Verboten Sinnlich!
Tammy tatsächlich erlitten und durchgemacht hatte und es war für schwer für sie, damit umzugehen. „Ich geh uns Kaffee holen“, teilte Wes Matt mit rauer Stimme mit und ging mit großen Schritten davon. Er konnte nicht ertragen, wie Matt wegen Tammy litt. Matt schien sich die Schuld an ihren Verletzungen und der Vergewaltigung zu geben. Wes war das klar. Wäre es seine Frau gewesen, erginge es ihm ganz genauso. Auch ihm tat es weh, die Spuren ihrer Entführer an ihr zu sehen, aber er gab sich nicht die Schuld dafür. Matt hielt gedankenverloren seinen Becher Kaffee in der Hand und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Er dachte über die Worte der Ärztin nach. Über das, was ihr Tammy über Joe erzählt hatte. Dann öffnete sich eine der vielen Türen und Tammy trat in den Flur. Ihre Locken kringelten sich wild und noch feucht vom Duschen.
Ihr Gesicht war blass, aber sauber und ihre Augen wirkten riesig. Sie hatten ihr eine Jogging-Hose und ein Sweatshirt zur Verfügung gestellt, beides viel zu groß, aber wenigstens sauber. Matt sprang auf und ging ihr entgegen, keine Ahnung, was er tun, oder wie er sich verhalten sollte. Vorhin auf der Fahrt hierher hatte er instinktiv genau das Richtige getan. Aber jetzt, nachdem die Ärztin ihm ausführlich von den vielfältigen Verletzungen seiner Frau erzählt hatte? Noch nie in seinem Leben hatte er sich so gefühlt. Doch hatte er. Die Erinnerung an Afghanistan kam wieder hoch, als er seinen Freund verloren hatte, da hatte er sich ähnlich gefühlt. Aber Tammy ist nicht tot, verdammt noch mal, also reiß dich gefälligst zusammen. Sie brauchte ihn und zwar dringender als je zuvor. Tammy schaute ihn scheu an, ihre Pupillen waren riesig. Klar, dachte er, sie haben sie mit Medikamenten ruhig gestellt. Ihre Schritte waren langsam und vorsichtig, wahrscheinlich taten ihr die Rippen und ihre zahlreichen Prellungen weh. Ohne ein Wort zu sagen, kam sie zu ihm, schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter und umschlang seine Mitte. Dabei klammerte sie sich so fest an ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Diesen bedingungslosen, völlig offenen Vertrauensbeweis hatte er nicht erwartet und er holte tief Luft um den Gefühlen Herr zu werden, die ihn gerade übermannten. Er atmete tief ihren frischen, sauberen Geruch ein und schloss die Augen. Plötzlich und aus dem Nichts durchschoss ihn die Erkenntnis, dass er mit ihr gestorben wäre. Wenn diese Kerle sie getötet hätten, wäre auch er gestorben. Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit durchfuhr ihn und ließ ihn heftig erschaudern. Gemeinsam würden sie ihre Verletzungen überstehen und er würde sie nie mehr alleine lassen. Keine Sekunde lang. Und, so war ihm plötzlich klar, er würde alles dafür tun, was nötig war, damit sie nicht mehr, nie mehr, in eine solche Situation käme. Manuels Worte kamen ihm in den Sinn. Er hatte im Büro des Staatsanwaltes gesagt, dass er, alles was nötig wäre, tun würde, um seine Familie, um Tammy zu schützen. Der Junge hatte ja so Recht.
Matt hatte viel mit Nick zu besprechen, denn weder Tammy noch Manuel würden gegen Puertes aussagen, auf gar keinen Fall. Dafür würde er sorgen. In grimmiger Entschlossenheit schlang er seinen Arm um Tammys unverletzte Schulter und führte sie vorsichtig zum Auto. Wes ging mit ein wenig Abstand hinter ihnen her. Auf dem Parkplatz trafen sie auf Becky, die gerade mit Nick telefoniert hatte. Sie berichtete ihnen, dass Sid wahrscheinlich noch zwei Tage hier bleiben musste. Er hatte nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schutzengel gehabt, denn die Klinge hatte alle lebenswichtigen Organe verfehlt, als sie in seinen Oberkörper eingedrungen war. Becky hatte beschlossen, bei Sid im Krankenhaus zu bleiben und hatte Nick das gerade mitgeteilt. Unterdessen machten sich Wes, Tammy und Matt auf den Heimweg. Wes fuhr, während Matt Tammy auf dem Rücksitz eng an sich gedrückt hielt. Sie war wieder eingeschlafen. Matt presste seine Lippen und Nase in ihr Haar und schloss die Augen. Joe. Joe. Der Gedanke an seinen besten Freund ließ Matt nicht mehr los. Darüber musste er zuhause unbedingt mit Tammy reden und zwar so bald wie möglich. Kaum waren sie in die Einfahrt zum Haus gefahren, kamen ihnen auch schon die Kinder und Nick entgegen.
Sachte weckte Matt Tammy auf. Sie wirkte benommen und total erschöpft. Was sie jetzt brauchte war Schlaf, Schlaf und noch mal Schlaf. Trotzdem freute sie sich über das warme Willkommen und lächelte sie alle unbeholfen an. Nick
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