Verbotene Begierde (German Edition)
Horizont. Sie schätzte, dass es fast fünf sein musste. Der Tag war im Nu verflogen.
Plötzlich kam wieder Ruhe in die Menge, die tanzenden Krieger stellten sich in zwei Reihen auf und bildeten einen Gang zwischen der Männer- und der Frauengruppe. Der Dorfälteste mit seinem imposanten Kopfschmuck, der wippend auf seinem Kopf tanzte, kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Er streckte beide Arme nach ihr aus. Was sollte sie tun?
Linda ergriff Vanessas Linke und legte sie in die Pranke des Ältesten, eine Frau auf ihrer anderen Seite tat dasselbe mit ihrer rechten Hand. Kräftige Muskeln zogen sie hoch. Der Alte drehte sich mit ihr um und schob sie vor sich her, direkt auf Jack zu, der sie am Ende des Spaliers erwartete und sie mit einem unter die Haut gehenden Lächeln ansah.
Vanessa schwankte, ihre Beine wollten sich verflüssigen und drohten, nachzugeben, doch der Massai hielt sie von hinten an den Schultern und geleitete sie, bis sie wenige Zentimeter vor dem geliebten Mann stand und sein Geruch sie einnebelte.
Sie wusste nicht, wie ihr geschah, als Jack ihr Gesicht mit beiden Händen umfasste und es in Richtung seines Kopfes zog. Ihr Blick traf den seinen und ihr Herzschlag driftete in bedenkliche Höhen ab.
Jack sah sie an, in seinen Augen brannte ein Feuer, das Vanessa verschlingen wollte. Er näherte sich ihr unendlich langsam mit seinen Lippen. Sie hielt die Luft an, war gelähmt, konnte sich nicht einen Millimeter rühren. Wie in Zeitlupe kam er ihr näher, sie spürte seinen warmen Atem über ihre Wange streifen, und ihr schwindelte so sehr, dass sie umgefallen wäre, hätte er sie nicht mit seinen starken Armen umfangen.
Jacks Mund berührte ihren. Sein Kuss war sinnlich, liebevoll und zärtlich und von Sekunde zu Sekunde wurde er hemmungsloser, wilder, fordernder. Vanessa ließ sich fallen, versank in diesem Traum, aus dem sie nie wieder erwachen wollte.
Als der Gesang und das Trommeln erneut einsetzten und die Menge um sie herum fröhlich tanzte, löste Jack seine Lippen von ihr und nahm sie noch fester in seine Arme.
»Ich liebe dich, Bellissima, mehr als alles andere auf der Welt.«
Vanessa bemühte sich, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Diese Worte, die sie schon so oft gehört hatte, sandten Schauder des Glücks durch ihren Körper. Erst nach Sekunden gelang es ihr, ungläubig das Wort Linda als Frage aus sich hinauszupressen.
Jack lachte sie an und ein verschmitztes Glitzern trat in seine Pupillen, die Grübchen in seinen Wangen vertieften sich. Er fasste sie bei den Schultern und drehte sie um ihre eigene Achse, hielt sie fest, als ihre Beine endgültig nachgaben, und hob sie auf seine Arme.
Sophie und Marc mit ihren Kindern, Lauren, Alec und Dylan sowie Linda mit einem kleinen Jungen an der Hand, den sie zu kennen glaubte, standen in wenigen Metern Entfernung und winkten ihnen mit strahlenden Gesichtern zu.
»Sie ist meine Schwester«, flüsterte Jack an ihrem Ohr.
Vanessa begriff nichts. »Mein Gott, was …«
»Sag bitte Jack zu mir«, raunte er und trug sie in eine Hütte.
Stunden später, die Menge draußen feierte und sang noch immer, hatte Vanessa kaum etwas anderes gehört als: »Ich liebe dich, Bellissima. Bitte bleib bei mir und verlass mich niemals.«
Sie tauchte aus ihrem Rausch nur wenige Zentimeter auf, bedeckte das Antlitz des geliebten Mannes mit Küssen.
»Ich liebe dich auch, Jack.«
Er zog sich von ihr zurück und sein Gesicht verfinsterte sich.
Seine Augen nahmen ein mattes Schimmern an und ein trauriges Zucken umspielte seine Mundwinkel. »Ist deine Liebe groß genug, um mir alles zu verzeihen?«
Vanessa fühlte sich trunken vor Glück. Sie konnte sich nicht vorstellen, Jack jemals wieder loszulassen, ohne ihn zu leben. Nur langsam wanderte die Erkenntnis in ihre Seele, dass er ihr gehörte, dass er sie liebte, dass ihnen eine gemeinsame Zukunft bevorstand. »Ich habe dir nichts zu verzeihen, Geliebter.«
Jack drückte ihr einen Kuss auf das Haar, er wirkte unendlich verzweifelt, als er ihr mit den Fingern über die Stirn fuhr.
»Ich liebe dich, Bellissima.«
Hunderte von Bildern überfluteten Vanessas Gehirn. Sie erinnerte sich an den Abend, an dem sie am See gestanden hatte, an die samtweichen Hände, die sich auf ihre Augen legten. Sie erlebte erneut die darauf folgenden Wochen, bis Jack sie verließ, sie spürte den Ruck, als ihr Golf auf dem Weg zu ihren Eltern ins Schleudern gekommen war, und sah den kraftvollen Geparden, der
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