Verbotene Begierde (German Edition)
seine Brust. »Er liegt im Koma. Alec hatte einen schweren Unfall.«
»Wann?«
»Vor zirka acht Wochen.«
Lauren begann zu weinen und Dylan unterbrach sie nicht in ihrer Trauer. Er wischte ihr die Tränen weg und griff zum Nachtschränkchen, auf dem er eine Schachtel Papiertücher gesehen hatte.
»Gehts besser?«
Sie nickte. »Erzähl mir, was passiert ist.«
Als sie sich das Gesicht abgewischt hatte, zog er sie erneut in die Arme und begann, ihr von der Rettungsaktion zu berichten. Die ersten Worte kamen mühsam und stockend, doch dann brach die Tragödie aus ihm hinaus. Obwohl Lauren hin und wieder aufschluchzte, fühlte er sich etwas besser, nachdem er sich alles von der Seele geredet hatte.
»Wird er es schaffen?«
»Ich weiß es nicht, ich bete jeden Tag darum.«
*
Das Wochenende hatte Vanessa bei Lauren und Dylan verbracht und die traurige Geschichte mit Alec erfahren. Dylan hatte mehrfach in der Klinik angerufen, in der man ihren Freund behandelte, doch Alecs Zustand war unverändert.
Am Montagmorgen betrat sie das Ärztezimmer im Hospital und fand eine Nachricht der Krankenhausleitung an ihrem Platz. Mit fliegenden Fingern öffnete sie das Kuvert. Der Direktor des Hospitals erwartete sie zu einem sofortigen Gespräch in seinem Büro.
Da kein anderer Kollege im Raum anwesend war, konnte sie nicht nachfragen, ob jemand den Grund kenne, also ging sie schnellen Schrittes in das benachbarte Gebäude, in dem die Verwaltung untergebracht war.
Es liefen eine Menge Leute herum, viel mehr als sonst, und Vanessa überkam ein mulmiges Gefühl. Waren das etwa wieder Polizisten?
Sie klopfte beim Sekretariat an. Eine vollschlanke Mittfünfzigerin geleitete sie ohne weitere Umstände zum Büro des Direktors und öffnete die Tür.
»Frau Doktor Carter.« Der Klinikleiter kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
Vanessa erwiderte den kräftigen Druck seiner schweißfeuchten Finger. Seine Freundlichkeit wirkte aufgesetzt.
»Bitte nehmen Sie Platz.«
»Aus welchem Grund bin ich hier?« Vanessa versuchte vergeblich, seine Mimik zu deuten.
»Sie haben in der Nacht von Freitag auf Samstag eine freiwillige Doppelschicht geleistet, Frau Doktor Carter?«
»Ja.« Worauf wollte er hinaus?
»Sie haben eine Notoperation an einer Patientin vorgenommen, die mit einer stark blutenden Halswunde eingeliefert worden ist, nicht wahr?«
»Ja. Ich habe Doktor Donahue assistiert.«
»Das ist mir bekannt.«
»Weshalb stellen Sie diese Nachfragen?«
»Die Patientin ist in der vergangenen Nacht verschwunden.«
»Wie bitte?«
»Nicht nur sie, sondern auch der zweite Überlebende.«
»Ich fasse es nicht. Sind sie von Angehörigen abgeholt worden?«
»Das ist aber noch nicht alles.«
Warum wich er ihrer Frage aus? Vanessa hielt dem starren Blick ihres Vorgesetzten Stand, ohne die Lider zu senken.
»Die beiden Verstorbenen sind auch weg.«
Sie bekam vor Schreck einen Schluckauf und konnte das Hicksen gerade unterdrücken. »Das kann doch nicht wahr sein.«
»Frau Doktor Carter, es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen. Sie sind bis zu Ihrer Vernehmung durch das CID von Ihren Verpflichtungen freigestellt. Wenn die Polizei keine Vorwürfe gegen Sie erhebt, können Sie Ihren Dienst wieder antreten.«
»Das … das … aber …« Vanessa suchte nach Worten. »Ich habe nichts mit dem Verschwinden der Patienten zu tun.«
»Ich will Ihnen das gern glauben, Frau Doktor Carter, doch Sie und die übrigen behandelnden Ärzte sind neben dem Pflegepersonal der Intensivstation die Letzten, die die Patienten gesehen haben und alle, die schon mit dem ersten Fall in Verbindung standen, werden vorübergehend ihren Pflichten enthoben.«
Vanessa schluckte. »Wer ist das außer mir?«
Der Klinikleiter maß sie mit einem merkwürdigen Blick. »Niemand bisher. Im Fall Vaskardi hatten andere Personen Dienst, aber ich bin noch bei der Prüfung der Dienstpläne.« Greenwald erhob sich. »Melden Sie sich, wenn das CID Sie vernommen hat.«
Vanessa ging gemessenen Schrittes den Flur entlang. Ihre Gedanken rasten. Sie hätte sich gewünscht, näher informiert worden zu sein, Fragen stellen zu können. Dass der Klinikleiter sie einfach so abserviert hatte, lag ihr wie ein Stein im Magen.
»Frau Doktor Carter, wie passend, Sie hier per Zufall zu treffen«, sprach Detective Chief Superintendent Priest sie an der Außentür an. Das Lächeln des Detectives wirkte falsch und schmierig.
»Ich habe eher den Eindruck, dass Sie auf mich
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