Verbotene Begierde (German Edition)
Gespräch mit Vanessa bereits beendet war.
Sie fühlte sich hin und her gerissen in ihren Gefühlen zwischen Alec und Vanessa. Ihre beste Freundin war in Not und hätte ihren Beistand gebraucht, aber ihrem Freund ging es noch schlechter und sie konnte sich nicht zweiteilen.
Scheiße!
Tränen brannten in ihren Augen. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht laut zu schluchzen.
Gleich nach der Landung hatten Dylan und sie Alec besucht. Er sah so friedlich aus, so normal, lag wie schlafend in seinem Bett. Nur der Anschluss an zahlreiche Apparate, die seine Vitalfunktionen kontrollierten und ihn künstlich ernährten, ließ unmissverständlich erkennen, dass es kein gewöhnlicher Schlaf war, in dem er sich befand. Zumindest atmete er selbstständig.
Sie hatten ein langes Gespräch mit dem Chefarzt geführt und erfahren, dass man bei den Untersuchungen an Alec den von den ausländischen Ärzten vermuteten hypoxischen Hirnschaden nicht unwiderlegbar diagnostiziert hatte. Das Erkennen sei schwierig, weil eine Verletzung der Hirnregionen oft nicht lokal einzugrenzen war und die Gefahr einer dauerhaft vorhandenen Schädigung nicht ausgeschlossen werden könne. Die Magnetresonanztomografie hatte keine betroffenen Areale gezeigt und auch weitere Diagnoseverfahren blieben ohne das Ergebnis eines verletzten Bereiches im Gehirn.
Alecs allgemeiner körperlicher Zustand nach Verheilen der Wunden, die er sich bei dem Unfall zugezogen hatte, war gut. Der Mediziner hegte Hoffnung, dass Alec bald aus dem Koma erwachen würde.
Es war eine lange Erläuterung gefolgt, wie man die Behandlung fortzusetzen gedachte, und dass Rehabilitationsmaßnahmen nicht geplant werden könnten, solange Alec nicht aus dem tiefen Koma herauskam. Wie der Zustand sei, wenn er in ein Wachkoma fiel, vermochte niemand vorauszusagen, ebenso wenig, ob ein solches überhaupt eintreten würde.
Endlich ließ sie die Hand mit dem Handy vom Ohr sinken. »Das hat uns zusätzlich gefehlt.« Sie legte die Unterarme auf den Tisch, ihr Kopf sackte darauf. »Vanessa braucht mich und Alec noch mehr, aber ich kann mich nicht teilen. Und ich weiß nicht, wem ich helfen soll und wer mich stärker benötigt.«
Dylan nickte. Er stand bereits eine geraume Weile hinter ihr und streichelte ihre Arme. »Ich verstehe das.« Er ging neben ihr in die Hocke. »Hey, sieh mich mal an.«
Der Klang seiner Stimme wirkte beinahe hypnotisierend. Langsam drehte Lauren den Kopf in seine Richtung, ließ ihn aber auf den Armen liegen. Dylan strich ihr Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Wie wäre es, wenn du für zwei oder drei Tage nach Hause zurückfliegst, dich um deine Freundin kümmerst und anschließend wieder herkommst?«
»Lass uns erst noch mal ins Krankenhaus fahren, dann sehe ich weiter.«
»Ich hoffe, Vanessa geht es trotz der Umstände einigermaßen gut. Sie soll nichts darauf geben, was die Zeitungen verbreiten, es ist nicht ihr Verschulden, dass die Personen verschwunden sind.«
»Davon gehe ich auch nicht aus. Aber die Klinik und das diensthabende Personal werden ganz schön niedergemacht.«
Dylan schüttelte den Kopf. »So wird nur Angst und Panik geschürt. Was für eine miese Situation.« Sein Blick verschleierte sich und Lauren vermutete, dass er wieder an Alec dachte.
Es war ihr unmöglich, eine Entscheidung zu treffen. Die eine Hälfte ihres Herzens zog sie zu Vanessa, die andere zu Alec. Es stimmte sie traurig, Vanessa in dieser schlimmen Zeit nicht beistehen zu können. Würde sie sich allerdings entscheiden, zu ihr zu fliegen, würde sie an den Gefühlen ersticken, Alec im Stich zu lassen.
»Komm, Liebes. Lass uns fahren.«
Nach dem Besuch im Krankenhaus, der ihre Stimmung noch mehr in den Keller sacken ließ, weil es keine Fortschritte gab, griff Lauren erneut nach dem Handy und wählte Vanessas Nummer.
Nachdem dem Telefonat fühlte Lauren sich etwas besser. Vanessa hatte ihr von der kurzzeitigen Suspendierung erzählt, die mittlerweile aufgehoben war und ihr gesagt, dass die meisten Kollegen im Krankenhaus freundlich zu ihr waren, ihr keinerlei Verschulden an der Situation zuschrieben und dass man versuchte, den Alltag so gut wie möglich zu bewältigen. Die Klinik bewachten derzeit Zivilbeamte des CID und dieser Zustand sollte für einige Wochen aufrecht erhalten werden, um weitere Vorfälle zu vermeiden. Zur Unterstützung der Polizei hatte die Krankenhausleitung einen privaten Wachdienst engagiert, der auf jeder Station einen Posten aufgestellt hatte.
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