Verbotene Begierde (German Edition)
gewartet haben.«
»Aber nicht doch«, sagte er süffisant.
Sie glaubte ihm nicht.
»Wären Sie so freundlich, mich ins Präsidium zu einer Befragung zu begleiten? Oder bereitet es Ihnen Umstände?«
Vanessa schüttelte den Kopf. Je schneller, desto besser. »Benötigen Sie irgendwelche Unterlagen? Den Operationsbericht oder den Bericht meiner Nachtschicht?«
»Danke, die liegen uns bereits vor.«
Im Polizeipräsidium führte man sie in einen Aufenthaltsraum und ließ sie fast eine Stunde warten, bevor eine junge Polizistin in Uniform erschien und sie höflich aufforderte, ihr zu folgen.
Vanessa betrat ein Vernehmungszimmer. Priest und ein Kollege, der sich als Detective Chief Inspector Cipher vorstellte, erwarteten sie. Cipher – so nannte man allgemeinläufig eine person of no importance … In einer anderen Situation hätte sie über den Namen lächeln müssen. Sie setzte sich zum zweiten Male an diesem Tag auf einen lapidar mit der Hand zugewiesenen Platz.
Die Polizistin, die noch im Türrahmen stand, fragte, ob sie Kaffee oder sonstige Getränke bringen solle und Priest nickte. »Kaffee, bitte. Sie trinken doch welchen?«
Vanessa fand es unhöflich, dass er das erst wissen wollte, als seine Kollegin bereits die Tür geschlossen hatte, aber sie bestätigte. Ihr Magen brauchte etwas zum Verarbeiten.
»Ist es Ihnen genehm, wenn wir auf die Getränke warten?« Der Detective rückte ein Aufnahmegerät in der Mitte des Tisches zurecht und es dauerte nur kurze Zeit, bis sie einen dampfenden Plastikbecher vor sich stehen hatte.
Nach einer Belehrung über ihre Rechte und die Angaben zu ihrer Person forderte Priest sie zum Erzählen auf.
»Berichten Sie uns bitte die Vorkommnisse des vergangenen Freitags und der Nacht zum Samstag aus Ihrer Sicht, beginnend beim Antritt Ihrer Tagschicht.«
Vanessa hatte sich den Tagesablauf bereits in Erinnerung gerufen und die wichtigsten Eckpunkte gedanklich zurechtgelegt. Sie begann mit ihrer Auflistung, erzählte, wann sie zum Dienst erschienen war, welche Aufgaben sie im Laufe des Tages erledigt hatte und erwähnte die beiden Operationen, bei denen sie Doktor Baker assistiert hatte.
Priest unterbrach sie, um nach ihren Pausen zu fragen.
»Ich habe eine halbe Stunde Mittagspause gemacht zwischen 14:00 und 14:30 Uhr.«
»Wo waren Sie in dieser Zeit?«
»In der Personalkantine.«
»Hat Sie jemand dort gesehen?«
»Ja, mehrere Kollegen. Ich habe mit Doktor Bischoff und Frau Doktor Taylor beisammengesessen.«
»Hatten Sie weitere Pausen?«
»Eine von etwa fünfzehn Minuten. Da war ich im Ärztezimmer und habe eine Tasse Kaffee getrunken.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Doktor Morrison, Doktor Craven und Doktor Baker.«
»Okay, wie lief der Tag danach ab? Gab es besondere Vorkommnisse? Um 18:00 hätten Sie Feierabend gehabt, nicht wahr?«
»Ja. Bis zu meinem regulären Dienstende war nichts Außergewöhnliches.«
»Warum haben Sie sich entschieden, eine freiwillige Doppelschicht einzulegen? Ihr Klinikleiter hat uns darüber informiert, dass das nicht der gängigen Praxis entspricht und selbst für unfallträchtige Zeiten wie Silvester weitestgehend vermieden wird.«
»Das stimmt.«
»Was also hat Sie bewogen, diese Schicht zu machen?«
»Es ist von der Klinikleitung nicht verboten.«
»Das ist uns bekannt, beantwortet jedoch nicht die Frage.«
Vanessa kämpfte mit sich. »Nun gut. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mit Doktor Steven Donahue zu sprechen, in einer privaten Angelegenheit.«
»Worum ging es dabei?«
Das ging zu weit. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, den er nicht wahrnahm, weil er stur die Tischplatte fixierte und mit seinen Fingern spielte. Der Kerl machte sie nervös. Sie verschränkte die Finger ineinander, um nicht ebenfalls anzufangen, an der Nagelhaut zu zupfen.
»Es tut mir leid, aber diese Sache ist persönlich.«
»Hatte das nicht Zeit, bis Sie sich in Ihrer Freizeit treffen konnten?«
»Es war mir wichtig, es schnell zu erledigen.«
»Und hat sich eine Gelegenheit ergeben?«
»Nein. Als ich Doktor Donahue etwa eine Viertelstunde vor Mitternacht im Büro auf seiner Station aufsuchte, begann mein Pager zu piepsen und man rief uns in die Notaufnahme.«
»Wie ging es weiter?«
»Wir trafen mit einem anderen Kollegen gleichzeitig dort ein, Doktor Ross. Die diensthabende Pflegerin gab uns Kurzinformationen zu den Notfällen. Die Behandlung eilte und ich übernahm eine Verletzte in einem Aufnahmeraum mit Unterstützung
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