Verbotene Begierde (German Edition)
Jungfer.« Sie schlug mit der flachen Hand auf ihren Schreibtisch und ärgerte sich, dass ihr die Arbeit keine Zeit ließ, einen Partner zu suchen. Selbst wenn … die Auswahl unter den unverheirateten Kollegen entsprach ohnehin nicht ihren Vorstellungen.
»Der Traumprinz wird dich nicht finden …«, verspottete sie sich. »Du hast nicht so viel Glück wie Sophie.« Aber wollte sie dieses Leben überhaupt?
Vanessa machte sich auf den Weg in das Behandlungszimmer, in dem eine Patientin wartete, doch ihre Gedanken waren nach wie vor mit anderen Dingen beschäftigt. Ihre Schwester hatte gestern ihr drittes Kind entbunden. Dem properen Jungen mit seinen 3.600 Gramm ging es gut. Sophie war bereits wieder wohlauf und Vanessa hatte sie im städtischen Krankenhaus besucht. Der kleine Elias war ein süßes Baby mit einem blonden Haarflaum und vollen, rosigen Wangen. Alessa und Emilia, die fast drei und vier Jahre alt waren, bestaunten ihn mit großen Augen. Sie konnten es sich nicht vorstellen, ebenfalls einmal so winzig gewesen zu sein. Marc hatte Lukas mit in die Klinik gebracht und der stille Junge stand vor dem Babybettchen mit Glasscheiben, das an Sophies Krankenbett befestigt war, und strich mit zärtlichen Bewegungen über die Scheibe, als würde er sein Brüderchen streicheln.
Sophie hatte ihn zu sich auf das Bett gezogen und Elias vorsichtig auf seinen Schoß gelegt, ihre Hände stützend um den Kleinen gehalten. Nach anfänglicher Scheu hatte Lukas die Geste wiederholt und seinem Bruder behutsam das Köpfchen gestreichelt. Mit angehaltenem Atem hatten die Umstehenden das Schauspiel betrachtet und seine strahlenden Augen registriert. Der Junge hatte eine faszinierende Verwandlung durchgemacht und seine Kontaktscheu fast überwunden. Viele weitere Anzeichen seiner Krankheit waren verschwunden. Sophie hatte erzählt, dass seine Ärzte die fortschreitende Genesung als kleines Wunder ansahen und nicht ausschlossen, dass ihn seine Entwicklung binnen Wochen oder wenigen Monaten zu einem völlig gesunden Burschen werden lassen könnte.
Das Familienglück ihrer Schwester war perfekt. Nur Vanessa fand nicht zu ihrem Glück.
Versink doch in deinem Selbstmitleid , verspottete sie sich und widmete sich mit durch ihr schlechtes Gewissen angetriebenem Eifer der Patientin.
Nach Feierabend war sie wie meistens völlig erschöpft, aber heute betrat sie dennoch ihre Küche, bereitete einen bunten Salat und schob mit Kräuterbutter gefüllte Baguettes in den Backofen.
Sie blickte auf die Küchenuhr. Lauren würde jeden Moment auftauchen. Ihre Freundin war ebenfalls noch oder wieder solo. Im letzten Jahr war sie von ihren Gefühlen zwischen Dylan und Alec hin und her gerissen worden, und obwohl sie es sich nicht zugetraut hatte, hatte sie die Kraft gefunden, sich von beiden zu trennen. Sie brauchte Wochen, um das Tal der Tränen zu verlassen.
Vanessa hörte Lauren an der Tür klopfen und eilte ihr entgegen, als sie die Wohnungstür aufschloss und den Flur betrat.
»Das Essen ist gleich fertig.«
»Ich rieche es. Die Baguettes duften köstlich.«
»Wie war dein Bewerbungsgespräch?«
»Fantastisch. Ich habe den Job!«
Vanessa umarmte Lauren. »Meinen Glückwunsch, Süße, du hast es geschafft.«
Lauren hatte die begehrte Vollzeitstelle als Historikerin im Stadtarchiv bekommen, wo sie bisher halbtags gearbeitet hatte.
»Ich war schon bei McDonalds und habe gekündigt.«
»Das harmoniert wohl nicht mehr mit den neuen Arbeitszeiten, das denke ich mir.« Vanessa ging ins Wohnzimmer und holte Sekt. »Hier, der ist zwar nicht kalt, aber den Anlass müssen wir begießen.«
Lauren grinste. »Ich leg ihn ein paar Minuten ins Eisfach.« Sie umfasste den Flaschenhals und kramte Platz suchend im Kühlfach herum, bis sie eine Lücke geschaffen hatte.
»Wir haben noch eine Kleinigkeit zu feiern«, verkündete Vanessa, als sie sich beim Essen am Küchentisch gegenübersaßen.
»Was denn?« Lauren zog die Augenbrauen hoch.
»Ich bin gestern wieder Tante geworden. Der kleine Elias und Sophie sind wohlauf.«
Ihre Freundin schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Da hätte ich auch selbst drauf kommen können, dass es an der Zeit war. Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke.« Sie lächelte und biss herzhaft in das Brot.
»Ich werde Sophie morgen besuchen.«
»Da wird sie sich freuen.«
Schwatzend verbrachten sie eine Stunde in der Küche, dann wuschen sie das Geschirr ab und räumten es weg, gingen ins Wohnzimmer und
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