Verbotene Begierde (German Edition)
war in den daran baumelnden Eimer geklettert. Unfähig, einen Ton von sich zu geben, hing sie in etwa drei Meter Tiefe in dem Schacht. Nur Jacks Geistesgegenwart war es zu verdanken, dass er mit der Taschenlampe in die zerfallenen Überreste des Brunnens geleuchtet und sie dort entdeckt hatte. Die Verunglückte hatte immenses Glück gehabt. Die Verstrebung der Winde hatte sich im Boden verkeilt und ein Abstürzen verhindert. Die gemauerten Wände der Zisterne waren nicht zusammengebrochen, sondern lediglich von einer dicken Schlammschicht überzogen, die an allen Seiten hinuntergelaufen war und den Wasserspiegel so weit erhöht hatte, dass die rotbraune Brühe nur Zentimeter unter dem Eimer stand. Gemeinsam befreiten sie die unverletzte Frau aus ihrer Lage. Sie wankte eigenständig über das Trümmerfeld, bis Alec sie in der Ferne bei Dylan ankommen sah.
Ein klägliches Miauen drang an seine Ohren. Obwohl das Retten von Menschenleben oberste Priorität besaß, wandte Alec suchend seinen Blick und entdeckte ein Kätzchen, das sich verängstigt in einem Tongefäß verkrochen hatte. Er sah zwei funkelnde Augen und erkannte, dass das Tier sich nicht freikämpfen konnte, weil ein Stein den Ausgang versperrte und der verbleibende Platz nicht ausreichte, um den Körper hindurchzuschieben. Alec handelte schnell und entschlossen, so viel Zeit musste sein. Er benutzte seinen Stock als Hebel, zog den störenden Klumpen aus dem Morast und das Fellknäuel sprang aus seinem Gefängnis heraus. Es sah sich in alle Richtungen um, schien sein Zuhause zu suchen, und als es dies nicht fand, trottete es, immer wieder einen steilen Buckel machend, durch die Trümmer davon. Es würde seinen Weg finden, die Tiere waren an das Bestehen in der Wildnis gewöhnt.
Alec sah sich nochmals aufmerksam um, ob andere Vierbeiner irgendwo Zuflucht gesucht hatten, entdeckte aber keine.
Schließlich stapfte er mit Jack voran bis an den Rand der Siedlung, die von umgestürzten Bäumen gesäumt war. Nach erfolgloser Suche traten sie den Rückweg an. Die Handzeichen ihrer Begleiter übermittelten, dass das Dorf abgesucht war und keine weiteren Überlebenden gefunden worden waren. Einer der Helfer signalisierte eine Zwölf. Himmel! Das konnte höchstens ein Zehntel der Dorfbevölkerung sein.
In der Ferne erklangen Hubschraubergeräusche.
An den Überresten einer Hütte glaubte er, eine Bewegung zu sehen. Alec blieb stehen und stocherte im Matsch. Plötzlich durchbrach er ein Hindernis und der Stab stieß senkrecht in die Erde. Der unerwartete Schwung riss ihn zu Boden, und bevor er aufschreien konnte, öffnete sich ein Loch und er rutschte in den klaffenden Schlund. Dunkelheit umschloss ihn, der letzte Sonnenstrahl erlosch. Alec schlitterte tiefer ins Erdreich, riss sich das Fleisch am Bein und an der Hüfte auf, als er an einem Baumstamm oder Ähnlichem vorbeischrammte, und knallte mit dem Kopf gegen einen Stein. Er verlor das Bewusstsein.
*
Vanessa hätte den Wecker am liebsten an die Wand geschmettert, als das Klingeln sie unsanft aus dem Tiefschlaf holte. Sie schwang die Beine aus dem Bett, bevor sie der Versuchung erlag, der Schwere ihrer Glieder nachzugeben und erneut in den Laken zu versinken.
Ächzend schleppte sie sich unter die Dusche und ließ minutenlang lauwarmes Wasser über ihren Körper prasseln. Sie regulierte die Temperatur, bis der Strahl eiskalt war und sie zu zittern begann. Zumindest war sie jetzt wach. Sie zog sich an, föhnte ihr Haar und puderte Rouge auf die Wangen. Ihre Haut wirkte unnatürlich blass. Kein Wunder, der Sommer war an ihr vorbeigezogen, ohne dass sie die Zeit gefunden hatte, die warmen Sonnenstrahlen auf nackter Haut zu genießen.
Vanessa griff aus Versehen nach dem falschen Autoschlüssel, den sie zum Andenken an ihren treuen Golf, der ihr so viele Jahre hinweg zuverlässige Dienste geleistet hatte, aufbewahrt und am Schlüsselbrett hängen hatte, bemerkte den Irrtum und nahm sich die Wagenschlüssel ihres neuen Nissan Micra.
Beim Hinauseilen warf sie Mrs. Conelly, die im Nachbargarten werkelte, einen freundlichen Blick zu. Mrs. Conelly winkte fröhlich, hielt sie aber nie auf. Sie wusste, dass Vanessa es eilig hatte, zu ihrem Nachtdienst zu fahren.
Vanessa dachte an ihre Vermieter, die gut mit den Conellys befreundet waren, und zum Hüten des Hauses Vanessas Dienste eigentlich nicht benötigten, weil Mrs. Conelly diese Aufgabe ebenso gut verrichten könnte. Was hätte sie nur all die Zeit ohne die
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