Verbotene Begierde (German Edition)
Überlebende zu finden.
»Habt ihr die Schreie gehört?«
Alec lauschte angestrengt. Die aufgehende Morgensonne warf ihren ersten Schein über die zerstörte Ansiedlung, die Wolken hatten sich verzogen und ein Bild des Grauens offenbarte sich. An mehr und mehr Stellen sah er Arme oder Beine aus Trümmern und Schlamm ragen, einige Meter vor ihnen lag eine blutüberströmte Frau, die noch im Tod ihr Baby umklammert an die Brust gedrückt hielt.
»Seil lösen und Gelände durchkämmen«, befahl Jack.
Die Mannschaft gruppierte sich in Zweierteams.
»Alec und Dylan, ihr kommt mit mir.«
Alec stocherte vorsichtig mit seiner Stange zwischen Dachüberresten und Hölzern herum.
Das Dorf war von einer Schlammlawine überrollt worden, die die Bewohner im Schlaf erwischt hatte.
Plötzlich vernahm er im Augenwinkel eine Bewegung. Eine Hand bewegte sich schwach.
»Hierher«, rief er und seine Kollegen bewegten sich in die angedeutete Richtung. Sie versanken bis an die Knie in der braunen Erdmasse und mussten sich die letzten Meter auf dem Bauch kriechend voranbewegen, um die Person zu erreichen. Alec erfasste die Finger, drückte sie sacht und versuchte, beruhigend auf den unglückseligen Menschen einzureden, der unter einem Haufen Schutt und Astwerk vergraben lag.
Dylan und Jack erhoben ihre Oberkörper und rutschten auf den Unterschenkeln voran. Ein Aufstehen war ausgeschlossen, selbst in dieser Position schlitterten sie bis an die Oberschenkel in einem zähen Brei. Sie zerrten die Werkzeuge aus ihren Rucksäcken und begannen, die Hindernisse abzutragen, um an den oder die Verschüttete heranzukommen. Alec vermutete anhand der schmalen Hand, dass sie eine Frau oder einen Jugendlichen gefunden hatten. Er maß den Puls und stellte beruhigt fest, dass er schwach, aber gleichmäßig war.
Endlich hatten die beiden anderen so viel Unrat beiseite geräumt, dass der Arm der Person zum Vorschein kam, dann eine Schulter und schließlich der Kopf. Es war eine junge Eingeborene. Alec schob sich näher heran, versorgte notdürftig mit dem auf seinem Rucksack bereitgelegten Verbandsmaterial eine klaffende Platzwunde an der Stirn der Verletzten und strich ihr über die Wange. Ihre Augenlider flatterten, ihr Mund bewegte sich und sie flüsterte in einer Alec unbekannten Sprache. Anscheinend fand sie im Moment nicht die richtigen Worte auf Englisch oder sie beherrschte nur ihren Eingeborenendialekt.
Als die Trümmer weitestgehend beseitigt waren, überflogen Jacks Finger ihren Leib, um weitere Verletzungen zu ergründen.
»Sie hat zwei Rippen gebrochen, seid vorsichtig, wenn ihr sie herauszieht.«
Dylan und er befreiten die Eingeborene so schonend es ging aus der letzten Umklammerung der Hindernisse und trugen sie an die Schotterstraße zu einer Stelle, an der die Erde einigermaßen eben und nicht so morastig war wie im übrigen Gelände. Sie untersuchten sie nach besten Möglichkeiten. Dylan spreizte die Finger über ihrer Brust, ließ seine Heilkräfte wirken und in den Körper der Frau fließen, bis ihre Verletzungen so weit kuriert waren, dass ihr Selbstheilungsprozess einsetzte. Währenddessen kontaktierte Alec per Funk das Basislager.
Sein Blick streifte die Umgebung. Eine Hubschrauberlandung hielt er für ausgeschlossen. Sie mussten die Überlebenden auf Tragen betten und sie von den schwebenden Ungetümen in die Luft ziehen lassen. Als er die Bestätigung erhielt, dass die Maschinen unterwegs seien und in spätestens einer Stunde das Dorf erreichen würden, überflutete Erleichterung seinen Körper. Er gab den anderen per Pfiffen ein Zeichen.
Alec machte sich auf die Suche nach Jack und entdeckte ihn in einigen Dutzend Metern Entfernung, wie er mit einem Mädchen auf dem Arm auf ihn zugewankt kam. Das kurze krause Haar des Kindes glänzte von Blut getränkt im gnadenlosen Sonnenschein. Alec rannte ihnen entgegen, um seinem Partner die Kleine abzunehmen. Er trug sie zu Dylan, der sich mittlerweile um sechs weitere Überlebende kümmerte.
Danach beeilte Alec sich, Jack erneut zu Hilfe zu eilen. Gemeinsam befreiten sie einen alten Mann, der beide Beine gebrochen hatte und noch auf seiner Pritsche lag, die sich undeutlich in den Schlammmassen abzeichnete.
Am Brunnen des Dorfes wurden sie wieder fündig. Eine Frau hatte sich in äußerster Not an das Seil geklammert und war anscheinend von der Wucht einer Erschütterung über die steinerne Umrandung gestoßen worden. Sie hatte sich weiterhin an dem Strang festgehalten und
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