Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
blieb. Sein Blick über die Schulter war nachdenklich.
„In Eurer Gegenwart erkenne ich mich kaum wieder, Amelie. Das mag ein schwacher Trost für Euch sein, aber es ist meine einzige Erklärung für …“, er machte eine allumfassende Handbewegung, „… für dieses Dilemma.“
Damit trat er in den Flur und wäre am liebsten davongerannt, aber ihre Hand auf seiner Schulter hielt ihn zurück.
„Sagt mir eines, Dean, können wir nicht noch einmal ganz von vorne beginnen?“
Ihre Augen, blau wie der wolkenlose Himmel, versprachen so viel Freude, und ihre rosigen Lippen waren wie der Frühling, der versuchte, das Eis des Misstrauens in Deans Seele zum Schmelzen zu bringen. Er wusste, dass er sie begehrte. Mehr begehrte, als er je Lady Rochester oder eine seiner anderen Eroberungen begehrt hatte. Und er erkannte, dass der grausame Stachel der Eifersucht sich beim Klang des fremden Männernamens tief in sein Fleisch gegraben hatte. Er war aus Woodland House geflohen, um sich nicht in seine Frau zu verlieben – aber es schien, als sei es dafür längst zu spät.
Der leise Klang der Hoffnung in seinem Herzen versuchte, gegen den lauten Ruf der Legende der Windhams anzukommen.
„Amelie, ich … ich würde Euch gerne heute Abend ausführen. Vielleicht … nun …“
„Sehr gerne“, stimmte sie schnell zu, und die echte Freude in ihrer Stimme übertrug sich auch auf ihn.
„Ein Mitternachtsorchester – im Park. Was haltet Ihr davon?“
Als Amelie ihm zur Antwort ein strahlendes Lächeln schenkte, fühlte sich Dean, als sei er ein unerfahrener Jüngling, der gerade das erste Mal eine schöne Maid angesprochen hatte.
Die Nacht war mild, aber noch keine laue Sommernacht. Unter einer mit Lichtern und bunten Lampions geschmückten Kuppel hatte sich das Orchester eingefunden. Die Blasinstrumente waren glänzend poliert und spiegelten den Lichterzauber wieder. Der Himmel trug sein strahlendstes Sternenkleid zur Schau, und im See hinter der Bühne schimmerte golden das Abbild des Mondes mit seinem Gegenstück unter dem Firmament um die Wette.
Danielle Langston genoss das Gefühl von Devlins Arm, der um ihre Taille lag. Obwohl sie wusste, dass Devlin gesellschaftliche Veranstaltungen lieber mied, spürte sie auch bei ihm die Vorfreude auf das Orchester. Es war wirklich romantisch hier im mitternächtlichen Park. Würde es kälter werden, wäre es ganz natürlich, näher an Devlin zu rücken, als allgemein in der Öffentlichkeit schicklich. Dabei gab dieser ohnehin nicht viel auf Konventionen – hatte sie ihn schließlich zum ersten Mal gesehen, als er eine Dame auf einer Soiree zu verführen gedachte.
Bei der Erinnerung an diesen Abend vor über zehn Jahren wurde ihr selbst jetzt noch heiß. Glücklich sah sie Devlin an, und das Funkeln in seinen Augen versprach ihr auch für heute eine leidenschaftliche Nacht. Zum Glück erhaschte sie gerade einen Blick auf Dean, der am anderen Ende des bestuhlten Parketts in den Lichtkreis der unzähligen Lampen trat, denn ihr wurden bei Devlins verheißungsvollem Lächeln die Knie weich.
„Sieh nur, Dean ist auch hier“, deutete sie in die Menge.
Devlin presste unwillig die Lippen zusammen.
„Ja. Ich weiß. Er hat mir gesagt, er wolle den Abend wieder mit Lady Rochester verbringen. Ich habe mehrfach versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber er ist stur wie ein Esel.“
Danielle stellte sich auf Zehenspitzen und spähte über die Köpfe der unzähligen Gäste hinweg.
„Hm, vielleicht hat er sich doch noch anders besonnen, denn die Dame an seiner Seite sieht mir verdächtig nach seiner Gemahlin aus.“
„Bist du sicher?“ Nun reckte Devlin ebenfalls seinen Hals, dabei kam Dean geradewegs auf sie zu.
„Natürlich bin ich sicher! Und sieh nur, die frischgebackene Lady Weston sieht heute keineswegs so unglücklich aus wie noch an ihrem Hochzeitstag.“
Da musste Devlin Danielle zustimmen. Seine Schwägerin hatte auch in seinen Augen eine erstaunliche Wandlung durchlebt. Von der grauen Maus, die heulend auf dem Sofa saß, war nichts mehr zu erkennen. Stattdessen schien sie entschlossen, sich der Herausforderung, die sein dickköpfiger Bruder darstellte, zu stellen. Amelie trug ein goldenes Kleid mit langen, nachtschwarzen Ärmeln. Einen schwarzen Hut auf den glänzenden Locken und eine Kette aus einfachen, grau schimmernden Perlen. Neben Dean, der wie Devlin, auch gerne zu dunklen Anzügen griff, machte sie sich ausgesprochen gut.
„Dean,
Weitere Kostenlose Bücher