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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ließ sich auf einen Stuhl sinken und barg sein Gesicht in den Händen, wobei er die Finger in seinen dichten Locken vergrub.
    Nach einer Weile sagte Bowman: „Wäre es wirklich so schrecklich, Daisy zur Frau zu haben? Irgendwann müssen Sie heiraten. Und sie wird etwas mitbringen. Die Firma zum Beispiel. Nach meinem Tod besitzen Sie die Mehrheitsanteile.“
    „Sie werden uns alle überleben“, meinte Matthew dazu.
    Bowman lachte erfreut. „Ich möchte, dass Sie die Firma übernehmen“, wiederholte er. Es war das erste Mal, dass er so offen über dieses Thema sprach. „Sie sind mir ähnlicher, als alle meine Söhne es sind. In Ihren Händen wird die Firma besser aufgehoben sein als bei allen anderen. Sie haben eine Gabe – die Fähigkeit, einen Raum zu betreten und ihn zu beherrschen. Sie fürchten sich vor niemandem, und das wissen alle und achten Sie dafür.
    Heiraten Sie meine Tochter, Swift, und bauen Sie meine Fabrik. Wenn Sie zurückkehren, gebe ich Ihnen New York.“
    „Könnten Sie Rhode Island dazulegen? Es ist nicht sehr groß.“
    Bowman beachtete die spöttische Bemerkung gar nicht. „Meine Pläne mit Ihnen gehen weit über die Firma hinaus.
    Ich habe Verbindungen zu mächtigen Männern, und Sie sind deren Aufmerksamkeit nicht entgangen. Ich werde Ihnen helfen, alles zu erreichen, was Sie sich vorstellen können – und der Preis ist gering. Nehmen Sie Daisy, und zeugen Sie mit Ihr meine Enkelkinder. Das ist alles, was ich verlange.“
    „Das ist alles“, wiederholte Matthew benommen.
    Als Matthew vor zehn Jahren begonnen hatte, für Bowman zu arbeiten, hatte er niemals damit gerechnet, dass dieser Mann sein Ersatzvater werden könnte. Bowman war wie ein Bündel Dynamit – klein, rundlich und von so aufbrausendem Temperament, dass man eine seiner berüchtigten Tiraden vorhersagen konnte, wenn man sah, wie sein kahler Kopf rot anlief. Aber Bowman wusste geschickt mit Zahlen umzugehen, und wenn es darum ging, Menschen einzusetzen, so war er gleichermaßen klug wie berechnend. Zu jenen, die er mochte, verhielt er sich außerdem sehr großzügig, und er war jemand, der seine Versprechen einhielt und seine Verpflichtungen erfüllte.
    Matthew hatte viel von Thomas Bowman gelernt – wie man die Schwächen eines Gegners herausfand und zum eigenen Vorteil nutzte, wann man etwas beschleunigen und wann verzögern sollte. Und er hatte auch gelernt, dass es in Ordnung war, sich im Geschäftsleben aggressiv zu verhalten, solange man nicht wirklich grob wurde. Ein New Yorker Geschäftsmann – ein richtiger, kein Dilettant aus der Oberklasse – akzeptierte einen erst, wenn man ein gewisses Maß an Streitbarkeit bewiesen hatte.
    Gleichzeitig hatte Matthew gelernt, sein Temperament durch Diplomatie zu zügeln, nachdem er erfahren musste, dass er nicht unbedingt seinen Willen bekam, nur weil er einen Streit gewonnen hatte. Bei seinem zurückhaltenden Charakter war es ihm nicht leichtgefallen, charmant zu sein. Aber schließlich hatte er es geschafft und Charme als ein notwendiges Instrument angesehen, um seine Arbeit gut zu verrichten.
    Thomas Bowman hatte ihm dabei stets den Rücken gestärkt und ihn durch eine Reihe gefährlicher Transaktionen begleitet. Dafür war Matthew ihm dankbar gewesen. Und er konnte nicht anders, als seinen Arbeitgeber trotz dessen vieler Fehler zu mögen – denn in Bowmans Behauptung, sie seien einander ähnlich, steckte ein Fünkchen Wahrheit.
    Wie ein Mann wie Bowman allerdings zu einer Tochter wie Daisy kam, das war eines der größten Geheimnisse des Lebens.
    „Ich brauche ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken“, sagte Matthew.
    „Was gibt es da nachzudenken?“, widersprach Bowman. „Ich habe doch schon gesagt …“ Als er Matthews Miene sah, hielt er inne. „Schon gut. Schon gut. Vermutlich ist es nicht nötig, dass Sie sofort antworten. Wir reden später darüber.“
    „Hast du mit Mr. Swift gesprochen?“, fragte Lillian, als Marcus das Schlafzimmer betrat. Während sie auf ihn gewartet hatte, war sie eingeschlafen und versuchte jetzt, sich im Bett aufzusetzen.
    „Oh, ich habe mit ihm gesprochen“, gab Marcus ruhig zurück und zog den Überrock aus. Dann legte er das gut geschnittene Kleidungsstück über die Lehne des Louis-XIV-Stuhls.
    „Ich hatte recht, nicht wahr? Er ist abscheulich. Abstoßend. Erzähl mir, was er gesagt hat.“
    Marcus betrachtete seine schwangere Ehefrau, die mit dem langen, offenen Haar und den noch vom Schlaf schweren Lidern

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