arme waren viel länger als ihre, und er hielt sie mühelos auf Abstand.
„Lasst mich los! Wie könnt Ihr es wagen?“ Amelie kämpfte ihre Tränen zurück. „Seit wir verheiratet sind, habt Ihr mich zurückgewiesen! Hättet Ihr diese Ehe vollzogen, wüsstet Ihr die Antwort auf Eure Frage, Mylord!“
„Dafür ist es noch nicht zu spät“, fauchte er, hob sie hoch und trug sie zum Bett, ihren Widerstand ignorierend. Als er sie mit seinem Körper in die Matratze drückte und sein zorniger Blick sich mit Verlangen füllte, bekam Amelie Panik. Sie wollte, dass er sie mit seinem Körper in Besitz nahm. Dass er ihrer Ehe eine Chance gab. Er sollte erkennen, wie falsch er mit seiner Unterstellung lag, und sie sehnte sich danach, seine Hände auf ihrer Haut zu spüren. Aber nicht so! Nicht mit dieser Wut und diesem Misstrauen. Nicht, wenn er es tat, um sie zu strafen. Und ganz sicher nicht jetzt, wo Lady Rochesters Schweiß vermutlich noch an seinem Körper klebte.
„Wenn Ihr mich jetzt nehmt, … werde ich Euch das nie verzeihen, Dean!“, beschwor sie ihn. „Seht Euch an – ist es das, was Ihr wollt?“
Amelies angstgeweiteten Augen und das Flehen in ihrer Stimme drangen durch Deans zornumnebeltes Gehirn, und er erkannte mit Erschrecken, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte. Seine Männlichkeit pochte schmerzhaft nach Erlösung, wollte endlich seine Braut erobern und sie jeden anderen Mann vergessen lassen! Aber sie hatte recht. Wenn es eine Möglichkeit auf Glück für sie geben sollte, dann war er gerade dabei, sie zu zerstören. Und so aufgebracht er auch in diesem Moment war, wusste er, dass diese winzige Hoffnung auf Glück wichtiger war als die Luft zum Atmen.
Er gab ihre Hände frei und erhob sich. Verschämt strich er sich das Haar aus der Stirn und reichte Amelie versöhnlich die Hand, um ihr aufzuhelfen.
„Ihr habt recht. Bitte entschuldigt.“
Er drehte ihr den Rücken zu und ging zur Tür, wo er noch einmal stehen
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