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Verbotene Begierde (German Edition)

Verbotene Begierde (German Edition)

Titel: Verbotene Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Boysen
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flog die Stufen in das zwei Stockwerke höher gelegene OP-Zentrum hinauf und erfasste die professionelle Hektik, die im Vorraum zum Operationsraum 3 herrschte. Sie desinfizierte sich Hände und Arme, tauschte ihren Arztkittel gegen die blaue OP-Tracht und ließ sich von einer Schwester Handschuhe überstreifen, während ihr eine andere von hinten einen Mundschutz umlegte und ihr eine Plastikhaube über die Haare stülpte.
    Doktor Baker streifte an ihr vorbei. »Sie assistieren.«
    Mit langen Schritten eilte sie neben ihrem Kollegen her. Der erfahrene Arzt arbeitete schon mehr als 20 Jahre in der Unfallchirurgie und sie bewunderte ihn für sein Geschick, seine ruhige und besonnene Art und die Vertrauen erweckende Kompetenz, die er ausstrahlte. Sie war froh, von diesem Mann lernen zu können und stand gern an seiner Seite.
    Als sie am OP-Tisch ankamen, befand sich der Verletzte bereits in Narkose, die Anästhesistin überprüfte die Anzeigen der Geräte und gab ihnen mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass der Patient bereit war.
    Vanessa registrierte eine zerfetzte Wunde am Hals. Der umliegende Bereich war mit sterilen Tüchern abgedeckt, sodass nur das Operationsfeld sichtbar war. Sie fragte sich kurz, was um alles in der Welt eine solche Verletzung verursachen konnte, die ihr wie eine Bisswunde erschien, aber gleichzeitig nicht die charakteristischen Wundränder zeigte. Rasch schob sie ihre Überlegungen beiseite und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Sie assistierte dem erfahrenen Chirurgen, der mit präzisen Handgriffen Stich für Stich die Halsschlagader und die übrigen Wunden nähte. Mit einer Bluttransfusion stabilisierten sie den Zustand des Patienten, und als ein Pfleger ihn auf die Intensivstation brachte, war das Operationsteam guter Hoffnung, dass sich der Frischoperierte außer Lebensgefahr befand. Die Nacht verlief ohne weitere Zwischenfälle.
    Am Mittag hatte die Gerüchteküche zu brodeln begonnen, wie Vanessa am Abend ihres nächsten Nachtdienstes erfuhr. Zunächst hatten sich zwei Schwestern darüber geäußert, dass der Verletzte fantasiere, von einem Mann und einem Wolf angefallen worden zu sein, später machte das Wort Vampir die Runde und verbreitete sich flüsternd unter dem Pflegepersonal. Die meisten schüttelten die Köpfe und verdrehten die Augen, andere verhielten sich in sich gekehrt und voller Mitleid, besorgt um den Seelenzustand des Patienten.
    Vanessa kontrollierte den Zustand des Verletzten mehrmals in der Nacht. Sein Puls schlug ruhig und gleichmäßig, seine Haut war gut durchblutet, er hatte normale Temperatur und die Wunde zeigte keine Anzeichen einer Rötung, die eine Entzündung angekündigt hätte. Vanessa war mit seiner Verfassung zufrieden.
    Als sie am Morgen kurz vor Feierabend ihren letzten Rundgang machte und nach dem Mann sehen wollte, war er verschwunden.
    Die Hölle brach los.
    Niemand vom Pflegepersonal konnte sich das erklären. Die diensthabende Schwester schwor Stein und Bein, dass der Patient vor einer Viertelstunde noch schlafend im Bett gelegen habe, die Auswertung der Geräte bestätigte ihre Aussage. Die Aufzeichnungen endeten abrupt zu diesem Zeitpunkt, als wären die Apparate abgeschaltet worden. Vanessa informierte den Chefarzt, dieser die Klinikleitung und eine Stunde nach dem Verschwinden des Mannes war die Polizei vor Ort, untersuchte akribisch das Krankenzimmer.
    Aus den Mienen der Beamten las Vanessa ab, dass sie mit den Ergebnissen nicht zufrieden waren.
    Mittlerweile schien die Morgensonne grell zwischen den Ritzen des Lamellenvorhanges hindurch und Vanessa spürte die Müdigkeit in allen Knochen. Sie konnte noch nicht nach Hause gehen, weil der Teamleiter der Polizei sie gebeten hatte, sich für eine Aussage bereitzuhalten. Sie erwartete ihn im Ärztezimmer, und als es an der Tür klopfte, schrak sie zusammen.
    »Ja bitte.«
    Ein kräftiger Mann in Zivilkleidung trat ein. Er trug Jeans und ein kurzärmeliges Hemd, sein aschblondes Haar hing ihm fransig in die Stirn. Seine grauen Augen versprühten einen harten Ausdruck und sein Mund war zu einem geraden Strich zusammengepresst. »Frau Doktor Carter?«
    »Ja.« Vanessa stand auf und streckte die Hand aus.
    »Darf ich mich setzen?«
    »Selbstverständlich.« Ein mulmiges Gefühl fraß sich in ihrer Magengegend fest. Sie war es nicht gewohnt, dass man sie derart unhöflich behandelte.
    »Wann haben Sie die letzte Kontrolluntersuchung bei Herrn Vaskardi vorgenommen?«
    Vanessa zuckte zusammen. Die

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