verboten gut
versuchte zu schlucken, aber der Stoff hinderte ihn daran. Die Sitzgruppe mit Polstern aus dunkelrotem Samt war makellos. Darauf würde sein Blut nicht auffallen.
Josh schaute sich weiter um. Es sah nicht danach aus, als ob hier schon einmal gekocht worden wäre, so sauber war alles. Bei ihm zuhause, bei seiner Mum, war nichts so steril. Wie gerne wäre Josh jetzt bei ihr; auch ihren neuen Lover würde er tolerieren. Hauptsache, er steckte nicht in diesem Albtraum fest.
Immerhin war der Stuhl bequem, doch jeder Muskel, jede Sehne schien zu schmerzen.
Josh zitterte am ganzen Körper, obwohl er das nicht wollte. Er hörte gedämpft, wie Marc mit seinem Vater irgendwo im Haus diskutierte. Wo waren sie hier? Auf jeden Fall nicht weit außerhalb von New York in einer noblen Gegend. Josh hatte, als sie ihn aus dem Auto zerrten, einen kurzen Blick auf eine prächtige Stadtvilla mit angrenzender Parkanlage werfen können – mehr hatte er leider nicht gesehen. War das wirklich Marcs zuhause? Er hatte gar nicht den Eindruck eines verwöhnten Millionärssöhnchens gemacht. Was Josh jetzt auch nicht mehr wunderte. Bowen hatte seinen Sohn bestimmt an der kurzen Leine gehalten.
Als Josh Schritte hörte, versteifte er sich. Marcs Vater trat wieder in die Küche. Er war schon eine imposante Erscheinung: so groß wie Marc, genauso blond, die Augen dasselbe stechende Blau – nur war sein Rücken breit wie ein Schrank und die Oberarme fast doppelt so dick wie die seines Sohnes. Die Waffe im Brustholster blitzte hervor, als er sich zu Josh über den Stuhl beugte. Es war eine stille Drohung, die verdammt gut wirkte. Joshs Puls raste, Schweiß strömte aus jeder seiner Poren.
»Jetzt werden wir beide mal Klartext reden«, grollte Bowen und zog ihm den Knebel heraus.
Josh atmete tief ein, froh, den Stofffetzen endlich loszuhaben.
»Was hat dir Jason über mich erzählt?«
»Nichts«, hauchte Josh. Das war die Wahrheit, sein Vater hatte George Bowen ihm gegenüber nie erwähnt.
Bowen kam ihm so nah, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. »Sollte er dir jemals was über mich erzählen, dann glaube mir, es ist alles gelogen!«
Verwirrt runzelte Josh die Stirn. Er wusste überhaupt nicht, wovon Bowen sprach. Josh konnte sich auch kaum konzentrieren, so panikerfüllt war er.
»Wo ist Jason jetzt?«
»I-ich weiß es nicht«, stotterte er. Verdammt, er wusste es wirklich nicht! »Vielleicht bei sich zuhause?« Zumindest fiel ihm jetzt nicht mal mehr die Straße ein, in der Josh kurz mit seinem Dad gewohnt hatte. In Joshs Kopf wirbelte alles durcheinander.
Bowens Hand schoss hervor und umklammerte Joshs Kinn.
Vor Panik stiegen ihm Tränen in die Augen. »E-er hat eine Wohnung in L.A.!«
Marcs Vater lachte, ohne dass das Lächeln seine eisblauen Augen erreichte. Sie erinnerten Josh an Marc.
Marc, wo war er? Bowen war ihm so nah, dass Josh nicht viel sah.
»Seine Adresse hab ich doch längst.« Bowen wandte sich an seine Handlanger. »Würde mich nicht wundern, wenn er in die Hosen pisst. So feig wie sein Alter, der vor über zwanzig Jahren mit meinem Geld abgehauen ist.«
Die Männer schnaubten nur, erwiderten aber nichts.
»Dad, hör endlich auf!«, rief Marc. Er klang aufgeregt. Josh war froh, ihn in der Nähe zu wissen.
Mr Bowen richtete sich auf, um seine Leute aus dem Haus zu schicken, was Josh erneut aufatmen ließ.
Als sie zu dritt waren, tastete Marcs Vater ihn ab und zog schließlich Joshs Handy aus dem Parka, das er sofort aufklappte.
Josh wurde plötzlich klar, dass niemand wusste, wo er war. Seine Mutter würde ihn erst mal nicht vermissen, weil sie ja dachte, er wäre über die Feiertage bei Nick und seinem Dad. Sie rief ihn ohnehin nur selten an.
»Jason McFee, da bist du ja«, murmelte George Bowen und drückte auf den Wahlknopf.
Josh schluckte. Wie würde sein Dad reagieren, wenn er von der Entführung erfuhr?
Nach ein paar Sekunden, die Josh wie eine Ewigkeit vorkamen, sagte Bowen: »Falsch, Jason, hier ist nicht dein Sohn, aber er ist hier, bei mir. Er sitzt gefesselt auf einem Stuhl.« Sein Gesicht wirkte plötzlich wächsern, seine Stimme klang nicht mehr so selbstsicher wie gerade. »Sag ja nicht, du erkennst deinen besten Freund nicht wieder?« Mr Bowen marschierte wie ein Tiger im Käfig in der Küche auf und ab, das Handy an sein Ohr gepresst. »Ja, genau, Jason, der bin ich. Und jetzt hör gut zu, was ich dir zu sagen habe!«
Josh konnte dem Gespräch kaum folgen, so verängstigt und
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